Arbeit

Spannendes Buch über den Isaan

Arbeit

Die Missionare, die sich seit zwei Jahrhunderten bemühen, die Menschen im Isaan zum Christentum zu bekehren, haben bis heute wenig Erfolg gehabt. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass man hier nicht akzeptiert, den Zwang zur Arbeit als eine von Gott verordnete Strafe für die Menschen anzusehen, etwa nach dem Bibelwort "im Schweisse deines Angesichts sollst du dein Brot verdienen". Der normale Zustand ist nicht Arbeiten, sondern Nichtstun und wird nur dann durch Arbeit abgelöst, wenn es unbedingt erforderlich ist. Das liegt zum einen wohl daran, dass vor allem körperliche Arbeit in tropischen Regionen wesentlich mehr Energie erfordert als in gemässigten Zonen. Auch daran, dass auf dem Land, wo doch der grösste Teil der Bevölkerung wohnt, nur ein paar Wochen im Jahr Arbeit da ist, eben beim Reisanpflanzen und bei der Reisernte. Wir Europäer neigen leicht dazu, die an unserem Standard gemessene geringe Arbeitslust der Menschen hier als etwas Negatives anzusehen. Die Einstellung, nur soviel zu arbeiten, wie man zum Leben braucht und sich im übrigen nicht zu überanstrengen und das Leben zu geniessen, hat aber durchaus auch etwas Positives. Die Menschen hier leben nicht, um zu arbeiten, sondern arbeiten nur so viel, wie sie zum Leben brauchen.

Zweifellos sind aber im Isaan die Frauen fleissiger als die Männer. Auf ihren Schultern ruht nicht nur die tägliche Hausarbeit und das Aufziehen der Kinder, sondern die Männer überlassen ihnen auch herzlich gerne die meiste Feldarbeit.

Thais drücken sich auch gerne vor Aufgaben, die ihnen keinen Spass machen und keinen unmittelbaren Gewinn bringen. Der Farang, der versucht, sie zu etwas zu bewegen, das keinen unmittelbaren Gewinn an Geld oder "Gesicht" bringt, findet kaum Verständnis. Auch Thais in hohen oder einflussreichen Stellungen haben kaum Ehrgeiz, eine Aufgabe gut durchzuführen. Wichtig sind vor allem der Titel, die Statussymbole und das Geld, das eine Stellung einbringt. Erst wenn es darum geht, in die eigene Tasche zu wirtschaften, entwickeln sie eine sonst nicht vorhandene Erfindergabe und Aktivität.

Eine gnädige Natur sorgte im Isaan von jeher dafür, dass der Hunger auch ohne Arbeit gestillt werden konnte. Die Früchte wuchsen, ohne dass man die Bäume gross hegen musste, und die Flüsse waren voll von Fischen. Nur für den Reis musste man sich ein paar Wochen im Jahr plagen, beim Pflanzen und bei der Ernte. Daraus entstand im Laufe der Jahrhunderte eine Arbeitsmoral, die auch heute den Grundcharakter der Menschen bestimmt. Durch den Wechsel von der Natural- zur Geldwirtschaft hat sich allerdings in den letzten Jahrzehnten hier einiges geändert. Das heisst nicht etwa, dass man darauf scharf ist zu arbeiten, um Geld zu verdienen. Im Gegenteil, man erwartet auch hier, dass das Geld irgendwie von selbst kommt, etwa so wie Früchte und Fische. Der Farang, der gewohnt ist, eine Arbeit zügig anzupacken und durchzuführen, muss - wenn er nicht die Nerven verlieren will - etwas umschalten, wie folgende kleine Geschichte zeigt.

Günther Ruffert
Günther Ruffert

Günther Ruffert kam vor über zwei Jahrzehnten als Bauingenieur erstmals nach Thailand. Vor sieben Jahren baute er sich im Isaan bei Surin ein Haus, in dem er mit seiner thailändischen Frau und Tochter lebt. Die Familie kauft bei Bauern nach der Ernte Reis auf und gibt ihn an Grosshändler weiter. Zudem hat der jetzt 75jährige auf 150 Rai mit dem Zuckerrohranbau begonnen. Da Anbau und Ernte arbeitsintensiv sind, ist zeitweise die Hälfte der Dorfbewohner bei Ruffert beschäftigt. Der Deutsche spricht inzwischen fliessend Thai und versucht, sich dem alltäglichen Tagesablauf in seinem Dorf anzupassen. Im FARANG berichtet Günther Ruffert über das Leben in den Dörfern und die Jahrhunderte alten Sitten dieses Landes.

Wer mehr über das weitestgehend unbekannte Isaan erfahren möchte, sollte zu Rufferts neuem Buch greifen: "Ein Fenster zum Isaan" beschreibt den Alltag der Menschen im Nordosten aus unterschiedlichen Perspektiven. Das Buch kostet 395 Baht und ist in Pattaya in der FARANG Geschäftsstelle an der Thepprasit Road, in den Bookazine-Geschäften in der Royal Garden Plaza und im Central Festival Center/Big C, bei Amigo Tailor an der Soi Diamond und im Restaurant Braustube an der Naklua Road erhältlich.


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