Zeitungen kommentieren das Weltgeschehen am Mittwoch

Zeitungen kommentieren das Weltgeschehen am Mittwoch

«La Repubblica»: Covid-Impfung ist für Putin Bühne für Kalten Krieg

ROM: Zur Zulassung eines Covid-19-Impfstoffs in Russland und zur Bedeutung für Präsident Wladimir Putin und die Welt schreibt die italienische Tageszeitung «La Repubblica» am Mittwoch:

«Das Ziel ist im Grunde dasselbe: den Westen, Europa und die Vereinigten Staaten (und in Sachen Impfstoff auch China) bezwingen, die Überlegenheit von Putins Russland unterstreichen, die erträumte Wiedergeburt der UdSSR und diese als Supermacht all jenen vorhalten, die sie schon als «Regionalmacht» (das Copyright hat Obama) runtergespielt haben. Der Weltraum war die wichtigste Bühne des ersten Kalten Krieges. Die Impfung gegen das Coronovirus ist es für den zweiten, bei dem man meinte, dass Trump und Xi die Hauptdarsteller sein werden. Unterschätze nie Putin, diesen Fuchs, der im KGB geformt und in den trüben Jahren von Jelzin abgehärtet wurde. (...)

Sputnik I hat die Welt erschüttert und die Meinungen von der militärischen und technologischen Übermacht der USA ins Wanken gebracht. Auch Sputnik V, wie Putin den Impfstoff getauft hat, schüttelt die Welt durch. (...) Auch hier verschmilzt die Wissenschaft mit der Politik. So wie es schon beim ersten Kalten Krieg war, als der Westen, damals vor allem die USA, die UdSSR ein- und überholte im Rennen ins All, so könnte Russland auch heute, im zweiten Kalten Krieg, ein- und überholt werden beim Wettlauf zum Impfstoff. Nicht im Namen der Ideologie, wie es im Weltraum war. Aber im Namen des Vertrauens und der Glaubwürdigkeit der Wissenschaften.»


«Washington Post»: Harris erfüllt die wichtigsten Kriterien

NEW YORK: Zur Nominierung der Senatorin Kamala Harris als Vizepräsidentschaftskandidatin der US-Demokraten für die Wahl im November schreibt die «Washington Post» am Mittwoch:

«Von dem Augenblick an, als der frühere Vizepräsident Joe Biden mutmaßlicher Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei wurde, zeichnete sich die wichtigste Qualifizierung seines Running Mate ab: Dass sie oder er darauf vorbereitet ist, als Präsident zu dienen. Die Senatorin Kamala D. Harris, die kalifornische Demokratin, die Biden am Dienstag als seine Wahl bekannt gab, besteht den Test. (...) Sie wurde im bevölkerungsreichsten Bundesstaat dreimal gewählt. Als Kaliforniens Generalstaatsanwältin (...) erwarb sie Regierungserfahrung und Respekt für ihre Klugheit und ihr Verwaltungsgeschick. Als Senatorin gewann sie Washington-Erfahrung. Und als Bewerberin um die Präsidentschaftskandidatur im letzten und in diesem Jahr war sie dem Druck der Wahlkampftour und der Debattenbühne ausgesetzt.

Es ist ein Plus für die Nation, dass die qualifizierte Person, für die sich Mr. Biden nach einem recht langen Prozess entschieden hat, auch - wie von ihm versprochen - eine Frau ist und eine nicht-weiße Frau, die Tochter einer Mutter aus Indien und eines Vaters aus Jamaika. Sie sieht sich als Afroamerikanerin und wäre damit die erste Frau und die erste schwarze Frau im Amt des Präsidenten oder Vizepräsidenten. Es ist an der Zeit.»


«Verdens Gang»: Hohe Erwartungen an Kamala Harris

OSLO: Die norwegische Boulevardzeitung «Verdens Gang» (Oslo) kommentiert am Mittwoch die Wahl von Kamala Harris als Vizepräsidentschaftskandidatin der Demokraten bei der US-Wahl im November:

«Kamala Harris soll Joe Biden geben, was ihm fehlt: Energie, Farbe, Zukunft und Anziehungskraft bei jüngeren Frauen. Trump äußerte sich in der Nacht, er sei überrascht von der Wahl von Harris als Bidens Vizepräsidentschaftskandidatin. In dem Fall ist er der einzige in der US-Politik. Harris war die sonnenklare Favoritin. Sie ist relativ jung, sie ist energisch. Sie hat Biden früher scharf kritisiert, was sowohl ihm als auch ihr Glaubwürdigkeit verleiht. Sie ist bereit, zu übernehmen, wenn dem älteren Kandidaten etwas geschieht. Sie hat schwerwiegende politische Erfahrung. Es knüpfen sich also große Erwartungen an die Kandidatur von Harris - bei einer der wichtigsten Präsidentschaftswahlen der US-Geschichte.»


«Nepszava»: Orbans Kumpanei mit Lukaschenko folgt zynischem Kalkül

BUDAPEST: Die oppositionelle Budapester Tageszeitung «Nepszava» kommentiert am Mittwoch das kumpelhafte Verhältnis, das der rechtsnationale ungarische Regierungschef Viktor Orban zu Alexander Lukaschenko und anderen autoritären Herrschern in der Welt pflegt:

«Seine Gesten gegenüber Lukaschenko, (dem philippinischen Präsidenten Rodrigo) Duterte und (dem ehemaligen mazedonischen Regierungschef Nikola) Gruevski bedeuten (...) nichts anderes als komplizenhafte Absprachen zwischen zynischen Machtmenschen. Nach dem Motto «Heute helfe ich dir, morgen du mir» werden da Rattenlinien (für eine eventuelle Flucht wie für den in Ungarn mit Asyl ausgestatteten Justizflüchtling Gruevski) und noch schlimmere Verratshandlungen ausgedealt. Es mag ja tatsächlich sein, dass die Völker von Ungarn und Belarus (Weißrussland) einander nahe sind, wie dies Viktor Orban anlässlich seines Besuchs (im Juni) bei seinem Kumpel (Lukaschenko) in Minsk behauptete. Doch gerade in diesen Tagen (der brutal unterdrückten Proteste gegen einen mutmaßlichen Wahlbetrug) stellt sich heraus, dass das Volk von Belarus die Nase voll hat von Orbans dortigem Freund. Der ist derselbe Gauner wie schon vor 5, 10 oder 25 Jahren, nur dass die Kartoffeln jetzt nicht mehr so billig sind.»


«Latvijas Avize»: Belarus wacht auf!

RIGA: Zur Lage im benachbarten Belarus (Weißrussland) nach der Präsidentenwahl schreibt die national-konservative lettische Tageszeitung «Latvijas Avize» am Mittwoch:

«Der 65-jährige grauschläfige Batka kann Weißrussland nicht mehr an der Kette halten und in einer ewigen Schicht antarktischen Eises konservieren, fernab von Europa und Demokratie. Viele Jahre lang waren die Weißrussen ziemlich unpolitisch, apathisch langsam, nicht aufmüpfig und teilweise russifiziert - sie lebten immer noch wie in Sowjetunion, in einem geschlossenen Raum, aber genährt und in einer gewissen sozialen Sicherheit. (...) Doch 26 Jahre ohne Veränderung im Gefängnis waren selbst für eine geduldige Nation zu lang. Belarus wacht auf - guten Morgen! Willkommen in einer neuen Realität.»


«Hospodarske noviny»: Westen darf in Hongkong nicht wegsehen

PRAG: Die liberale Wirtschaftszeitung «Hospodarske noviny» aus Tschechien schreibt am Mittwoch zur Entwicklung in Hongkong:

«Mit der Festnahme des Hongkonger Medienmoguls Jimmy Lai demonstriert Peking, dass jeder verklagt und schikaniert werden kann, unabhängig von seiner gesellschaftlichen Stellung. Die Paragrafen des neuen Sicherheitsgesetzes über Umsturzversuche und Verschwörung mit fremden Mächten können als Vorwand für alles Mögliche dienen. Es reicht aus, sich öffentlich über etwas zu beschweren oder einen kritischen Artikel in einer ausländischen Zeitung zu publizieren. (...) Wenn sich der Westen mit Chinas Druck auf Hongkong und seinen Verstößen gegen die Abmachungen von 1997 abfinden sollte, würde das Peking nur dazu herausfordern, sich auch auf anderen Gebieten nicht länger zurückzunehmen. China unter Staats- und Parteichef Xi Jinping würde nur zu gerne seine Einflusssphäre auf Taiwan ausweiten und die strategischen Seewege im Südchinesischen Meer kontrollieren.»


«MK»: Für Russland ist der Impfstoff eine Prestigesache

MOSKAU: Zur Registrierung des russischen Impfstoffs gegen das Coronavirus schreibt Moskauer Boulevardzeitung «Moskowski Komsomolez» («MK») am Mittwoch:

«Natürlich ist es eine Sache des Prestiges eines Landes, der erste bei der Entstehung eines Impfstoffes gegen einen Pandemie auslösenden Virus zu sein. Viele Ärzte sind jedoch erstaunt, weil die Eile bei der Entwicklung solcher Stoffe, gelinde gesagt, fehl am Platz ist. Selbst bekannte russische Virologen erklären offen, dass sie sich selbst nicht einen «rohen» Impfstoff spritzen lassen wollen und nicht zulassen, dass ihre Familien geimpft werden. Ausländische Pharmaunternehmen haben auch schon an die russischen Behörden appelliert, die Registrierung des Impfstoffes nicht zu überstürzen der noch eine Reihe an signifikanten klinischen Studien nicht durchlaufen hat (und das ist auch für niemanden ein Geheimnis).»


«Le Figaro»: Putins Impfstoff könnte sich als gefährlich erweisen

PARIS: Russland lässt als weltweit erstes Land einen Corona-Impfstoff zu - das kommentiert die konservative französische Tageszeitung «Le Figaro» am Mittwoch

«(Russlands Präsident) Wladimir Putin hat die Öffentlichkeit aufgerüttelt, indem er den "ersten" zugelassenen Impfstoff gegen Covid-19 angekündigt hat. Ein Paukenschlag - das Medikament wurde "Sputnik V" (Sputnik 5) getauft -, der an die schönsten Stunden sowjetischer Wissenschaft während des Kalten Krieges erinnert. (...)

Indem er die Markteinführung (des Impfstoffs) in seinem Land genehmigt, bevor die für die Freigabe unverzichtbaren Testphasen beendet wurden, setzt Putin seine Bevölkerung einem Produkt aus, das sich als ineffizient oder sogar als gefährlich erweisen könnte. (.)

Putin hätte sich aus Vorsicht daran erinnern müssen, dass Sputnik Moskau zwar einen ersten Sieg bei der Eroberung des Weltraums brachte, die Sowjets (aber) das Rennen verloren haben und es niemals geschafft haben, einen Fuß auf den Mond zu setzen.»


«Wall Street Journal»: Biden-Wähler stimmen auch über Nachfolge ab

NEW YORK: Zur Entscheidung des designierten Präsidentschaftskandidaten der US-Demokraten, Joe Biden, gemeinsam mit der Senatorin Kamala Harris bei der Wahl im November ins Rennen zu gehen, schreibt das «Wall Street Journal» am Mittwoch:

«Mr. Bidens Entscheidung ist besonders wichtig, weil er mit 78 Jahren am Tag der Vereidigung der älteste Präsident wäre. Die Sterbetafeln und seine nachlassende Geistesschärfe legen nahe, dass er nicht für eine Wiederwahl antreten würde, angenommen er hält eine volle Amtszeit durch. Amerikaner, die Mr. Biden auf seiner Wahlkampftour beobachtet haben - und wie ihn seine Berater vor Medienfragen schützen - sind schlau genug zu wissen, dass sie bei einem Votum für Mr. Biden auch dessen Running Mate als möglichen Präsidenten wählen.

Ms. Harris sticht besonders hervor als Beispiel für amerikanische Aufstiegschancen, vor allem für Einwanderer. Ihr Vater ist ein in Jamaika geborener Stanford-Ökonom. Ihre in Indien geborene Mutter war eine Brustkrebsforscherin an der University of California in Berkeley. Selbst als das Land weniger rassentolerant war als jetzt, machten beide Elternteile erfolgreich Karriere und konnten ihrer Tochter Chancen eröffnen, selbst als sie sich scheiden ließen. Sie hat das Beste daraus gemacht. Wie Barack Obama, ist Ms. Harris Erfolg der lebende Gegenbeweis zur linken Kritik von Amerika als einem repressiven, rassistischen Land.»


«De Telegraaf»: Wenig Grund zur Freude

AMSTERDAM: Russland hat als erstes Land der Welt einen Impfstoff gegen das Coronavirus zugelassen. Dazu meint die Amsterdamer Zeitung «De Telegraaf» am Mittwoch:

«Westliche Wissenschaftler sind reichlich skeptisch. Die Forschungsdaten sind geheim, und der vermeintliche Impfstoff ist nicht in großem Maßstab getestet worden. Die so genannte dritte Testphase, in der der Impfstoff an Tausenden von Menschen ausprobiert wird, hat Russland der Einfachheit halber übersprungen. Offenbar hielt man es für wichtiger, als Erster einen Impfstoff für sich beanspruchen zu können.(...)

Auf ein ganz anderes Risiko weist der ehemalige Spitzenfunktionär der US-Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde (FDA), Scott Gottlieb, hin. Er befürchtet, dass die Ankündigung Moskaus Teil einer Desinformationskampagne ist, die darauf abzielt, die USA dazu zu bewegen, ihren eigenen Impfstoff - schneller als es zu verantworten ist - mit allen damit verbundenen Risiken auf den Markt zu bringen. Vorerst gibt es wenig Grund zur Freude.»


«The Guardian»: Harris steht für Zukunft eines Einwandererlandes

LONDON: Zur Nominierung der Senatorin Kamala Harris als Vizepräsidentschaftskandidatin der US-Demokraten für die Wahl im November heißt es am Mittwoch im Londoner «Guardian»:

«Ähnlich wie Barack Obama während der Großen Rezession bräuchte Joe Biden jemanden im Weißen Haus, der bereit ist, die Aufgaben zu erledigen, für die der Chef zu beschäftigt ist. Doch Biden wählte keinen anderen Biden, sondern einen anderen Obama: Eine Person, die die Zukunft eines Landes von Einwanderern repräsentiert und tief verwurzelt ist in der harten Arbeit, das Unrecht in Amerika zu beheben.

Biden und sein Team haben nahegelegt, dass er in der Politik der Demokraten eine Übergangsphase repräsentiert. Das ist vernünftig für jemanden, der im Alter von 78 Jahren als US-Präsident eingeschworen werden könnte. (...)

Nach vier Jahren als Vizepräsidentin haben wir vielleicht immer noch keine Antwort auf die Frage, ob Harris eine Politikerin der Mitte ist oder nicht. Aber in weniger als drei Monaten werden wir die Antwort auf die Frage kennen, welche Zukunft amerikanische Wähler für sich und ihr Land wollen.»


«De Standaard»: Eine außergewöhnliche Chance

BRÜSSEL: Zur Nominierung von Kamala Harris als Vizepräsidentschaftskandidatin der US-Demokraten heißt es am Mittwoch in der belgischen Zeitung «De Standaard»:

«Der Einwanderertochter Kamala Harris bietet diese Wahl eine außergewöhnliche Chance. Joe Biden wird in diesem Jahr 78. Die Versuche von Republikanern, ihn als dement darzustellen, fruchten zwar nicht. Aber sein Alter merkt man ihm schon an. In vier Jahren kann viel geschehen. Die Amerikaner brauchen deshalb eine Persönlichkeit als Vizepräsidenten, der sie zutrauen, die Führung des Landes von einem Tag zum anderen übernehmen zu können.

Zudem ist es eher unwahrscheinlich, dass Biden bis zu seinem 86. Präsident bleiben will. Die Bezeichnung «Präsident für eine Amtszeit» scheint ihm auf den Leib geschrieben zu sein. Das macht seinen Vizepräsidenten zum Topfavoriten für die Präsidentschaftskandidatur 2024. Für Harris könnte dies also das Sprungbrett sein, die erste Präsidentin der USA zu werden.

Das ist aber Zukunftsmusik. Kurzfristig setzt Biden offensichtlich darauf, dass die Kämpfermentalität und die politische Erfahrung von Harris ihm helfen, Donald Trump zu schlagen. Und darauf, dass sie eine treue Mitarbeiterin für die kommenden Jahre wird.»


«Rzeczpospolita»: EU und USA lassen Belarus allein

WARSCHAU: Die Lage in Belarus nach der Präsidentenwahl kommentiert die konservative polnische Tageszeitung «Rzeczpospolita» am Mittwoch:

«Diese Tage entscheiden über das Schicksal von Belarus in den kommenden Jahren, vielleicht sogar Jahrzehnten. Aber nicht nur das. Die Ereignisse dort verfolgen auch die Bürger in vielen autoritär regierten Ländern der Welt, von Zentralasien bis Nordafrika. Sie wollen sehen, ob auch sie für die Demokratie kämpfen sollten, denn die Belohnung ist Hilfe aus dem Westen und ein besseres Leben. Leider glänzen in diesem Moment sowohl die EU als auch Amerika durch Abwesenheit. Beide gingen nicht über die Standard-Appelle (an Minsk) hinaus, auf Gewalt zu verzichten und den Wählerwillen zu respektieren.

Weder Angela Merkel noch Emmanuel Macron haben bei Swetlana Tichanowskaja angerufen. Die wichtigste Rivalin von Alexander Lukaschenko blieb ohne Unterstützung, gab dem Druck des KGB nach und verließ das Land. Donald Trump, der sich sonst in die unwichtigsten Sachen per Twitter einmischt, befand offenbar, dass Belarus nicht einmal einen 280-Zeichen-Kommentar wert ist.»


«La Vanguardia»: Weißrussen sagen basta

BARCELONA: Die spanische Zeitung «La Vanguardia» kommentiert am Mittwoch die Lage in Belarus:

«Alexander Lukaschenko gilt als letzter Diktator Europas. Er regiert Belarus (Weißrussland) seit 1994 und wurde sechsmal wiedergewählt, immer mit mehr als 80 Prozent der Stimmen und immer unter dem Verdacht des Wahlbetrugs. Der Sonntag war da keine Ausnahme und er erhielt offiziell 80,2 Prozent der Stimmen. Aber diesmal scheinen die Weißrussen basta gesagt zu haben. (...)

Der Diktator befindet sich noch in einer Position der Stärke, aber wenn die Protestbewegung auch in den kommenden Tagen den Druck auf den Straßen aufrechterhalten kann, könnte sich ein immer härteres Vorgehen der Polizei schließlich gegen das Regime wenden. Lukaschenko ist schon geschwächt aus der Wahl hervorgegangen und steht vor seiner größten Herausforderung, wenn die Instabilität im Lande zunimmt. Das Wichtigste ist jetzt nicht das Wahlergebnis, sondern wie sich die Proteste entwickeln werden. Lukaschenko glaubt, er sei der Vater der Weißrussen und wird nun zur Geisel eines von ihm selbst geschaffenen politischen Systems.


«Tages-Anzeiger»: Impfstoff nicht für politische Zwecke missbrauchen

ZÜRICH: Russland hat als erstes Land der Welt einen Impfstoff gegen das Coronavirus zugelassen. Dazu meint der Zürcher «Tages-Anzeiger» am Mittwoch:

«Nichts in der Corona-Krise ist so groß wie die Hoffnung auf einen wirksamen Impfstoff. Es ist schlimm, wenn diese Hoffnung für politische Zwecke missbraucht wird. Noch viel schlimmer allerdings ist es, wenn dies ohne Rücksicht auf Sicherheit und Gesundheit der eigenen Bevölkerung geschieht.(...)

In der EU und auch in der Schweiz ist so ein Schritt zum Glück undenkbar - eine Zulassung wird es ohne die nötigen Tests und Belege hier nicht geben. Europäische Regierungen müssen dennoch Stellung beziehen. Denn andere Länder ausserhalb Europas könnten dem Beispiel Russlands aus ähnlichen Gründen folgen, womöglich sogar den russischen Impfstoff kaufen - und noch mehr Menschen in Gefahr bringen.»


«New York Times»: Eine bahnbrechende Entscheidung

NEW YORK: Zur Nominierung der Senatorin Kamala Harris als Vizepräsidentschaftskandidatin der US-Demokraten für die Wahl im November schreibt die «New York Times» am Mittwoch:

«Mit der Nominierung von Kamala Harris als Running mate hat Joseph R. Biden Jr. eine bahnbrechende Entscheidung getroffen, indem er eine nicht-weiße Frau auswählte, die Vizepräsidentin und möglicherweise eines Tages eine Nachfolgerin im Weißen Haus werden soll. Trotzdem hat Mr. Biden auf gewisse Weise auch eine konventionelle Wahl getroffen: eine Senatorin zu wählen, die ein Gleichgewicht der Generationen und der Geografie auf das Ticket der Demokraten bringt und seine Mitte-Links-Politik in Zeiten eines zunehmenden Wandels der Partei teilt. (...) Progressive Demokraten finden sich nun unter der Führung von zwei Gemäßigten mit recht vorsichtigen politischen Instinkten wieder, auch wenn die Energie der Aktivisten die Partei durchströmt und linke Herausforderer einige Amtsinhaber entthronen. Die meist jungen Protestierenden, die die Straßen fast jeder amerikanischen Stadt füllen, um die Polizeibrutalität und Präsident Trump anzuprangern, werden von zwei Persönlichkeiten repräsentiert, die ihnen verständnisvolle Worte und Vorschläge anboten, aber deren Karrieren durch ihr Verhältnis zur Staatsmacht geformt wurden.»

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