Ukraine-Krise: Aktuelles Geschehen am Samstag

Foto: epa/dpa
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Nasa: Russland hat ukrainischen Weizen in Milliardenwert geerntet

WASHINGTON: Russland hat nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde Nasa in diesem Jahr wohl Weizen im Wert von rund einer Milliarde Dollar (rund 950 Millionen Euro) von ukrainischen Feldern geerntet. Rund 5,8 Millionen Tonnen Weizen seien von Feldern in der Ukraine geerntet worden, die nicht unter der Kontrolle des Landes lägen, teilte Nasa Harvest mit, das Ernährungssicherheits- und Landwirtschaftsprogramm der US-Raumfahrtbehörde. Für die Erhebung nutzt Nasa Harvest gemeinsam mit mehreren Partnerinstitutionen Satellitendaten und Modellierungen.

Insgesamt seien auf ukrainischem Gebiet in diesem Jahr rund 26,6 Millionen Tonnen geerntet worden und damit deutlich mehr als zuvor vorhergesagt, schätzen die an dem Forschungsprojekt beteiligten Wissenschaftler. Das sei zwar weniger als die Rekordernte von 33 Millionen Tonnen im Vorjahr, aber nahe am Durchschnitt. Zu 22 Prozent des Weizens im östlichen Teil des Landes habe die Ukraine aber wegen des Krieges keinen Zugang gehabt. Insgesamt seien rund 88 Prozent der Saat geerntet worden, bei vielen Feldern an den Frontlinien sei das scheinbar nicht der Fall gewesen.


Russlands Verteidigungsminister Schoigu besucht Verbündeten Belarus

MINSK: Mehr als neun Monate nach dem Einmarsch in die Ukraine hat Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu das verbündete Nachbarland Belarus besucht. Bei einem Treffen mit dem autoritären Langzeit-Machthaber Alexander Lukaschenko bedankte sich Schoigu am Samstag für die Unterstützung der in Belarus stationierten russischen Soldaten. «Sie fühlen sich hier wirklich wie zuhause», zitierte ihn die staatliche belarussische Nachrichtenagentur Belta.

Gemeinsam mit seinem Amtskollegen Viktor Chrenin unterzeichnete Schoigu demnach auch ein Dokument über Änderungen an einem Sicherheitsabkommen zwischen beiden Ländern. Inhaltliche Details wurden zunächst nicht bekannt.

Lukaschenko bekräftigte darüber hinaus, dass die Vorbereitungen für die Bildung einer gemeinsamen regionalen Militäreinheit der russischen und belarussischen Streitkräfte liefen. Über entsprechende Pläne hatte der oft als «letzte Diktator Europas» kritisierte 68-Jährige bereits im Oktober informiert. Belarus unterstützt Russlands Krieg gegen die Ukraine - etwa, indem es den Abschuss russischer Raketen von seinem Staatsgebiet aus zulässt.


Ukraine-Krise: Aktuelles Geschehen am Samstag

Kiew will niedrigeren Preis für russisches Öl: Wirtschaft zerstören

KIEW: Die Ukraine hat die vom Westen beschlossene Preisobergrenze für russisches Öl von 60 Dollar je Barrel als zu hoch bezeichnet. Um die Wirtschaft des russischen Feindes schneller zu «zerstören», sei es notwendig, den Preis auf 30 Dollar zu reduzieren, teilte der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, am Samstag in seinem Kanal des Nachrichtendienstes Telegram mit. Zugleich begrüßte er, dass die Gruppe der sieben führenden Industrienationen (G7) und Australien diese Preisobergrenze für Öltransporte auf dem Seeweg beschlossen hätten. Russland sieht darin einen Verstoß gegen die Gesetze des freien Marktes.

«Wir erreichen immer unser Ziel, und Russlands Wirtschaft wird dennoch zerstört werden. Und Russland wird selbst bezahlen und verantwortlich sein für Verbrechen», schrieb Jermak weiter. Die G7, Australien und die EU-Staaten hatten sich zuvor auf die Höhe eines Preisdeckels für russisches Öl geeinigt. Sie wollen Russland gemeinsam mit internationalen Partnern dazu zwingen, Erdöl von Montag an für zunächst höchstens 60 US-Dollar (etwa 57 Euro) pro Barrel (159 Liter) an Abnehmer in anderen Staaten zu verkaufen.


Rekord-Rüstungsgeschäft: Estland kauft Mehrfachraketenwerfer in USA

TALLINN: Estland rüstet vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine auf: Im bislang größten Rüstungsgeschäft seiner Geschichte erwirbt das baltische Nato-Mitglied sechs US-Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars. Der Kaufvertrag im Wert von mehr als 200 Millionen US-Dollar (etwa 190 Millionen Euro) sei am Freitag unterzeichnet worden, wie das Estnische Zentrum für Verteidigungsinvestitionen in Tallinn am Samstag mitteilte. Die Auslieferung der ersten Raketensysteme soll 2024 erfolgen.

Der Krieg in der Ukraine wird in dem an Russland grenzenden Estland als direkte Gefahr für die nationale Sicherheit gesehen. Der kleine Ostseestaat im Nordosten Europas hat daher seine Militärausgaben erhöht und rüstet seine Streitkräfte auf. Neben Estland beabsichtigen auch die beiden anderen Baltenstaaten Lettland und Litauen Himars-Raketensysteme zu kaufen.


London: Russland zahlt hohen Preis für Angriffe auf Bachmut

LONDON: Die russischen Invasionstruppen in der Ukraine haben sich nach Ansicht britischer Militärexperten in einen unverhältnismäßig aufwendigen Kampf um die Stadt Bachmut verbissen. Der Vorteil durch eine Eroberung der Stadt in der Region Donezk mit etwa 70.000 Einwohnern stehe nicht im Verhältnis zu dem Preis, den Moskau dafür zahle, hieß es in dem täglichen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg des Verteidigungsministeriums in London am Samstag.

Ein großer Teil der russischen Bemühungen und Feuerkraft sei seit August auf einen etwa 15 Kilometer langen Sektor einer mit Gräben befestigten Front konzentriert, so die Mitteilung. Der Plan sei wohl, die Stadt einzukreisen. Dabei habe es im Süden kleine Fortschritte gegeben.

Obwohl die Einnahme Bachmuts Russland die Gelegenheit verschaffen würde, größere urbane Zentren wie die Städte Kramatorsk und Slowjansk zu bedrohen, wäre sie nur von «eingeschränktem operationellem Wert», so die Einschätzung der Briten weiter. Es sei daher eine realistische Möglichkeit, dass die Eroberung der Stadt in erster Linie ein symbolisches, politisches Ziel für den Kreml geworden ist.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.


EVP-Parteichef Weber erwartet Anstieg von Geflüchteten

BRÜSSEL: Der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber, rechnet mit einem Anstieg der Geflüchteten in diesem Winter. «Wir müssen uns angesichts der anhaltenden Zerstörung von Energie-Infrastruktur in der Ukraine durch Putins Terrorregime darauf einstellen, dass eine große Zahl Ukrainer in diesem Winter in die EU kommt - und viele davon auch nach Deutschland», sagte Weber der «Welt am Sonntag» in Bezug auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin. «Ich fürchte, wir werden einen dramatischen Fluchtwinter erleben.» Deutschland sei auf diese Situation nicht vorbereitet und «schlafwandelt gerade in eine neue Migrationskrise».

Mit Blick auf die Fluchtroute über das Mittelmeer in Richtung Italien schlug der EVP-Chef an den dortigen EU-Außengrenzen gemeinsame Patrouillen von deutschen und italienischen Beamten vor. Wer von den Geflüchteten kein Visum, keinen Pass oder keinen Asylgrund habe, sollte nach Webers Worten umgehend wieder rückgeführt werden.

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Strauss 05.12.22 16:00
Martin,ja aber nur wenn man die Ukraine dazu zählt
die wären früher schon verhungert ohne die DDR und Staaten die sie jetzt wieder zurückhaben möchten.
Habe nichts gegen deren Bevölkerung. Aber deren Machtapparat muss auseinander dividiert werden. Dazu reichen Sanktionen nicht um den Krieg zu beenden. Die USA könnte dies Morgen schon tun. Da aber die 2. kommunistische Gefahr in China lauert, müssen sie dort präsent sein. Sobald Europa verteidigungstechnisch am gleichen Strang zieht, sind sie stark genug dies durch zu führen. Gemeinsame Verteidigung ist viel wichtiger, als ein vereinigter europäischer Wirtschaftsraum.
Guenter Scharf 05.12.22 08:10
Ukraine als Kornkammer für Russland
@Martin Pohl, 04.12.22, 19:18: Die Ukraine war schon während der UdSSR-Zeit eibe Kornkammer für Russland.
Interessanter für ausland sind allerdings die Gas- und Ölreserven der Ukraine.- EINER der Kriegsgründe. Russland schafft ja keine hochklassige Industrialisierung, sondern wird wohl weiterhin Rohstoffförderer und -exporteur bleiben.
Max Strauss 05.12.22 05:00
Martin , was hätten den die Russen tun sollen.....
Weniger Wotcka trinken, und lernen selber Getreide anbauen. Den Gewinn ihrer Bodenschätze unter der Bevölkerung zu verteilen , dort wo kein Weizen wächst,. und nicht von ein paar Oligarchen samt Putin stehlen lassen.
Urs Widmer 04.12.22 15:20
Sie haben den geernteten Weizen sicher kostenlos an die Ukraine geliefert 555. Wenn nicht sind sie neben Invasoren und Kriegstreibern auch noch ganz gewoehnliche Weizendiebe.