Stark umstrittenes «Putin»-Gesetz verabschiedet

Nicaraguanisches Parlament verabschiedet umstrittenes Gesetz über ausländische Agenten. Foto: epa/Jorge Torres
Nicaraguanisches Parlament verabschiedet umstrittenes Gesetz über ausländische Agenten. Foto: epa/Jorge Torres

MANAGUA: Nicaraguas Parlament hat ein viel kritisiertes Gesetz über die «Regulierung ausländischer Agenten» verabschiedet. Demnach müssen sich künftig Personen und Organisationen, die Geld aus dem Ausland erhalten und in Nicaragua tätig sind, als ausländische Agenten registrieren. Sie müssen den Behörden regelmäßig Rechenschaft über die Nutzung dieser Mittel ablegen und werden von politischen Aktivitäten ausgeschlossen.

Damit soll nach Angaben der sandinistischen Regierungspartei FSLN des autoritären Präsidenten Daniel Ortega ausländische Einmischung in Nicaragua bekämpft werden. Die sozialistische FSLN, die das Parlament des mittelamerikanischen Landes kontrolliert, segnete am Donnerstag mit 70 zu 17 Stimmen das Gesetz ab, das sie selbst eingebracht hatte.

Der Chef des Oppositionsbündnisses Alianza Cívica, Juan Sebastián Chamorro, verurteilte das Gesetz als Verletzung der Menschenrechte wie der Verfassung. Es ziele darauf ab, Gegner der «Diktatur» handlungsunfähig zu machen. Er sprach vom «Putin-Gesetz», weil es einer Regelung in Russland ähnelt - dort müssen sich seit 2012 Nichtregierungsorganisationen als ausländische Agenten registrieren, wenn sie sich mit Geld aus dem Ausland finanzieren.

Das Europaparlament hatte vergangene Woche in einer Resolution die EU-Staats- und Regierungschefs dazu aufgerufen, bereits verhängte Sanktionen gegen Ortega-Unterstützer auf den Präsidenten und seine Ehefrau und Vizepräsidentin Rosario Murillo auszuweiten, sollten das Gesetz sowie zwei weitere in Nicaragua verabschiedet werden. Eines der anderen Gesetze richtet sich gegen Cyberkriminalität und könnte unter anderem kritische Beiträge in sozialen Medien unter Haftstrafe stellen. Das andere sieht lebenslange Haftstrafen für vage definierte «Hassverbrechen» vor. Beide könnten in den kommenden Tagen von der Nationalversammlung in Managua abgesegnet werden.

Das EU-Parlament hatte auch gefordert, Nicaragua wegen der «Repression» durch die Regierung aus einem Assoziierungsabkommen mit der EU auszuschließen. Wegen der neuen Gesetze hatte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International vor einer «neuen Phase der Unterdrückung» in Nicaragua gewarnt.

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Thomas Sylten 16.10.20 14:07
Einmal mehr fällt mir auf, wie jede lateinamerikanische Regierung sofort auch von der EU gemobbt wird, wenn sie sich nicht bedingungslos der US-Vorherrschaft unterstellt und willenlos zu Dumpingpreisen Rohstoffe und landwirtschaftliche Erzeugnisse (Bananen..) abnehmen lässt: Dann werden auch Gesetze gegen Hassverbreitung und Fakenews, die in westlichen Ländern vehement eingefordert werden, dort zu Repressionsmaßnahmen erklärt. Doppelte Moral leider auch von "Europäern", die sich rückgratlos immer wieder zu US-Vasallen degradieren lassen.