Militante in Besitz von Daten über Beschäftigte

Foto: Freepik
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BELFAST: Die Polizei in Nordirland geht davon aus, dass militante, katholisch-republikanische Splittergruppen im Besitz von versehentlich herausgegebenen persönlichen Daten von mehr als 10.000 Polizeimitarbeitern sind. «Wir rechnen damit, dass sie diese Liste dazu benutzen werden, Angst und Unsicherheit zu verbreiten sowie Beamte und Mitarbeiter einzuschüchtern», sagte Polizeichef Simon Byrne bei einer Pressekonferenz am Montag in Belfast.

Zuvor war ein Teil der Daten in ausgedruckter Form an einer Wand gegenüber der Sinn-Fein-Parteizentrale in der nordirischen Hauptstadt aufgetaucht. Sinn Fein galt einst als politischer Arm der militanten Organisation IRA, die mit Waffengewalt für eine Vereinigung des britischen Landesteils Nordirland mit der Republik Irland kämpfte. Sie spielte jedoch eine wichtige Rolle beim Friedensschluss im Karfreitagsabkommen von 1998. Die IRA legte die Waffen nieder. Es gibt jedoch immer noch kleine Splittergruppen, die den bewaffneten Kampf fortsetzen wollen.

Der für Polizeiarbeit zuständige Sinn-Fein-Abgeordnete Gerry Kelly sagte, er verstehe die Aktion als Drohung gegen sich selbst, werde sich aber nicht einschüchtern lassen.

Polizisten werden auch ein Vierteljahrhundert nach dem historischen Friedensschluss noch immer zum Ziel von Angriffen. Erst im Februar griffen Vermummte einen Polizisten in der nordirischen Stadt Omagh an und verletzten ihn schwer. Während des jahrzehntelangen Bürgerkriegs zwischen den meist katholischen Anhängern einer Vereinigung Irlands und den überwiegend protestantischen Befürwortern der Union mit Großbritannien wurden 302 Polizisten getötet.

Die Liste von mehr als 10.000 Mitarbeitern des Northern Ireland Police Service war infolge einer Panne versehentlich herausgegeben worden, wie in der vergangenen Woche bekannt wurde.

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Rolf W. Schwake 15.08.23 18:40
Die Polize in Nordirland ...
... ist nicht zu beneiden: ich habe eine Polizeiwache in Belfast besucht, sie war besser geschützt als der Hochsicherheitstrakt der JVA Stuttgart-Stammheim. Als deutscher Polizeibeamter im Ruhestand habe ich mich seitdem intensiver mit der Geschichte der Insel auseinander gesetzt und festgestellt, dass es dort so ist, als hätte bei uns der Dreissigjährige Krieg bis heute fortgedauert. Schlimm für die Bevölkerung, leider kann man Toleranz nicht mit Gewalt vorschreiben. Es kommt auf den guten Willen beider Seiten an - und der ist in der britischen Politik nicht gegeben.