Ukraine-Krise: Aktuelles Geschehen am Mittwoch

Foto: epa/dpa
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Amnesty beklagt Repressalien gegen Medien bei Protesten

MOSKAU: Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat eine massive Behinderung von Medien und Menschenrechtlern beklagt, die in Russland über Anti-Kriegs-Proteste berichten. «Wir können sehen, dass die russischen Behörden nicht nur alles daransetzen, jeden noch so friedlichen Protest zu unterbinden und hart zu bestrafen. Sie versuchen außerdem zu verhindern, dass solche Proteste überhaupt öffentlich bekannt werden», sagte Natalia Prilutskaja, Russland-Expertin bei Amnesty International laut einer Pressemitteilung der Organisation vom Donnerstag.

Die Rechte von Medien und Aktivisten sieht Amnesty zwar bereits seit Beginn der Amtszeit von Kremlchef Wladimir Putin im Jahr 2000 zunehmend eingeschränkt. Doch seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar dieses Jahres hätten die Repressalien noch einmal «erheblich zugenommen». Neben zunehmender Gewalt gegenüber Journalisten und unabhängigen Beobachtern bei Protesten durch die Polizei beklagte die NGO vor allem gesetzliche Einschränkungen.

So war etwa kurz nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine in Russland ein viel kritisiertes Gesetz in Kraft getreten, auf dessen Grundlage Medien und Einzelpersonen für die Verbreitung von «Diskreditierungen der russischen Armee» hohe Strafen drohen. Unter diese Formulierung können praktisch alle Nachrichten fallen, die mit Blick auf den Krieg in der Ukraine, der in Moskau offiziell weiter nur als «militärische Spezialoperation» bezeichnet werden darf, nicht die offizielle Kreml-Darstellung widerspiegeln.


Macron: Kriegsverbrechen in Ukraine dürfen nicht ungestraft bleiben

PARIS: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat die russischen Angriffe auf die ukrainische Strom- und Wasserversorgung als Kriegsverbrechen bezeichnet, die Konsequenzen haben müssten. «Heute fanden massive Bombenangriffe auf die Ukraine statt, wodurch große Teile des Landes ohne Wasser und Strom blieben», sagte Macron am Mittwochabend. «Jeder Schlag gegen zivile Infrastruktur stellt ein Kriegsverbrechen dar und darf nicht ungestraft bleiben.»

«Angesichts des nahenden Winters werden wir am 13. Dezember in Paris die internationalen Unterstützer der Ukraine versammeln, um dem Land zu helfen, Widerstand zu leisten und seinen Zugang zu Energie zu gewährleisten», erklärte Macron. «Wir vergessen auch nicht Moldau, das ebenfalls von Wasser- und Stromausfällen betroffen ist.»

Trotz seiner Verurteilung Russlands hatte Macron am Mittwoch angekündigt, in den nächsten Tagen wieder Kontakt zu Kremlchef Wladimir Putin aufaufnehmen zu wollen. «Ich beabsichtige, in den nächsten Tagen einen direkten Kontakt mit ihm zu den zivilen nuklearen Themen und dem Atomkraftwerk Saporischschja herzustellen, nachdem wir uns mit dem Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde über diese Themen ausgetauscht haben», sagte Macron, wie der Sender BFMTV berichtete.

Russische Raketenangriffe führten am Mittwoch in der Ukraine zur vorübergehenden Abtrennung aller Atomkraftwerke und der Mehrzahl der Wärme- und Wasserkraftwerke vom Netz. «Die russische Strategie besteht darin, das Volk vor Ort zu entmutigen», sagte Macron.


Ukraine berichtet von ersten Erfolgen bei Netzreparaturen

KIEW: Nach dem schweren russischen Raketenangriff auf die Energie-Infrastruktur der Ukraine machen Techniker nach offiziellen Angaben Fortschritte bei der Wiederherstellung der Stromversorgung. In 15 Verwaltungsgebieten gebe es teilweise wieder Strom, teilte der Vizechef des Präsidialamtes, Kyrylo Tymoschenko, am Mittwochabend in Kiew mit. In der Hauptstadt selbst werde die kritische Infrastruktur wie Krankenhäuser wieder versorgt, danach seien private Verbraucher dran. Bis zum Abend seien landesweit 2750 Notfallanlaufstellen in Betrieb gegangen, in denen es Heizung, Licht, Wasser, Internet und Telefon für die Bürger gibt.

Die russische Armee hatte die Ukraine am Mittwoch mit etwa 70 Raketen beschossen und erneut schwere Schäden an der Infrastruktur angerichtet. In Kiew waren nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko 80 Prozent der Haushalte ohne Strom und Wasser. Nach Angaben des Innenministeriums wurden zehn Menschen durch den Beschuss getötet.


Europäische Politikerinnen zu Solidaritätsbesuch in Kiew

KIEW: Europastaatsministerin Anna Lührmann (Grüne) und die Vizepräsidentin des EU-Parlaments Nicola Beer (FDP) sind zusammen mit weiteren europäischen Politikerinnen in die Ukraine gereist. «Wir sind auch hierher gekommen, um als weibliche Politikerinnen unsere Solidarität mit den Frauen der Ukraine zu zeigen», sagte Lührmann am Mittwoch in Kiew. Sie und Beer waren zusammen mit sechs anderen Politikerinnen aus EU-Staaten und Liechtenstein in der ukrainischen Hauptstadt.

Der Delegation sei es wichtig, gerade Frauen ihre Unterstützung zu zeigen. «Gerade auch weil wir sehen, wie ukrainische Frauen mit ihrem Mut und ihrer Ausdauer diesen Kampf mit erfolgreich vorantreiben», betonte Beer. Das treffe sowohl auf Frauen in der Armee als auch an anderen Orten wie den Krankenhäusern zu. «Ohne diese Frauen kann der Kampf für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat nicht erfolgreich sein», unterstrich Beer.

Lührmann kündigte weitere 40 Millionen Euro als humanitäre Hilfe für den Winter an. Fünf Millionen Euro würden zudem für ukrainische Schulen aufgewendet. Demnächst würden zudem aus Deutschland Generatoren eintreffen für das Land, das wegen russischer Raketenangriffe unter massiven Stromausfällen leidet.

Während des Besuchs kam es zu einem der schwersten Raketenangriffe auf die Dreimillionenstadt Kiew seit Kriegsbeginn. Russland ist vor neun Monaten in die Ukraine einmarschiert und hält größere Teile des Landes besetzt.


Selenskyj fordert vor UN weitere Verurteilung Russlands

NEW YORK: Nach russischen Angriffen auf kritische Infrastruktur in der Ukraine hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor dem UN-Sicherheitsrat eine weitere Verurteilung Moskaus gefordert. Russland müsse deutlich als terroristischer Staat bezeichnet werden, forderte Selenskyj am Mittwoch per Video von dem Gremium in New York. Das Treffen des Rates war zuvor nach einer Forderung von Selenskyj kurzfristig auf die Tagesordnung gesetzt worden.

Die Angriffe auf die kritische Infrastruktur, die zu weitreichenden Stromausfällen geführt hätten, seien «Verbrechen gegen die Menschlichkeit», sagte Selenskyj. Er forderte mehr Unterstützung bei der Luftabwehr und bat darum, dass Expertenteams der Vereinten Nationen die Schäden untersuchten.

Zuvor hatte die UN-Beauftragte für politische Angelegenheiten, Rosemary DiCarlo, die Angriffe auf die kritische Infrastruktur scharf verurteilt. Solche Angriffe seien nach internationalem Menschenrechtsgesetzen untersagt und bei Verstößen dagegen müssten die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.


Patriot-Flugabwehrsystem aus Deutschland in Ukraine verlegen

WARSCHAU: Nach erneuten massiven russischen Raketenschlägen gegen ukrainische Städte hat Polen vorgeschlagen, die ihm von Deutschland angebotenen Patriot-Flugabwehrsysteme in der Ukraine zu stationieren. Eine entsprechende Bitte habe er an Berlin gerichtet, schrieb Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak am Mittwochabend auf Twitter. Die Patriot-Batterien sollten an der Westgrenze der Ukraine aufgestellt werden. «Dies würde es ermöglichen, die Ukraine vor weiteren Opfern und Stromausfällen zu bewahren und die Sicherheit an unserer Ostgrenze zu erhöhen.»

Am Montag hatten Blaszczak und Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) einen gemeinsamen Schutz des polnischen Luftraums vereinbart. Dazu sollte das Nato-Land Patriot-Raketenabwehrsysteme und Eurofighter erhalten. Details sollten noch mit der Nato abgestimmt und ausgearbeitet werden. Polen hatte den Schritt begrüßt.

In der vergangenen Woche war im polnischen Dorf Przewodow im Grenzgebiet zur Ukraine eine Rakete eingeschlagen, zwei Zivilisten starben. Derzeit geht der Westen davon aus, dass es eine ukrainische Flugabwehrrakete war, die zur Verteidigung gegen Angriffe des russischen Militärs eingesetzt wurde. Lambrecht hatte gesagt, als Konsequenz aus diesem Ereignis müsse man sich im Bündnis bei der Luftverteidigung besser aufstellen.


Handbetriebene Sirenen sollen in Kiew vor Luftangriffen warnen

KIEW: In den Stadtteilen von Kiew mit völligem Stromausfall sollen handbetriebene Sirenen und Lautsprecher vor möglichen neuen russischen Luftangriffen warnen.

Das teilte die Verwaltung der ukrainischen Hauptstadt am Mittwochabend mit. Polizei und Katastrophenschutz setzten solche Geräte ein. «Bitte beachten Sie diese Warnungen und suchen Sie im Fall von Luftalarm einen Schutzraum auf!», hieß es. Nach dem schweren Raketenbeschuss vom Mittwoch sind 80 Prozent der Haushalte in der Dreimillionenstadt ohne Strom und Wasser. Die meisten Ukrainer haben auf ihrem Mobiltelefon eine App, die den Beginn und das Ende von Luftalarm anzeigt.


80 Prozent von Kiew ohne Wasser und Strom

KIEW: Nach massiven russischen Raketentreffern sind in der ukrainischen Hauptstadt Kiew 80 Prozent der Haushalte ohne Wasser und Strom. «Alle kommunalen Dienste arbeiten, um schnellstmöglich die Strom- und Wasserversorgung von Kiew wiederherzustellen», sagte der Bürgermeister der Dreimillionenstadt, Vitali Klitschko, gemäß einer Mitteilung vom Mittwoch. Wegen des Strommangels fahren elektrisch betriebene Busse derzeit nicht. Die Züge der U-Bahn verkehren nur noch im Zehnminutentakt. Regierungsvertreter stellten eine Wiederherstellung von Strom- und Wasserversorgung für Donnerstagmorgen in Aussicht.

Zuvor war die Ukraine erneut massiven russischen Raketenschlägen ausgesetzt. Rund 70 Raketen seien von russischen Flugzeugen auf Ziele der zivilen Infrastruktur abgefeuert worden. Der Großteil konnte ukrainischen Angaben zufolge von der Flugabwehr abgeschossen werden. Russland führt seit knapp neun Monaten einen Angriffskrieg gegen den Nachbarstaat.


Scholz: Putin scheint Krieg auf Schlachtfeld nicht gewinnen zu können

BERLIN: Bundeskanzler Olaf Scholz hat die gezielte russische Bombardierung ziviler Infrastruktur in der Ukraine scharf verurteilt.

«Dieser Bombenterror gegen die Zivilbevölkerung muss aufhören - und zwar sofort», sagte der SPD-Politiker am Mittwochabend nach einem Treffen mit dem Staatspräsidenten Zyperns, Nikos Anastasiadis, in Berlin. Der russische Präsident Wladimir Putin zeige einmal mehr, wie rücksichtslos und erbarmungslos er in diesem Krieg vorgehe. «Ein Krieg, den er auf dem Schlachtfeld gar nicht mehr gewinnen kann, so viel scheint klar», sagte Scholz. Er forderte Putin auf, seine Truppen abzuziehen und in Friedensgespräche mit der Ukraine einzuwilligen.


Macron will wieder Kontakt zu Putin aufnehmen

PARIS: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will in den nächsten Tagen wieder Kontakt zu Kremlchef Wladimir Putin mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine aufnehmen. «Ich beabsichtige, in den nächsten Tagen einen direkten Kontakt mit ihm zu den zivilen nuklearen Themen und dem Atomkraftwerk Saporischschja herzustellen, nachdem wir uns mit dem Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde über diese Themen ausgetauscht haben», sagte Macron am Mittwoch in Paris, wie der Sender BFMTV berichtete.

Russische Raketenangriffe führten am Mittwoch in der Ukraine zur vorübergehenden Abtrennung aller Atomkraftwerke und der Mehrzahl der Wärme- und Wasserkraftwerke vom Netz. «Die russische Strategie besteht darin, das Volk vor Ort zu entmutigen», sagte Macron.

Seit Start von Russlands Angriff auf das Nachbarland am 24. Februar hat der französische Präsident immer wieder in langen Telefonaten mit Putin versucht, ihn zu einem möglichen Einlenken zu bewegen. Außerdem versuchte Macron Schritte in konkreten humanitären Anliegen zu erreichen.


Ukraine zählte etwa 70 feindliche Raketen - UN-Sicherheitsrat tagt

KIEW: Die russische Armee hat bei ihrem Luftangriff auf die Ukraine am Mittwoch nach Kiewer Zählung etwa 70 Raketen sowie Kampfdrohnen eingesetzt. Präsident Wolodymyr Selenskyj und Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj sprachen von 67 Raketen, die auf die Ukraine abgefeuert worden seien. Allein auf die Hauptstadt Kiew seien 30 Raketen abgeschossen worden, von denen 20 abgefangen worden seien, schrieb Saluschnyj auf Telegram.

Zuvor hatte die Luftwaffe eine Gesamtzahl von 71 Raketen genannt. 51 russische Raketen sowie 5 Drohnen seien im Anflug abgeschossen worden, teilte das Luftwaffenkommando mit. Den Angaben nach setzte Russland Marschflugkörper der Typen Ch-101 und Ch555 ein, die von Flugzeugen aus gestartet wurden. Dazu kamen seegestützte Marschflugkörper des Typs Kalibr. Den bislang größten Angriff mit etwa 100 eingesetzten Raketen hatte es am 15. November gegeben.

Russland habe das Energiesystem und «gewöhnliche Leute» mit einem tragischem Ergebnis beschossen, sagte Selenskjy in einer kurzen Videobotschaft: Es gebe Tote und Verletzte. Fachleute bemühten sich, die Schäden am Energienetz zu beheben. «Wir werden alles erneuern, und wir werden alles überstehen, denn wir sind ein unbeugsames Volk», sagte er.

Selenskyj forderte wegen des Angriffs eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates in New York. Der Rat setzte daraufhin ein Treffen noch am Mittwoch auf die Tagesordnung.


USA stellen weitere Militärhilfe für Ukraine bereit

WASHINGTON: Zur Unterstützung der Ukraine im russischen Angriffskrieg stellen die USA dem Land weitere Militärhilfen im Wert von 400 Millionen US-Dollar (knapp 386 Millionen Euro) zur Verfügung. Das kündigte die US-Regierung am Mittwoch in Washington an. Die militärische Unterstützung für Kiew aus den USA belaufe sich damit auf insgesamt 19,7 Milliarden Dollar seit Beginn der Amtszeit von US-Präsident Joe Biden Anfang 2021. Das neue Paket beinhalte weitere Waffen, Munition und Ausrüstung zur Luftabwehr aus US-Beständen.

In den vergangenen Monaten hatten die Amerikaner in rasanter Abfolge diverse Pakete auf den Weg gebracht, oft aus den Beständen des US-Militärs. Die Republikaner, die ab Januar mit einer knappen Mehrheit das Repräsentantenhaus kontrollieren werden, haben bereits signalisiert, dass sie bei der Finanzierung der Hilfen auf die Bremse treten wollen. Ziel der russischen Angriffe war am Mittwoch erneut die kritische Infrastruktur in der Ukraine.


Ukraine und Russland tauschen wieder Kriegsgefangene aus

KIEW/MOSKAU: Ungeachtet neuer russischer Angriffe auf die Ukraine haben beide Länder erneut Gefangene ausgetauscht. «Wir haben 36 unserer Leute nach Hause geholt - einen Zivilisten und 35 Soldaten», teilte der Chef des Präsidentenbüros in Kiew, Andrij Jermak, beim Nachrichtendienst Telegram mit. Unter den Freigekommenen seien Verteidiger der Stadt Mariupol und Nationalgardisten, die zu Kriegsbeginn in der Sperrzone um das 1986 havarierte Atomkraftwerk Tschernobyl in Gefangenschaft gerieten.

Dem Koordinationsstab für Kriegsgefangene zufolge sind die ausgetauschten Ukrainer im Alter zwischen 19 und 56 Jahren. Jeder Dritte sei verwundet. Das russische Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte, dass am Mittwoch 35 eigene Soldaten freigekommen seien. Sie sollen demnach nun zur medizinischen Behandlung nach Moskau geflogen werden.


Selenskyj begrüßt Resolution des EU-Parlaments zu Russland

KIEW: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Verurteilung Russlands als staatlicher Terror-Unterstützer durch das EU-Parlament begrüßt. «Russland muss auf allen Ebenen isoliert und zur Verantwortung gezogen werden», schrieb der 44-Jährige am Mittwoch in sozialen Netzwerken. Damit solle dem «langjährigen politischen Terrorismus» Russlands in der Ukraine und der Welt ein Ende gesetzt werden.

Kurz zuvor hatte das EU-Parlament mit großer Mehrheit eine rechtlich nicht bindende Entschließung verabschiedet, nach der Russland ein «dem Terrorismus Vorschub leistender Staat» sei. Damit verbunden wurde die Forderung, die diplomatischen Beziehungen zum größten europäischen Staat weiter zu reduzieren und stärkere Sanktionen zu verhängen.

Die Ukraine wehrt seit knapp neun Monaten eine russische Invasion ab. Im Osten und Süden des Landes stehen seitdem größere Gebiete unter Kontrolle russischer Truppen.


US-Regierung: Russische Angriffe auf Infrastruktur erhöhen Leid

WASHINGTON: Die US-Regierung hat russische Angriffe auf kritische Infrastruktur in der Ukraine mit deutlichen Worten verurteilt. Diese Angriffe schienen keinen militärischen Zweck zu verfolgen und würden bewusst kurz vor Winterbeginn erfolgen, teilte der Nationale Sicherheitsrat im Weißen Haus am Mittwoch mit. Sie würden das Leid der Menschen in der Ukraine erhöhen. «Es zeigt auch, dass Russland bereit ist, das Risiko eines nuklearen Zwischenfalls zu erhöhen, der nicht nur der Ukraine, sondern auch der gesamten Region schaden könnte.»

Das Onlineportal «Politico» schrieb unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen, die US-Regierung gehe davon aus, dass Russland vor einer nuklearen Konfrontation mit der Nato zuerst chemische Waffen in der Ukraine einsetzen könnte - sollten die russischen Truppen weiter an Boden verlieren. Den USA lägen aber keine Erkenntnisse vor, die darauf hindeuteten, dass ein solcher Angriff in der Ukraine unmittelbar bevorstehe, hieß es weiter.

Nach dem «Politico»-Bericht gehen Pentagon-Mitarbeiter davon aus, dass die Kämpfe während der Wintermonate ins Stocken geraten würden und keine der beiden Seiten große Erfolge erzielen könne. Im Falle anhaltender Verluste oder «eines völligen Zusammenbruchs der russischen Armee» könnten aber chemische Waffen zum Einsatz kommen, so der Bericht unter Berufung auf einige hochrangige Pentagon-Vertreter.


Russland beginnt mit Produktion von neuem Moskwitsch-Modell

MOSKAU: Unter dem Druck westlicher Sanktionen hat in Moskau die Serienproduktion eines neuen Modells des sowjetischen Kultautos Moskwitsch begonnen. An der Wiedereröffnung des Moskwitsch-Werks nach dem Weggang des bisherigen Großaktionärs Renault nahmen am Mittwoch der Nachrichtenagentur Interfax zufolge unter anderem Vizeregierungschef Denis Manturow und Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin teil. Der Moskwitsch-3 ist demnach eine Kopie des chinesischen Stadtgeländewagens JAC S4.

In Russland wird er zunächst als Benziner mit einem 150-PS-Motor gefertigt. Bis Jahresende solle auch eine Elektrovariante vom Band laufen, hieß es. Der Verkauf sei ab dem ersten Quartal 2023 geplant.

Das russische Industrieministerium teilte mit, dass durch die Moskwitsch-Produktion rund 40.000 Arbeitsplätze in Russland gesichert seien. Der Autosektor ist eine der Branchen, die am stärksten von Sanktionen betroffen sind, die westliche Staaten wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine verhängt haben. Von Januar bis Oktober fiel nach dem Weggang westlicher Hersteller der Verkauf von Neuwagen in Russland im Jahresvergleich um 60 Prozent.

Der Moskwitsch wurde in der Sowjetunion seit 1946 produziert - zunächst als Kopie des deutschen Opel Kadett. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion geriet das Werk in finanzielle Schwierigkeiten. Die Produktion des letzten serienmäßig vom Band gelaufenen Moskwitsch-Modells 2141 («Swjatogor») wurde 2001 eingestellt, weil es nicht konkurrenzfähig war. 2006 wurde das Insolvenzverfahren gegen den Konzern eingeleitet. Später übernahm Renault das Werk und sicherte die Arbeitsplätze.


Scholz verteidigt Krisenkurs der deutschen Regierung

BERLIN: Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat den Kurs der «Ampel»-Koalition gegen Kritik der oppositionellen Christdemokraten verteidigt.

«Diese Bundesregierung hat in zwölf Monaten mehr in Gang gebracht, umgesetzt und aufgeräumt, als in den Regierungen der vergangenen zwölf Jahren möglich war», sagte er in der Generaldebatte zum Haushalt 2023 am Mittwoch im Bundestag.

Scholz nannte etwa auch Reformen beim Einwanderungsrecht und Bildungsmöglichkeiten, um die Fachkräftelücke zu schließen. «Diese Bundesregierung räumt auf mit all diesen Versäumnissen - und das trotz Ukraine-Krieg, trotz Pandemie, trotz Energiekrise, trotz gestörter Lieferketten und weltweiter Inflation.»

Scholz hob die milliardenschweren Entlastungspakete für Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen hervor. Zugleich werde in Infrastruktur und Digitalisierung investiert, «damit Deutschland nicht länger das Land der Funklöcher und der Schlaglöcher bleibt, das Land der kaputten Brücken und der verspäteten Züge» bleibe. Die Bundesregierung habe im Sommer mit dem Neun-Euro-Ticket «endlich frischen Wind» in den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gebracht. «Und jetzt sorgen wir mit dem digitalen Deutschlandticket und mit einer Milliarde mehr an Regionalisierungsmitteln für einen langfristig attraktiven ÖPNV.»


London: Iranische Drohnen ersetzen russische Raketen

LONDON: Russland setzt im Krieg gegen die Ukraine nach britischer Einschätzung verstärkt auf iranische Drohnen. Damit wolle Russland seinen Mangel an Marschflugkörpern ausgleichen, teilte das Verteidigungsministerium in London am Mittwoch unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit. Seit September hätten russische Truppen Hunderte Flugkörper gegen die Ukraine eingesetzt, darunter auch sogenannte Kamikaze-Drohnen. «Aber der Ansatz hatte nur begrenzten Erfolg», hieß es. Die meisten Drohnen seien von der ukrainischen Flugabwehr ausgeschaltet worden.

Ziele der Drohnenangriffe seien vor allem taktische militärische Objekte sowie das ukrainische Stromnetz gewesen, teilte das britische Ministerium weiter mit. Zuletzt hätten die russischen Kommandeure aber verlangt, dass die iranischen Drohnen medizinische Einrichtungen ins Visier nehmen und mit Lenkmunition angreifen.

Seit einigen Tagen seien keine Angriffe von Kamikaze-Drohnen mehr berichtet worden, hieß es in London. «Russland hat wahrscheinlich seinen derzeitigen Bestand fast erschöpft, wird sich aber vermutlich um Nachschub bemühen.» Für Russland sei es vermutlich einfacher, neue Drohnen aus dem Ausland zu beschaffen als neue Marschflugkörper herzustellen, so das Ministerium.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.


Großbritannien liefert Ukraine drei Hubschrauber

LONDON: Großbritannien unterstützt die Ukraine erstmals mit Hubschraubern. Wie der Sender BBC am Mittwoch berichtete, soll Kiew insgesamt drei Maschinen vom Typ Sea King bekommen. Der erste Helikopter sei bereits in der Ukraine angekommen. Britische Spezialisten hätten ihre ukrainischen Kameraden in den vergangenen Wochen in Großbritannien dafür ausgebildet. Sowohl die britische Luftwaffe als auch die Marine hatten Sea Kings eingesetzt, aber 2018 außer Dienst gestellt. Die Hubschrauber können für die U-Boot-Abwehr und für Such- und Rettungsmissionen genutzt werden.

Verteidigungsminister Ben Wallace kündigte demnach vor einem Treffen mit Alliierten in Oslo zudem 10.000 Schuss Artilleriemunition für die Ukraine an. Zuvor hatte Premierminister Rishi Sunak bei einem Besuch in Kiew unter anderem die Lieferung von 125 Flugabwehrgeschützen sowie Technologie zur Drohnenabwehr angekündigt. Anfang November hatte das britische Verteidigungsministerium der Ukraine bereits eine Lieferung von 1000 Flugabwehrraketen zugesagt. Hinzu kommt Winterausrüstung für die ukrainische Armee wie Schlafsäcke, Schlafmatten oder warme Kleidung.

Auch die USA haben der Ukraine in diesem Jahr bereits Hubschrauber überlassen. Es handelte sich dabei um 16 Helikopter vom Typ Mi-17 russischer Bauart.


Säugling bei russischem Raketenangriff getötet

SAPORISCHSCHJA: Bei Russlands nächtlichen Raketenangriffen ist in der Region Saporischschja nach ukrainischen Angaben die Entbindungsstation eines Krankenhauses getroffen worden. «Schmerz überflutet unsere Herzen - ein Säugling, der gerade erst auf die Welt gekommen ist, wurde getötet», schrieb der Militärgouverneur von Saporischschja, Olexandr Staruch, am Mittwoch auf seinem Telegram-Kanal. Rettungskräfte seien in der Kleinstadt Wilnjansk im Einsatz, dem Ort des Raketeneinschlags.

Raketeneinschläge gab es auch in den benachbarten Regionen Donezk und Dnipropetrowsk. In Donezk, wo die russischen Truppen seit Wochen verstärkt angreifen, sprachen ukrainische Behörden von einem Toten und acht Verletzten. In der Region Dnipropetrowsk habe es keine Opfer gegeben. Es seien aber mehr als 30 Geschosse in Ortschaften eingeschlagen, sagte Militärgouverneur Walentyn Resnitschenko.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor neun Monaten haben die Vereinten Nationen (UN) mehr als 6500 zivile Todesopfer, darunter mehr als 400 Kinder registriert. Die tatsächliche Anzahl der getöteten Zivilisten liegt aber sowohl nach Schätzung der UN als auch nach Einschätzung Kiews deutlich höher.

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