Wirtschaftswunder auf der Titanic?

Foto: Orlando Bellini/Fotolia.com
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Endlich: Staatssekretär Graichen hat seinen Posten im Wirtschaftsministerium geräumt. Wochenlang hatte sich der Minister geziert, Filz und Korruption beim Namen zu nennen, sondern insbesondere bei der Trauzeugenaffäre von einem „Fehler“ gesprochen, der „geheilt“ worden sei. Was für eine Veräppelung der Allgemeinheit! Insgesamt handelt es sich zwar nur um die Spitze des Eisbergs, dennoch ein ermutigendes Signal es nicht zuzulassen, dass sich Parteien den Staat zur Beute machen und auf wesentliche Regeln der Demokratie pfeifen.

Ist diese Behauptung übertrieben? Nein, denn gerade der grüne Filz im Wirtschaftsministerium belegt eindrücklich, wie NGOs oder halbstaatliche Institutionen genutzt werden können, um Parlament und Verbände zu Abnick-Organisationen umzufunktionieren. Wer jetzt nicht begreift, was derzeit in Deutschland passiert, dem ist nicht mehr zu helfen. Reallohnverluste 2022 laut OECD von 4,3 Prozent (bisher einmalig in der Geschichte der Bundesrepublik) und der superteure Heizungswahnsinn schrecken viele Bürger auf. Endlich!

Dreckiger Strom dank grüner Politik

Aktuelles Ergebnis grüner Politik: Deutschland hat in der Kombination den teuersten und dreckigsten Strom in Europa und ignoriert in Teilen die Empfehlungen des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change). Wer die Berichte des IPCC liest, begreift einerseits die Mammut-Aufgabe vor uns allen, versteht allerdings auch die aufgezeigten Lösungswege, die notwendig auf Kernenergie und andere in Deutschland verbotene Technologien wie CCS setzen. Beruhigend dabei: Die Welt insgesamt scheint die Kurve zu kriegen, auch wenn man bei den USA und China etwas genauer hinschauen muss, um das zu begreifen. Auf den Wahnsinn in Deutschland kommt es am Ende des Tages nicht an. Gott sei Dank. Wenn es die Wähler einer Regierung durchgehen lassen, Politik zu machen, die dem Klima schadet (Verstromung von Kohle) und viele Bürger an den Rand des Ruins führt (Wärmepumpe), dann ist nicht mehr zu helfen. Demokratie kann nicht ohne mündige Bürger funktionieren.

Viele verlassen das sinkende Schiff

Derzeit erwachen allerdings viele Menschen in Deutschland aus ihrem Dornröschenschlaf. Der Kanzler faselt zwar von einem neuen Wirtschaftswunder, glauben will ihm aber so recht keiner. Die Realität ist zu offensichtlich! Derzeit gleicht die Bundesrepublik eher einer Titanic, die bereits auf einen Eisberg gelaufen ist. Der Eisberg war der Wegfall billiger Energie. Die Regierung hat bis heute keinen richtigen Plan wie darauf zu reagieren ist. In der Folge bietet sich ein skurriles Bild: Auf dem Luxusliner herrscht beste Stimmung, die Restaurants sind voll und es wird ausgelassen getanzt, unten aber läuft bereits Wasser ins Schiff. Anders als auf der Titanic 1912 haben Menschen und Firmen mit Geld allerdings genug Zeit, sich und ihr Vermögen in Sicherheit zu bringen (Viessmann). Noch ist es möglich, das sinkende Schiff zu verlassen und viele tun es auch. Die großen Konzerne und Mittelständler allen voran.

Sozialstaat steht vor dem Kollaps

Der Kapitän kann einem leidtun. Das erste Drittel seines „Modernisierungsjahrzehnts“ ist fast um, passiert ist nichts. Im Bildungsbereich kennen viele Viertklässler die Buchstaben nicht vollständig und Hochschullehrer sprechen einem Teil der Abiturienten die Studierfähigkeit ab. Wer sich ein eigenes Bild machen will, sehe sich im Internet Vergleiche zwischen Abiturprüfungen im Fach Mathematik in Deutschland, China und Indien an. Bei der Digitalisierung und anderen wichtigen Politikfeldern passiert fast nichts, dafür steht der Sozialstaat vor dem Kollaps. Die Renten sind nicht mehr sicher, wie Norbert Blüm einst versprach, aber niemand redet wirklich darüber. Noch kommt die Politik damit durch, da auch inflationsbedingt die Einnahmen des Staates sprudeln und große wie mittlere Unternehmen das Land nicht schlagartig verlassen, sondern nach und nach.

Fazit: Es bleibt lediglich darauf zu setzen, dass möglichst viele Wählerinnen und Wähler im Lichte des gegenwärtigen politischen Wahnsinns darauf bestehen, die tatsächlichen Probleme des Landes anzugehen. Gendern, Wokeism, Neomarxismus oder Klima-Kleber lösen keine Probleme. Die aktuellen Herausforderungen unserer Gesellschaften vertragen keine passiven Politik-Konsumenten, sondern brauchen informierte Bürger, die bereit sind Demokratie gegen deren Feinde – unabhängig ob von außen oder von innen – zu verteidigen.


Über den Autor

Christian Rasp ist Rechtsanwalt und seit 1992 in Thailand, Hong Kong und China tätig. Er leitet ein spezialisiertes Consulting Haus und ist seit 2016 als Chairman einer der ältesten digitalen Marketingagenturen in Südostasien tätig. Feedback zum Gastbeitrag per E-Mail erwünscht!

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