Peter A. Schnyder – von Beruf „Good Man“

Das Hotel „Imperial Mae Ping“ in Chiang Mai schließt für 18 Monate

Mit einer Gala wurde die Grand Dame der Hotellerie in Chiang Mai auf ihre Verjüngungskur geschickt. Auch für Peter A. Schnyder bedeutete das Fest Abschied nehmen.
Mit einer Gala wurde die Grand Dame der Hotellerie in Chiang Mai auf ihre Verjüngungskur geschickt. Auch für Peter A. Schnyder bedeutete das Fest Abschied nehmen.

CHIANG MAI: Krieg der Sterne: Intensiver Wettbewerb prägt die Hotelbranche in Thailand. Neue Häuser setzen Standards, Boutiquehotels fischen im Teich der Individualreisenden, Plattformen wie Airbnb schießen von der Seite aufs Establishment. Der Kuchen ist größer geworden, aber die Stücke kleiner. Stillstand ist Rückschritt. Das Hotel „Imperial Mae Ping“ – 1988 eröffnet unter dem Namen „The Mae Ping“ – zählte über Jahrzehnte zu den erfolgreichen Häusern in Chiang Mai. Nun schließt es seine 371 Zimmer und Suiten für 18 Monate und wird renoviert.

Seit 2011 führte der Schweizer Peter A. Schnyder das Hotel als General Manager. Die Besitzer engagierten den damals 61-Jährigen ganz bewusst wegen seiner Erfahrung – er sollte den sanften Übergang bis zur geplanten Renovierung organisieren. Doch die verschob sich Jahr um Jahr, ehe Schnyder und seinem Team recht kurzfristig erklärt wurde, das Haus werde am 28. Juni 2019 geschlossen und nach der Renovierung von einer internationalen Betreibergruppe geführt.

Es ist nicht einfach, einen erfahrenen Hotelmanager zu überraschen – hier gelang es. „Kommunikation und Timing sind alles“, sagt Schnyder, „auch in solchen Momenten.“ Anlässlich der Abschiedsparty Ende Juni bedankte sich Schnyder bei seinem Team – ohne Mitarbeiter ist auch ein Chef ein einsamer Mann. Die 240 Angestellten erhalten auch in den kommenden 18 Monaten ihren aktuellen Grundlohn plus Sozialleistungen; wichtige „Nebengeräusche“ wie Boni, Lohnerhöhung oder die 10 Prozent Service Charge aber fallen weg. Daher dürften sich einige Mitarbeiter einen neuen Job suchen.

Erst Gastgeber, dann Geschäftsmann

Wer viel in der Welt unterwegs ist und in Hotels nächtigt, trifft immer mal wieder und überall auf Schweizer in führenden Positionen. Ihr Rüstzeug ist Professionalität: Vorzügliche Ausbildung, Sprachkenntnisse (in Schnyders Fall Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, dazu Grundkenntnisse in Indonesisch, Spanisch und Thai), Organisationstalent, Pünktlichkeit, Disziplin. Ergänzt durch das Schweizer Wesen, das eher den Ausgleich sucht als die Konfrontation.

Auch Schnyder lernte sein Handwerk an einer renommierten Hotelfachschule, der École Hôtelière de Lausanne: „Ich habe mich für diese Branche entschieden, weil ich gerne reise und gerne gut esse. Weil ich mich gerne mit Menschen unterhalte und die Option Ausland reizvoll fand. Anfangs faszinierten mich Südamerika und Asien gleichermaßen, dann neigte sich die Waage Richtung Asien.“

Schon seine Lehr- und Wanderjahre absolvierte der gebürtige Luzerner in 5-Sterne-Häusern: „Hassler Villa Medici“, Rom, „Beau Rivage“, Lausanne“, „Claridge’s“, London. 1979 wurde er bereits Verkaufsdirektor im „Jakarta Mandarin“ in Indonesiens Hauptstadt. Es folgten Stationen in Singapur, Malaysia, Bali, Seoul, Pattaya, Hua Hin, Koh Samui, im „The Sukothai Bangkok“ und im „Dusit Laguna Phuket“. Mombasa /Kenia, das Sultanat Brunei oder Aserbeidschans Hauptstadt Baku bereicherten die Laufbahn um ganz spezielle Destinationen.

Immer ein offenes Ohr für die Gäste: Peter A. Schnyder.
Immer ein offenes Ohr für die Gäste: Peter A. Schnyder.

Was zeichnet den General Manager aus, kurz GM? Schnyder: „Im Dreieck zwischen Besitzern, Angestellten und Gästen ist der GM der ‚Good Man‘. In erster Linie Gastgeber und dann erst Geschäftsmann – habe ich als Gastgeber Erfolg, stimmen auch die Zahlen.“ Sein Team führt der Schweizer nach dem Motto „Leading by example“, komplettiert durch „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“.

Wer zählt die berühmten Namen, wer die Anekdoten? Natürlich könnte Peter A. Schnyder ein Buch schreiben, jedoch: „Diskretion ist nicht nur Voraussetzung für meinen Job, sondern Teil meines Wesens. Für mich zählt, wieviel Schönes ich erlebt und gesehen habe. Selbst die wenigen schwierigen Stationen habe ich als Herausforderung gesehen und immer den Bullen bei den Hörnern gepackt. Ich bereue keinen Schritt.“

Das klingt nach Fazit, doch es soll nur Zwischenbilanz sein: „Mein Enthusiasmus ist so groß wie am ersten Tag. Ich fühle mich zu jung zum Aufhören. Selbst bei der jungen Generation der Gäste zählt immer noch das Zwischenmenschliche. Mögen sie auch Hotel und Sehenswürdigkeiten online buchen – oft entscheidet sich im persönlichen Kontakt, wie wohl sie sich fühlen im Haus.“

In diesen Tagen geht Schnyder erst einmal auf Europareise. In London besucht er seinen Sohn Natapong. Der arbeitet in derselben Branche. Aber nicht an der „Front“, sondern im Rückraum - als „Manager Development, Planning and Feasibility Europe“ der Marriott-Gruppe.

Der Vater wird nach seiner Rückkehr nach Thailand wieder in seine Lieblingsrolle schlüpfen: Peter A. Schnyder, Good Man.

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