Sudan-Krise verschärft sich

Sudanesische Flüchtlinge und südsudanesische Rückkehrer fahren auf einem Lastwagen, der sie von der Grenze in die Stadt Renk im Bundesstaat Upper Nile, Südsudan, bringt. Foto: EPA-EFE/Amel Pain epa-efe/amel Pain
Sudanesische Flüchtlinge und südsudanesische Rückkehrer fahren auf einem Lastwagen, der sie von der Grenze in die Stadt Renk im Bundesstaat Upper Nile, Südsudan, bringt. Foto: EPA-EFE/Amel Pain epa-efe/amel Pain

NAIROBI/PORT SUDAN: Seit zehn Monaten dauert der blutige Konflikt im Sudan bereits an. Der Generalsekretär der Welthungerhilfe verschaffte sich vor Ort eigene Eindrücke. Er spricht von einer fürchterlichen Lage.

Überfüllte Flüchtlingseinrichtungen, eine zunehmend schwierigere Versorgung und Konfliktparteien, die die Kämpfe intensivieren - so beschreibt Matthias Mogge, der Generalsekretär der Welthungerhilfe, die Lage im Sudan. Nach der Rückkehr von einem Besuch in dem Krisenstaat im Nordosten Afrikas sagte er, dass es dort inzwischen auch enorme Probleme für humanitäre Helfer gebe. In der westlichen Provinz Darfur sei die Versorgungslage katastrophal, der Hunger auf dem Vormarsch. «Wir befürchten als humanitäre Organisation, dass die Situation sich jetzt in den nächsten Monaten eher noch mal verschärfen wird. Die wenigen Reserven, die noch da gewesen sind, sind jetzt aufgebraucht.» Zudem sei es in Darfur nur begrenzt möglich, Zugang zu den hungernden Menschen zu erhalten.

Die nordöstliche Hafenstadt Port Sudan wiederum, wohin viele infolge der Kämpfe in der Hauptstadt Khartum geflohen seien, mache auf den ersten Blick einen recht normalen Eindruck. Schnell würden aber enorme Probleme sichtbar, sagte Mogge am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. «Da sieht man schon, dass die Behörden, dass das Land riesige Probleme hat, diese Geflüchteten überhaupt zu beherbergen und aufzunehmen.»

Mittlerweile ist der Sudan nach UN-Angaben das Land mit den weltweit meisten Flüchtlingen und Vertriebenen: Es sind fast acht Millionen Menschen, die wegen der Kämpfe zwischen Regierungstruppen und der Miliz RSF innerhalb des Landes oder über die Grenzen geflohen sind.

In Port Sudan erhielt Mogge einen Eindruck von den Lebensbedingungen im unvollendeten Wohntrakt einer Berufsschule, in der mittlerweile 2000 Menschen untergebracht sind. «Die hygienischen Verhältnisse, die ich da gesehen habe, waren wirklich katastrophal und schlimm.» Die Welthungerhilfe habe versucht, das Abwassersystem in dem Gebäude zu rehabilitieren. «Als wir da angekommen sind, war alles mit Fäkalien überflutet. Das ist jetzt einigermaßen okay, aber man merkt, diese Abwasserversorgung, schafft es nicht.»

In Darfur wiederum sei es schwer, die Menschen in Not zu erreichen, berichtete Mogge unter Berufung auf Mitarbeiter der Organisation vor Ort. «Aufgrund der Kämpfe mussten die Menschen ihre Felder verlassen, ihre Dörfer verlassen, leben häufig mittlerweile auch in Camps und sind auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen», sagte er.

Ernsthafte Gespräche über eine Feuerpause zwischen de-facto-Machthaber Abdel Fattah al-Burhan und seinem früheren Stellvertreter und RSF-Führer Mohamed Hamdan Daglan gibt es schon seit Monaten nicht mehr, stattdessen war zuletzt eine Intensivierung der Kämpfe zu beobachten.

Viele seiner Gesprächspartner bei den sudanesischen Behörden hätten ihm versichert, in zwei bis drei Wochen sei «alles vorbei», so Mogge. Und auch Daglan habe ein Statement verbreitet, wonach der Krieg bis zum muslimischen Fastenmonat Ramadan vorbei sein solle. Die Kämpfe dauern bereits seit April vergangenen Jahres an. «Beide Gruppen glauben immer noch fest an den Sieg. Beide Gruppen glauben, dass sie eigentlich die Oberhand der Situation haben» sagte Mogge. «Und ich glaube, das bedeutet insgesamt für die Menschen nichts Gutes.»

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