Lächerliche Erpressungen in Ungarns Außenpolitik

​«Nepszava» 

Ungarns Premierminister Viktor Orban. Foto: epa/Szilard Koszticsak Ungarn Aus
Ungarns Premierminister Viktor Orban. Foto: epa/Szilard Koszticsak Ungarn Aus

BUDAPEST: Über die nunmehr beendete Verzögerungspolitik Ungarns in Bezug auf die Ratifizierung von Schwedens Nato-Beitritt schreibt die links-liberale ungarische Tageszeitung «Nepszava» am Dienstag:

«Bei der NATO wurden die "Einwände" Ungarns gegen Stockholm nie ernst genommen. Das Bündnis ging davon aus, dass wir ohnehin für die Integration der Schweden stimmen. Dies gilt umso mehr, als unsere Verantwortlichen kein einziges konkretes Argument dafür formulieren konnten, warum wir die Ratifizierung des schwedischen Beitritts behindern. (.) Dann wurde plötzlich der große Masterplan enthüllt: Wir behaupteten, dass die ungarische Entscheidung vom Kauf der schwedischen (Kampfjets) Gripen abhänge. Es ist aber merkwürdig, dass dies erst im letzten Moment, wenige Tage vor der Abstimmung und dem ersehnten Besuch des schwedischen Ministerpräsidenten ans Licht kam. Außerdem stand der Kauf schwedischer Kampfflugzeuge schon seit Jahren auf der Tagesordnung.

Noch verdächtiger ist, dass Ankara Washington zwingen wollte, (der Türkei) mehr als 40 US-Kampfflugzeuge zu verkaufen und 79 weitere davon zu überholen - im Austausch für die Ratifizierung (von Schwedens Nato-Beitritt) durch die Türkei. Dies gibt einige Hinweise darauf, woher die Idee (Ungarns) kam, die Verzögerung (der Ratifizierung) an den Kauf der Gripen zu binden. Und das alles nur wegen insgesamt vier Kampfjets. Das zeigt im Großen und Ganzen, welchen Wert wir im Verteidigungsbündnis darstellen. (Der ungarische Schriftsteller Istvan) Örkeny sagte, dass eine Nation auch über Selbstironie verfügen müsse. Diese Fähigkeit vermissen wir bei unseren Führern oft, obzwar wir über die Erpressungen der ungarischen Außenpolitik nur noch lachen können - und zwar gequält.»

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