Mesut Özil vor DFB-Aus?

Symbolfigur des deutschen WM-Scheiterns

Foto: epa/Sascha Steinbach
Foto: epa/Sascha Steinbach

MOSKAU (dpa) - Mesut Özil enttäuscht bei der deutschen WM-Blamage wie die meisten Nationalspieler. Doch ihn trifft die öffentliche Kritik besonders heftig. Die Erdogan-Affäre wirkt immer noch nach. Der DFB erwartet weiter Antworten. Özils Zukunft ist offen.

Gleich nach dem WM-Aus gab's im Internet den ersten Spott für Mesut Özil. «Zufrieden, mein Präsident?» stand auf einem Hochglanzfoto neben dem lächelnden und sauber frisierten Fußball-Nationalspieler geschrieben. Diese Anspielung auf die Bilder von Özil und Teamkollege Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan unterstrich noch einmal, dass die Affäre mehr als sechs Wochen nach dem Beginn weiter schwelt.

Özil wird als eine, wenn nicht die Symbolfigur des deutschen Scheiterns in Russland nun kritischer denn je gesehen. Die olivgrüne Kappe verdeckte sein Gesicht etwas, als er nach der Landung des deutschen Teamfliegers in Frankfurt in den Urlaub aufbrach. Es könnte das letzte Bild sein, das den außergewöhnlich begabten Fußballer als Nationalspieler zeigt. 92 Mal trat er für Deutschland an, erzielte dabei 23 Tore. Höhepunkt war der WM-Triumph 2014. War's das?

Der 29 Jahre alte Arsenal-Profi spielte bei der Weltmeisterschaft in Russland nicht schlechter als die Kollegen. Doch die Urteile über ihn fielen härter aus als gegen die meisten anderen. Es gab auch noch Häme für den von Rückenproblemen und einer Knieprellung zeitweise beeinträchtigten Sportler. Özils Öffentlichkeitsarbeit machte es nicht besser. Er schwieg im Gegensatz zu anderen Spielern. Bei Fragen nach einem Interview schaute der Mittelfeldakteur auf dem Weg aus der Kasan-Arena nach dem 0:2 gegen Südkorea nicht einmal mehr auf.

Seit der WM-Nominierung am 15. Mai hat Özil nicht mehr öffentlich gesprochen. Lediglich mit ein paar Tweets oder Posts des Social-Media-Königs in «Die Mannschaft» wandte er sich an die Öffentlichkeit. Im Milliarden-Geschäft Fußball gehören Aussagen in den Interviewzonen der Stadien zum Aufgabengebiet eines Profis, der auch wegen der hohen öffentlichen Aufmerksamkeit Unsummen verdient.

Man kann Özil zugutehalten, dass er kein begnadeter Rhetoriker wie Mats Hummels oder ein angenehmer Plauderer wie Thomas Müller ist. Aber das Image des Filigrantechnikers litt unter dem von wem auch immer auferlegten Schweigegelübde. Den Kollegen gefiel es auch nicht, dass sie laufend zur Erdogan-Affäre befragt wurden und praktisch an Özils Stelle antworten mussten. Müller sprach nach dem WM-Aus über eine Quittung nach Störfeuern von außen, ohne die Erdogan-Affäre explizit zu nennen. Kapitän Manuel Neuer gestand, dass die Thematik «ein bisschen gestört» habe und «sogar belastend» gewesen sei.

Auch der Bundestrainer protegierte Özil nicht mehr in dem Ausmaß wie früher. Der Zögling von Joachim Löw war sportlich nicht mehr unantastbar. Gegen Schweden stand der gebürtige Gelsenkirchener erstmals seit Ewigkeiten in einem wichtigen Match nicht in der Startelf. Zwar wurde von jedem im DFB-Kreis betont, was Özil für ein Feinfuß sei. Gezeigt hat es Özil - wie fast alle im Team - nicht.

Bei der WM-Aufarbeitung werden Teammanager Oliver Bierhoff und Löw auch über Özil und Gündogan sprechen müssen. Im Gegensatz zu Özil äußerte sich Gündogan, der Erdogan damals ein Trikot mit der Aufschrift «Für meinen verehrten Präsidenten - hochachtungsvoll» überreicht hatte. Die DFB-Spitze sah in Russland «Fragen», die eine «Antwort verdienen», wie es Vizepräsident Rainer Koch formulierte.

Es geht um Werte, den Umgang mit einer Krise, aber auch um die Toleranzgrenze der Fans. Es ist spannend, wie sich die Sportliche Leitung, die Spieler und der Verband nun weiter positionieren. Übrigens auch mit Blick auf den 27. September. Dann wird die EM 2024 vergeben. Der einzige Konkurrent von Deutschland ist - die Türkei.

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Jürgen Franke 01.07.18 11:03
Wenn Löw die beiden Türkenstämmige
nicht mitgenommen hätte, wäre er prompt von den Medien an den Pranger als Ausländerfeind gestellt worden. Diese Situation mit dem Erdogan hätte nicht passieren dürfen und hätte, was viel schlimmer ist, verhindert werden können. Hier sehe ich den Bierhoff in der Verantwortung.
Jürgen Franke 01.07.18 10:09
Zukünftig wird sicherlich darauf geachtet werden,
welcher Religionsgemeinschaft ein Fußballer angehört, der für die deutsche Nationalmannschaft aufgestellt werden will. Die große Anteilnahme der Deutsch-Türken bei den Wahlen für den Erdogan, kann ich zwar auch nicht ganz nachvollziehen, habe jedoch die Meinungsvielfalt in einer Demokratie zu akzeptieren
Oliver Harms 01.07.18 04:52
na herr frank das ging da neben
gündogan hat ein einser abi hingelegt spezialisiert auf fremdsprachen...die beiden wußten schon ganz genau was sie da gemacht haben.75% der in deutschland ach so total integrierten türken haben den diktator und kurden jäger aus ankara gewählt!!!
wer es wissen will,kann es im koran nach lesen!!der sagt ganz klar aus,daß moslems sich nur in mosliemischen gesellschaften integrieren dürfen und alle anderen haben sich ihnen anzupassen.ber das hat ja nun nichts mit dieser totalen leistungsverweigerung zu tun.mario basler hat es auf den punkt gebracht mit den worten:özil hat sich wie ein toter frosch auf dem platz verhalten.was löw angeht,so kann man nur den kopf schütteln!in 3 spielen 20 mann durch getauscht!!da kann sich beim besten willen keine mannschaft finden.
Mike Dong 01.07.18 02:03
Als ich am Tag nach den Erdogan Fotos hier im Forum schrieb:"Es würde mir nichts ausmachen, wenn die beide Türken nicht mehr aufgestellt werden würden, selbst wenn das Team dadurch schwächer würde", kam als Antwort vom hiesigen Volldampfkommentator: "Gut das die Kommentatoren hier nicht Trainer sind." War wohl nicht so ganz richtig im nachhinein. Es wäre tatsächlich besser gewesen, wenn beide Türken nicht nominiert worden wären. Ich hoffe BEIDE nie wieder für D spielen zu sehen. Güle-Güle.
Rudolf Lippert 30.06.18 21:57
Gündogan und Özil
Klinsmann hat im Mai noch Gündogan und Özil öffentlich mit der Begründung verteidigt, dass für gewisse Spieler bei der Nationalelf Sonderkonditionen gelten. Er bezog sich nicht zuletzt auf deren herausragende fussballerische Leistung...Die hatten also Narrenfreiheit, nur genützt hat es auf dem Spielfeld wohl gar nichts.
Eine Nationalhymne nicht mitsingen kann verschiedene persönliche Gründe haben, das wäre ja noch verständlich. Die Multimillionäre in den Spitzenklassen der Welt kommen ohnehin aus aller Herren Länder, ist auch ok, es geht ja um spielerisches Hochtalent das dem einzelnen Land nutzt. Nur eben die Nummer mit dem türkischen Präsidenten Erdogan war einfach nur dumm und unnötig wie ein Kropf und bei einem Jahresgehalt von 24 Mio. EUR ist es umso dümmer zu werten. Ich meine bei diesem Jahresgehalt und einem geschätzten Vermögen von 48 Mio. EUR sollte dieser Mensch doch wissen wo er steht und was nicht geht (er ist doch schon Ü18). Da Fussball ein Teamsport ist, war wohl das ganze Team nicht sonderlich gut und ein Trainer, der mit so einer Mannschaft antritt, fällt dann genauso tief.
Jürgen Franke 30.06.18 15:13
Es gibt nun einmal Dinge, die nicht
passieren dürfen. Es ist grobfahrlässig, dass die Tatsache, das die beiden Fußballer intellektuell etwas zurück geblieben sind, vom DFB nicht rechtzeitig erkannt wurde, so dass die Beiden, weltfremd und naiv wie sie nun mal sind, wie selbstverständlich als Werbefiguren für den Erdogan auftreten konnten.
Rainer Hoff 30.06.18 13:29
Özil
Wenn er Türke sein will ok , dann verpiss dich , ich will keinen mehr dabei haben , der die deutsche Nationalhymne nicht mitsingt , dieser Tage habe ich einen tollen Spruch gelesen :
Wir sind Germanen und nicht geboren um zu knien !!!
Lieber werde ich Deutscher bei der WM nur 8. aber ohne solche Söldner