Zeitungen kommentieren das Weltgeschehen am Samstag

Foto: Adobe Stock/©elis Lasop
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«Berliner Morgenpost» zu Fußball-EM der Frauen

Mitreißende Darbietungen auf dem Rasen, sympathische Auftritte bei Interviews, Rekord-Einschaltquoten und nicht enden wollende Beifallsstürme vieler Experten.

Ganz Deutschland ist dieser Tage entzückt, welche überragende EM die deutschen Fußballfrauen in England spielen. Am Sonntag können sie vor 87.000 Zuschauern im legendären Wembley-Stadion das Turnier mit dem EM-Titel krönen und damit dann endgültig zu Heldinnen aufsteigen. Noch nie hat die DFB-Auswahl übrigens ein EM-Finale verloren. Diese EM sollte, nein, sie muss auch der Bundesliga einen Schub verleihen. Anders als nach der Heim-WM 2011, wo viele Effekte verpufft sind, sollte die Begeisterung nun anhalten. In den Vereinen muss in den zuständigen Abteilungen weiter professionalisiert werden. Damit der EM-Hype auch im Alltag ankommt.


«The Times»: Westen muss Energieinfrastruktur ausbauen

LONDON: Angesichts steigender Gaspreise plädiert die Londoner «Times» am Samstag für eine stärkere Diversifizierung der Energiequellen:

«Fracking sollte Teil einer nationalen Energiestrategie sein, um die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Das ist zugegebenermaßen ein langfristiges Ziel, wobei es auch viele Jahre braucht, um Kernkraftwerke zu entwickeln, während Kohlekraftwerke umweltschädlich sind. Es muss eine Wende zu den erneuerbaren Energiequellen wie Wind, Sonne und Gezeiten geben. Aber das sind keine kurzfristigen Lösungen, zumal die Preise für Materialien zum Bau solcher Anlagen steigen.

Dennoch gibt es Dinge, die westliche Regierungen gemeinsam tun können. Um die Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren, müssen sie in den Ausbau der Energieinfrastruktur investieren. So hat Litauen vor zehn Jahren mit Kreditgarantien Flüssiggas-Anlagen gebaut, was bedeutet, dass es heute ohne russisches Gas auskommt. Deutschland ist zu Recht dafür kritisiert worden, dass es jahrelang russische Energielieferungen mit offenen Armen begrüßte, doch heute investiert es in ähnliche Projekte.»


«Tages-Anzeiger»: Schweiz sollte Verhältnis zur EU entkrampfen

ZÜRICH: Der Zürcher «Tages-Anzeiger» kommentiert am Samstag das Verhältnis zwischen der Europäischen Union und der Schweiz:

«Es gibt Anzeichen, dass die ungeklärte Beziehung Schweiz-EU das Abwenden der Energiekrise erschwert, etwa beim Aushandeln eines Gasvertrags mit Deutschland, wie die «Aargauer Zeitung» zuerst berichtete. Aus dieser Falle muss die Schweiz schnellstens herauskommen, und dafür müssen sich alle bewegen - die Gewerkschaften, die Wirtschaft, der Bundesrat (Regierung der Schweiz).

Anders gesagt: Eine neue Neutralitätsdoktrin genügt nicht, um der Krise entgegenzutreten. Zur Neupositionierung der Schweiz gehört, dass sie ihr Verhältnis zur EU entkrampft. Nur so wird es gelingen, dass man etwa Entwürfe von Sanktionen gegen Russland im Vertrauen vorab zu sehen bekommt, statt die Informationen nachträglich im Internet suchen zu müssen. Zwischen Bern und Brüssel braucht es Nähe und Vertrauen.»


«NZZ»: Rüstungsgeschäfte helfen Taiwan mehr als US-Reisediplomatie

ZÜRICH: Zur möglichen Taiwan-Reise der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, meint die «Neue Zürcher Zeitung» am Samstag:

«Pelosis Visite hingegen lässt sich kaum anders deuten, als dass die USA einen Schritt in Richtung Anerkennung von Taiwans Eigenstaatlichkeit machen wollen. Das steht im Widerspruch mit der zwar unbefriedigenden, aber erfolgreichen Ein-China-Politik der vergangenen fünfzig Jahre. (...)

Viel wichtiger wäre, Taiwan in aller Stille zu helfen, seine Verteidigungsfähigkeit zu verbessern. Russlands Überfall auf die Ukraine hat die Bedeutung bestimmter Waffen gezeigt, von Antischiffsraketen bis hin zu Präzisionsartillerie. Die Inselrepublik weist hier noch erschreckende Lücken auf. Doch diese kann man schließen - und damit die Gefahr einer Invasion mindern. Mit der Bewilligung solcher Rüstungsgeschäfte kann der Kongress Taiwan wirkungsvoller beistehen als mit einem Händedruck in Taipeh, der von einer selbstverschuldeten Krise überschattet wird. Letztere kann Pelosi immer noch abwenden, indem sie eine Unpässlichkeit vorgibt oder ihren Besuch auf nächstes Jahr verschiebt. Sie wird dann aller Voraussicht nach nicht mehr die Nummer drei der amerikanischen Politik sein.»


«Die Presse»: Schockwellen nach dem Suizid der Ärztin

WIEN: Zum Suizid einer Ärztin in Österreich, die von Impfgegnern und Coronaleugnern bedroht wurde, schreibt die Wiener Zeitung «Die Presse»:

«Die Schockwellen, die der Suizid von Lisa-Maria Kellermayr durch die Politik, die Gesellschaft jagt, darf nicht verhallen und muss genutzt werden. Für eine Neuaufstellung bei der Ermittlungsarbeit im digitalen Umfeld, damit das «Darknet» nicht mehr als Grund genannt werden kann, um die Tätersuche einzustellen. Die Politik muss erkennen, dass länderübergreifende Ermittlungen in Zeiten von Social-Media und Online-Plattformen mehr vernetzt werden müssen. Je vernetzter eine Gesellschaft, umso vernetzter auch die Behörden. Und die entscheidenden Stellen müssen einsehen, dass Hasskommentare, -Mails sowie Bedrohungen im Internet sehr wohl Auswirkungen in der realen Welt haben.»

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