Zeitungen kommentieren das Weltgeschehen am Samstag

Foto: Adobe Stock/©elis Lasop
Foto: Adobe Stock/©elis Lasop

«NZZ»: Echte Sicherheit nur durch Frieden mit den Palästinensern

ZÜRICH: Die «Neue Zürcher Zeitung» kommentiert am Samstag das Abkommen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten:

«Im Konflikt mit den Palästinensern bleibt es beim Status quo: Israel muss keine der vielen Siedlungen räumen, hält die faktische Besetzung des Westjordanlands weiterhin aufrecht, und der Gazastreifen bleibt isoliert. Die tragische Gestalt dabei ist der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, der entgegen der Behauptung von vielen israelischen Kommentatoren immer seine Bereitschaft zu einem Friedensschluss signalisiert hat. (...)

Was die Emirate im Gegenzug für ihre Öffnung gegenüber Israel bekommen, ist bis jetzt allerdings nicht klar. Verbündete wie Ägypten, Bahrain und Oman begrüßten das Abkommen. Auch sie unterstrichen dabei, dass es ein Schritt in Richtung Frieden sei. Ähnlich äußerten sich mehrere europäische Regierungen und UN-Vertreter. Gelänge es den Emiraten damit, dem Friedensprozess neues Leben einzuhauchen, hätten sie tatsächlich viel erreicht. Aber echte Sicherheit wird es für Israel erst geben, wenn es Frieden mit den Palästinensern schließt, wie immer dieser dann aussehen mag. Das wäre dann wirklich eine neue Ära.»


«Magyar Nemzet»: Europa braucht USA nicht zur Verteidigung

BUDAPEST: Zur geplanten Verlegung von US-Truppen aus Deutschland nach Polen schreibt die regierungsnahe ungarische Tageszeitung «Magyar Nemzet» am Samstag:

«Es schadet nicht daran zu erinnern, dass die USA und die Sowjetunion sich zuletzt auf dem Festland vor 30 Jahren im (damals) geteilten Deutschland gegenübergestanden haben. (...) Später, als die sowjetischen Truppen infolge der deutschen Wiedervereinigung nach Hause gingen - während die amerikanischen Divisionen auf deutschem Boden blieben -, hatten wir praktisch keinerlei Hinweis darauf, dass irgendeine reguläre Streitkraft den Frieden in der Region gefährden würde. Plötzlich aber taucht 2020 eine mögliche - oder nur imaginäre, nicht konkret sachlich begründete - Gefährdungsvision auf und die amerikanische Grüne - nicht Rote - Armee wird nach Polen verlegt, damit schon wieder nur eine Grenze die russischen und amerikanischen Landstreitkräfte trennt. Der Verdacht kommt auf, dass Amerika mit diesem Schritt nicht an einer Vermeidung des Konflikts interessiert ist, sondern an dessen Anfachung. (...)

Warum scheint es für Washington unvorstellbar, dass die betroffenen Nationen Europa, dessen Frieden und natürlich auch dessen traditionelle Kultur und Identität nicht ohne die aus Amerika geführte Armee verteidigen kann? Noch dazu ist die amerikanische Mentalität auf unserem Kontinent fremd, wenngleich dieser damit durch das Internet stark infiziert wird, wogegen wir uns immer weniger wehren können. Also sollten wir hier in der Mitte Europas dieses Sprichwort nicht vergessen: «Gott schütze uns vor unseren Freunden, denn vor unseren Feinden verteidigen wir uns selbst.»»


«La Repubblica»: USA profitieren von der neuen Allianz im Nahen Osten

ROM: Zum Abkommen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie der Rolle der USA dabei schreibt die italienische Zeitung «La Repubblica» am Samstag:

«Die Trump-Regierung hat mit ihrer Arbeit an einem Beziehungsgeflecht zwischen sunnitischen Arabern und Israel ein Abkommen zustande gebracht, das Washington zum Epizentrum eines potenziellen regionalen Bündnisses mit zwei Zielen macht: der Eindämmung des Irans und dem Aufbau eines Netzwerks für Wirtschaftswachstum durch eine Kombination der Hochtechnologie Israels mit den sunnitischen Energieressourcen. Für die USA ist dies ein Erfolg, der es dem Land ermöglicht, nach den vielen Rückschlägen, die es durch Wladimir Putins Russland erlitten hat - von Syrien bis Libyen -, wieder strategischen Raum zu gewinnen. Und dies erklärt den Applaus von Joe Biden, Donald Trumps demokratischem Rivalen bei den US-Präsidentschaftswahlen, zu der Vereinbarung zwischen Benjamin Netanjahu und (Mohammed) bin Said.»


«De Telegraaf»: Ein frischer Wind im Nahen Osten

AMSTERDAM: Zum Abkommen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) heißt es am Samstag in der niederländischen Zeitung «De Telegraaf»:

«Damit weht ein frischer Wind durch den Nahen Osten. Die arabischen Länder hatten stets gefordert, dass sich Israel aus den besetzten Gebieten zurückzieht, so dass ein palästinensischer Staat mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt gebildet werden kann. Nun aber braucht Ministerpräsident Benjamin Netanjahu als Gegenleistung für diplomatische Beziehungen keinen Zentimeter Land aufzugeben, sondern muss nur seine ohnehin zweifelhaften Annexionspläne auf Eis legen.

Die Palästinensische Autonomiebehörde fühlt sich verraten und hat ihren Botschafter aus den Emiraten abgezogen. Auch der Iran und die Türkei reagierten wütend. Ankara erwägt gar, die Beziehungen zu Abu Dhabi abzubrechen. Lob kam hingegen aus Saudi-Arabien, Ägypten, dem Oman und Bahrain. Damit sind die Trennlinien im Nahen Osten erneut offengelegt worden: Die islamistisch-schiitischen Länder gegenüber den sunnitischen, die überwiegend gemäßigter sind, wenngleich durchaus auch autoritär.»


«The Times»: Verhalten der Türkei ist nicht zu rechtfertigen

LONDON: Die Londoner «Times» kommentiert am Samstag den Streit zwischen der Türkei und Griechenland um Erdgas im östlichen Mittelmeer:

«Die Gefahr eines Krieges war seit der türkischen Invasion in Zypern im Jahr 1974 nicht mehr so groß wie heute. Auslöser ist der konkurrierende Anspruch beider Länder auf Rohstoffressourcen im östlichen Mittelmeer. Doch der tiefere Grund ist das launenhafte Verhalten des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Die Nato-Verbündeten und die Europäische Union, der Griechenland angehört und mit der die Türkei durch eine Zollunion verbunden ist, sollten auf Verhandlungen drängen. Aber Streitschlichtung sollte nicht mit Äquidistanz (einem gleichen politischen Abstand zu beiden Seiten) verwechselt werden. Die Ansprüche der Türkei und ihr Verhalten sind nicht zu rechtfertigen. Griechenland kann von seinen Verbündeten durchaus erwarten, dass sie Erdogan das erklären, der - wie sein Verbündeter Wladimir Putin - gewöhnlich eine waghalsige Politik betreibt.»

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.