UN stellen Finanzbedarf für Hilfe im Sudan vor

Sudanesische Flüchtlinge und südsudanesische Rückkehrer fahren auf einem Lastwagen, der sie von der Grenze in die Stadt Renk im Bundesstaat Upper Nile, Südsudan, bringt. Foto: epa/Amel Pain
Sudanesische Flüchtlinge und südsudanesische Rückkehrer fahren auf einem Lastwagen, der sie von der Grenze in die Stadt Renk im Bundesstaat Upper Nile, Südsudan, bringt. Foto: epa/Amel Pain

GENF/KHARTUM: Seit zehn Monaten herrscht ein blutiger Konflikt im Sudan. Fast acht Millionen Menschen sind auf der Flucht. Die Vereinten Nationen wollen nun den Finanzbedarf für Hilfsmaßnahmen vorstellen.

Im Sudan kämpfen seit April des Vorjahres Regierungstruppen und die Miliz RSF um die Macht in dem nordostafrikanischen Land. Der Konflikt hat inzwischen fast acht Millionen Menschen in die Flucht getrieben - nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) die mittlerweile weltweit größte Fluchtbewegung. Nun wollen die UN an diesem Mittwoch in Genf ihre Hilfspläne für den Konflikt und den Finanzbedarf dafür vorstellen. Im vergangenen Jahr hatten die von den UN koordinierten Pläne einen Umfang von 2,6 Milliarden Dollar (2,4 Milliarden Euro). Davon kamen aber nur rund 43 Prozent zusammen.

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung auf Hilfe angewiesen

Nach Angaben des UN-Nothilfebüros OCHA sind 25 Millionen Menschen im Sudan - mehr als die Hälfte der Bevölkerung - auf humanitäre Hilfe und Schutz angewiesen. Darunter sind 14 Millionen Kinder und Jugendliche. Unzählige seien schon akut mangelernährt. Auch die überwiegend armen Nachbarländer, die mehr als 1,5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen haben, brauchten Unterstützung. Die UN-Organisationen und ihre Partner wollen fast 15 Millionen Menschen im Land selbst erreichen. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR will insgesamt 2,7 Millionen Menschen in den Nachbarländern Zentralafrikanische Republik, Tschad, Ägypten, Äthiopien und Südsudan unterstützen.

Hohe Sterblichkeit in Flüchtlingslager in Darfur

Vor allem in der Region Darfur ist die Lage dramatisch: Die Hilfsorganisation «Ärzte ohne Grenzen» berichtete von einer katastrophalen Lage etwa im Flüchtlingslager Samsam in Nord-Darfur. Die Notfallschwelle für Mangelernährung sei erreicht, die Sterblichkeitsrate sehr hoch, warnte die Organisation kürzlich. Bei fast einem Viertel der untersuchten Kinder wurde eine akute Mangelernährung festgestellt, bei Kleinkindern lag der Anteil sogar bei 40 Prozent. «Wir schätzen, dass in dem Lager alle zwei Stunden mindestens ein Kind stirbt; pro Tag sind es nach unseren aktuellen Schätzungen 13 Kinder», sagte Claire Nicolet, Leiterin der Nothilfe von Ärzte ohne Grenzen im Sudan.

Kämpfe erschweren Hilfe

Hilfsorganisationen und das Welternährungsprogramm (WFP) klagen über den teils unmöglichen Zugang zu hilfsbedürftigen Menschen. Aufgrund der Sicherheitslage können etwa WFP-Lebensmitteltransporte nach Darfur nur über das Nachbarland Tschad durchgeführt werden und erreichen aufgrund von Treibstoffmangel nur einen begrenzten Teil der weitläufigen Region. WFP-Landesdirektor Eddie Rowe geht davon aus, dass nur ein Zehntel der besonders von Hunger betroffenen Menschen regelmäßig Hilfe erhält. «Lebensrettende Hilfe erreicht nicht diejenigen, die sie am dringendsten benötigen, und wir erhalten Berichte über Menschen, die an Hunger sterben», warnte Rowe vor wenigen Tagen.

Auch Heuschreckenplage droht

Zu allem Überfluss droht jetzt auch noch eine Heuschreckenplage. Wegen der Kämpfe sei nicht mehr genug zur Eindämmung getan worden, berichtete die UN-Agrarorganisation FAO. Niederschlag im Winter habe das Brüten begünstigt. Zudem bedrohten nun auch Heuschreckenschwärme aus Nachbarländern die Ernten und Anbaugebiete. Die FAO habe geholfen, die Heuschrecken auf 23.000 Hektar Land einzudämmen, aber das reiche nicht. «Die Situation ist kritisch», sagte Adam Yao vom FAO-Team in Port Sudan.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.