Zeitungen kommentieren das Weltgeschehen am Sonntag

Foto: Adobe Stock/©elis Lasop
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«Die Welt» zu deutscher Impfpraxis bei Corona

Während in Israel Impf-Drive-ins reibungslos funktionieren, gelingt es Bezirksämtern in Hotspots wie Neukölln über Tage nicht einmal, die Zahlen von Neuinfektionen zu melden. Der Impfstoff fehlt allerorten, und wenn in Rendsburg-Eckernförde täglich 60 Impfdosen verimpft werden, dauerte es bis 2033, alle Einwohner zu bedienen. Das Scheitern der EU beim Einkauf ist das eine. Die Rücksichtnahme auf die Franzosen beim Erwerb des Impfstoffs das andere, Sparen beim Kauf der Impfdosen das nächste - während Hunderte Milliarden für Staatsunterstützungen verfeuert werden. Es ist eine Kette von Blamage und Inkompetenz, die Europa bloßstellen, auch wenn die Dänen zeigen, dass es trotz EU besser gehen kann. Und wir Deutschen wollen in Europa führen? Mit unserer Verwaltung, unseren Ämtern, unserer Faxgerät-Infrastruktur, unserer Business-as-usual-Bequemlichkeit?

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«Süddeutsche Zeitung» zu Streit rund ums Impfen

Hinterher ist man immer klüger - auch und vor allem der bayerische Ministerpräsident Markus Söder.

Der nicht offizielle Kanzlerkandidatenaspirant weiß jetzt, dass die EU-Kommission zu wenig vom richtigen Impfstoff bestellt und zu lange um einen guten Preis gefeilscht hat. Die Kritik so pauschal auf die EU zu konzentrieren, ist nicht fair. Denn lange Zeit war nicht klar, welches der Unternehmen überhaupt einen Impfstoff gegen das Coronavirus entwickeln kann und wer am schnellsten eine Freigabe von den Zulassungsbehörden bekommt. Die EU-Kommission versuchte das Risiko zu streuen und konzentrierte sich verständlicherweise unter den 40 potenziellen Herstellern auf die sechs aussichtsreichsten.


«Corriere della Sera»: London wird durch Brexit zum Polit-Rentner

ROM: Über die Folgen des Brexits und das angespannte Verhältnis Schottlands zu Großbritannien schreibt die italienische Zeitung «Corriere della Sera» aus Mailand am Sonntag:

«Der schottische Nationalismus existiert in seiner modernen Form seit dem Ende des Ersten Weltkriegs, als ein US-Präsident mit schottischen Wurzeln (Woodrow Wilson) und das Verschwinden von drei großen Reichen (österreichisch-ungarisch, russisch und osmanisch) die Identitätsgefühle vieler Völker, die mehr oder weniger von einer größeren Macht unterdrückt waren, anfachten. (...) Die Beziehungen zu England blieben jedoch sehr stark. Jede ethnische Gruppe der britischen Inseln (neben den Briten und Schotten sind die Waliser die Dritten) hat ihre eigene nationale Geschichte; aber alle sind seit langem durch ein gemeinsames Gefühl des Stolzes verbunden. Zusammen bauten sie das britische Empire auf (...).

Aber der Brexit hat die Lage komplett verändert. Nach dem Austritt aus der EU verzichtet London darauf, das große historische Erbe des Vereinigten Königreichs in das Europa Brüssels einzubringen. Es wird nun ein kleiner Staat in Nordeuropa sein, eine Art politischer Rentner der Großen Welt und den skandinavischen Ländern (Dänemark, Norwegen und Schweden) viel ähnlicher als den ehrgeizigeren Staaten Kontinentaleuropas. Ein großer Teil Schottlands möchte dieses Schicksal nicht teilen (...).»


«Observer»: Xi Jinping könnte eine gefährliche Krise vermeiden

LONDON: Die Londoner Sonntagszeitung «The Observer» kommentiert die Reaktionen des Westens auf den als aggressiv empfundenen Vormarsch Chinas in der Welt:

«Die zur Diskussion stehenden Maßnahmen reichen von Sanktionen gegen Einzelpersonen bis hin zum Verbot chinesischer Investitionen in strategische Industrien und neuen Gesetzen, die den Handel in beide Richtungen an die Einhaltung von Menschenrechten knüpfen. (Der künftige US-Präsident) Joe Biden, der China als «strategischen Konkurrenten» betrachtet, schlägt eine Allianz der Demokratien vor, um dessen globalen Einfluss entgegenzuwirken. Wie Großbritannien planen die USA eine weitere Verschiebung ihrer politischen Ausrichtung auf den Indo-Pazifik.

Ein Großteil der westlichen Schmähungen, mit denen Peking überhäuft wird, resultiert aus dessen eigenen Handlungen und ist völlig verdient. Eine potenziell gefährliche Krise kann vermieden werden, wenn (Chinas Staatschef) Xi Jinping einen Schritt zurückgeht. Es wäre in seinem Interesse, dies zu tun. Denn mehr als andere Faktoren haben seine aggressiv nationalistische, expansive Politik im Ausland und seine Mao-ähnliche Diktatur im eigenen Land die Verschlechterung der Beziehungen vorangetrieben.»


«Sonntagszeitung»: Auch nach dem Brexit keine Ruhe für Großbritannien

ZÜRICH: Die Schweizer «Sonntagszeitung» blickt auf Großbritannien nach dem Vollzug des Brexit:

«Wie viel an wirtschaftlichen und politischen Einbussen wird Johnsons «harter Brexit» seinem Land letztlich bescheren? Dazu kommen andere Schwierigkeiten, die sich die Brexiteers geschaffen haben. Wie die Tatsache, dass Nordirland jetzt de facto einem anderen Zollbereich zugehört als der Rest des Landes. Und welche Folgen diese Form «stiller» irischer Einheit einmal haben wird.

Wie sehr das Verhältnis zu Europa die britische Politik weiter bestimmen wird, dürfte sich aber am dramatischsten im erneuten schottischen Bemühen um Unabhängigkeit zeigen - und im Verlangen vieler Schotten, ihr Land zurück in die EU zu führen. Kein Mensch weiß, wie diese Schlacht einmal ausgehen wird. Klar ist zu Beginn dieses neuen Jahres aber schon eines: nämlich, dass Britannien in Sachen Brexit auch post Brexit nicht zur Ruhe kommt.»

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