Orban sieht Putin trotz Wagner-Aufstands weiter stark

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban hält seine jährliche Rede zur Lage der Nation
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban hält seine jährliche Rede zur Lage der Nation" im Varkert-Basar-Konferenzsaal in Budapest. Foto: epa/Szilard Koszticsak

BUDAPEST: Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban sieht nach eigener Aussage die Macht des russischen Präsidenten Wladimir Putin durch den Aufstand der Wagner-Söldnerarmee nicht geschwächt. Der Aufstand habe «keine größere Bedeutung». Es sei «ein Zeichen von Stärke», dass der Kremlchef diese Revolte binnen 24 Stunden gestoppt habe, sagte Orban in einem am Dienstag veröffentlichten Interview der Medien des Springer-Verlags «Bild», «Welt» und «Politico». Die Ukraine sei «kein souveränes Land mehr», da sie zur Verteidigung gegen Russland auf westliche Hilfe angewiesen sei.

Der Rechtspopulist Orban pflegt seit Jahren gute Kontakte zu Putin und behielt diese auch nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. In den vergangenen Monaten verhinderte er immer wieder neue EU-Sanktionen gegen Russland - etwa ein vollständiges Öl-Embargo oder geplante Strafmaßnahmen gegen den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill.

Der Eindruck von Schwäche, den Putin während des Aufstands gemacht habe, beruhe auf Fehleinschätzungen des Westens, der Russland nicht verstehe: «Wissen Sie, das ist Russland. Russland funktioniert anders als wir. Die Strukturen in Russland sind sehr stabil. Sie basieren auf der Armee, dem Geheimdienst, der Polizei, es ist also eine andere Art von Land, es ist ein militärisch orientiertes Land. Vergessen Sie also nicht, dass die Russen nicht so ein Land sind wie wir, Deutschland oder Ungarn. Es ist eine andere Welt. (...) Wenn Sie also aus unserer Logik heraus verstehen wollen, wie sie funktionieren, werden wir uns immer täuschen», sagte Orban.

Zur Lage der Ukraine sagte Orban: «Aber was wirklich zählt, ist, was die Amerikaner tun möchten. Die Ukraine ist kein souveränes Land mehr. Sie haben kein Geld. Sie haben keine Waffen. Sie können nur kämpfen, weil wir im Westen sie unterstützen. Wenn die Amerikaner also beschließen, dass sie Frieden haben wollen, wird es Frieden geben.»

Die Frage, ob er Putin für einen Kriegsverbrecher halte, verneinte Orban. Es sei «keine gute Idee» darüber zu sprechen, wenn man einen Waffenstillstand mit Putin anstrebe.

Die Frage, wie seine Position zu seiner Forderung von 1989 nach einem Abzug der sowjetischen Truppen aus dem damaligen Ostblock-Staat Ungarn passe, bezeichnete Orban als «Provokation». Er betonte: «Sie wissen schon, den Ungarn zu sagen, dass wir Pro-Russen oder Freunde der Russen sind, widerspricht unseren historischen Erfahrungen. Ich kämpfe für Ungarn. Ich kümmere mich nicht um Putin.»

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