Wir könnten taktische Atomwaffen stationieren

​Südkoreas Präsident  

Präsident Yoon Suk Yeol (C) bei der Vorstellung der Geschäftsberichte des Außen- und des Verteidigungsministeriums für 2023 im Cheong Wa Dae in Seoul. Foto: epa/South Korea Presidential Office/yonhap / Handout
Präsident Yoon Suk Yeol (C) bei der Vorstellung der Geschäftsberichte des Außen- und des Verteidigungsministeriums für 2023 im Cheong Wa Dae in Seoul. Foto: epa/South Korea Presidential Office/yonhap / Handout

SEOUL: In den vergangenen Jahren ist in Südkorea immer mal wieder kontrovers über eine eigene atomare Bewaffnung geredet worden. Aktuelle Äußerungen von Präsident Yoon Suk Yeol könnten die Diskussion wieder anheizen.

Angesichts zunehmender Spannungen mit Nordkorea hat Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol die Möglichkeit einer atomaren Bewaffnung ins Spiel gebracht. Der Frieden auf der koreanischen Halbinsel könne nur durch eigene Stärke erhalten werden, sagte Yoon zu Verteidigungsminister Lee Jong Sup am Mittwoch, wie südkoreanische Sender am Donnerstag berichteten. «Sollte die Bedrohung durch das nordkoreanische Atomwaffenprogramm größer werden, könnten wir hier in Südkorea taktische Atomwaffen (der USA) stationieren oder selber Nuklearwaffen besitzen.»

Yoon ließ sich am Mittwoch vom Verteidigungsministerium und dem Außenministerium über ihre Strategien für das neue Jahr berichten. Darin ging es auch um die militärische Abschreckung gegen Bedrohungen durch das Nachbarland.

Die Geschichte habe gelehrt, dass Länder, die sich auf einen «falschen Frieden» verließen, nicht überleben könnten, sagte Südkoreas konservativer Staatschef. «Diejenigen, die nach Frieden durch Stärke streben, werden weiter existieren.»

Das Verteidigungsministerium relativierte am Donnerstag die Aussagen Yoons zur atomaren Aufrüstung. Südkorea ziehe eine atomare Bewaffnung nicht in Betracht, sagte Vize-Verteidigungsminister Shin Beom Chul in einem Radioprogramm des öffentlich-rechtlichen Senders KBS.

Der Präsident habe einen solchen Schritt nicht gefordert. Er habe sich vielmehr auf die «erweiterte Abschreckung» bezogen, sagte Shin in Anspielung auf die Zusagen des Bündnispartners USA, Südkorea mit der «vollen Bandbreite» ihrer militärischen Fähigkeiten zu verteidigen - einschließlich Atomwaffen. Der Präsident habe damit zu einer engeren Verteidigungskooperation mit den USA aufgerufen.

Der Konflikt auf der geteilten koreanischen Halbinsel hatte im vergangenen Jahr wieder deutlich an Brisanz gewonnen. Nordkorea schoss in erhöhter Frequenz atomwaffenfähige Raketen ab. Die Streitkräfte der USA und Südkoreas nahmen ihre gemeinsamen Militärübungen wieder in vollem Umfang auf. Durch die Spannungen wurde in Südkorea auch die Diskussion um eine eigene Atombewaffnung wieder angeheizt.

Südkorea gehört zu den Unterzeichnerstaaten des Atomwaffensperrvertrags, der die Verbreitung von Kernwaffen und den zu ihrer Herstellung notwendigen Technologien verhindern soll. Nordkorea hatte sich 2003 aus dem Vertrag zurückgezogen.

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Ingo Kerp 13.01.23 14:50
Das neue Motto scheint zu sein: Frieden schaffen, mit noch mehr Waffen. Dabei gibt man den Atomwaffen inzwischen den Vorzug. Sollte irgendein durchgeknallter Despot irgendwann mal auf den Knopf drücken und sei es nur aus Versehen, sind mit einem Schlag viele derzeitige Probleme wie Klimaschutz, Ernährungsprobleme etc. sofort erledigt.