Nordirland gedenkt dem Ende des Bürgerkrieges vor 25 Jahren

Der 25. Jahrestag des Karfreitagsabkommens in Nordirland. Foto: epa/William Cherry
Der 25. Jahrestag des Karfreitagsabkommens in Nordirland. Foto: epa/William Cherry

BELFAST: 25 Jahre nach dem Ende des jahrzehntelangen Bürgerkriegs in Nordirland haben Menschen aus den einst verfeindeten Lagern sich gemeinsam an den historischen Moment erinnert. In Belfast formten Bürgerinnen und Bürger am Karfreitag eine Menschenkette - sie stammten zum Teil aus einer Straße, die hauptsächlich von protestantischen Anhängern einer engen Union mit Großbritannien bewohnt wird, und zum anderen Teil aus einer Straße, in der überwiegend Republikaner mit dem Wunsch nach einer Wiedervereinigung Nordirlands mit Irland leben.

Das Karfreitagsabkommen beendete einen blutigen Bürgerkrieg zwischen beiden Lagern. Etwa 3700 Menschen kamen in dem Konflikt ums Leben. Ungefähr 47.500 wurden verletzt. Der Stichtag ist der 10. April, aber da das Abkommen eng mit dem Feiertag Karfreitag verknüpft ist, gab es bereits an diesem Tag mehrere offizielle Gedenkveranstaltungen.

So fand im nordirischen Regionalparlament Stormont etwa eine Gedenkversammlung statt. In Dublin wurden die mehr als 3600 Namen der Todesopfer der sogenannten «Troubles» verlesen. Mehrere Betroffene und Angehörige versammelten sich an einem Strand an der Küste Nordirlands, um den Sonnenaufgang gemeinsam zu verfolgen und in Gedenken an die Ereignisse inne zu halten.

Der Nordire Alan McBride, dessen Frau und Schwiegervater 1993 bei einem Bombenattentat in Belfast getötet wurden, bezeichnete im Gespräch mit der britischen Nachrichtenagentur PA das Abkommen als «Wendepunkt» für Nordirland. Allerdings zeigte er sich auch frustriert über die aktuelle politische Lähmung: «25 Jahre später hätte ich gedacht, dass wir schon etwas weiter sind auf dem Weg in eine Gesellschaft, für die wir im Jahr 1998 gestimmt haben.»

Die unionistische Partei DUP blockiert aus Protest gegen Post-Brexit-Regeln für Nordirland die Bildung einer Regionalregierung mit der republikanischen Partei Sinn Fein, die bei den Wahlen im vergangenen Jahr erstmals stärkste Kraft in der Provinz geworden ist.

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Leserkommentare

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Rolf W. Schwake 08.04.23 19:50
@michael von wob
Das Referendum 2014 lief unter der Prämisse, dass man in der EU bleibt. Als es 2016 um den BREXIT ging, wollten über 60% der schottischen Wähler in der EU bleiben. Die gewünschte Unabhängigkeit Schottlands, die über kurz oder lang kommen wird, hat mit Sicherheit aber schon das ausschlaggebende Thema für die nächsten Wahlen in GB für die Schotten festgelegt: Unabhängigkeit ja oder nein! Das wird sehr interessamt werden, hat aber mit dem Thema "Federal Republic of Ireland" nichts zu tun.
England hat Anfang des 18. Jahrhunderts die Einheit mit Schottland u,a, damit erpresst, indem es eine Seeblockade aller schottischen Häfen veranlaßte, solange, bis die Schotten ja gesagt haben. Irgendwann sollten eigentlich die Erpressungen und Drohungen ein Ende haben!
michael von wob 08.04.23 19:10
@Rolf W. Schwake
Wir haben 2014 das Referendum in Schottland erlebt. Es reichte daß England mit Rentenverlusten gedroht hatte und daß die Schotten den € nicht wollten um die Freiheitswünsche im Keim zu ersticken. In Nordirland würde sofort wieder ein Religionskrieg ausbrechen.
Rolf W. Schwake 08.04.23 18:50
Englands Rolle in Irland ...
... wollte ich eigentlich der Vergangenheit überlassen, der vorstehende Kommentar verlangt eine Antwort: Es war der Sohn Maria Stuarts, der "zuschaute", wie seine Mutter geköpft wurde, nichts sagte oder tat, weil er seine Erbfolge gegenüber seiner Tante Elisabeth I. nicht in Gefahr bringen wollte. Der als James I. auf den englischen Thron kam und sofort versuchte, England zu rekatholisieren und vom Anglikanismus (englischer Protestantismus) zu befreien, indem er verfügte, daß alle erz-puritanischen Anglikaner des Landes verwiesen werden, wobei er bereits eine Exklave verfügt hatte: Nordirland. Darauf folgte dann bekanntermaßen der englische Bürgerkrieg - und 400 Jahre Blutvergießen in Irland als Folge des Erz-Anglikanismus auf der erz-katholischen Insel. Danach durften dann irische, schottische. walisische, englisch-asische, englisch-afrikanische und englisch-amerikanische Soldaten für den Reichtum und das Wohl Englands und seines Empires ihre Leben und ihre Gesundheit opfern - weiteres offenbart uns die Geschichte.
Ich denke nunmehr, dass auch GB die UN-Charta ratifiziert hat und die europäische Menschenrechtskonvention, die den Völkern dieser Erde ein Selbstbestimmungsrecht zugestehen. Wenn die nordirischen Unionisten wirklich den Frieden wollen, sollten sie gemeinsam mit der Republik Irland die "Federal Republic of Ireland" gründen, einen föderalistischen Bundesstaat mit weitestgehender Autonomie der Bundesstaaten – und vor allem religiöser Toleranz!
michael von wob 08.04.23 15:40
@Rolf W. Schwake
Vielleicht weil England es nie zulassen würde ?
Rolf W. Schwake 08.04.23 15:10
Der Protestantismus in Nordirland ...
... ist seit über 400 Jahren ein Streitobjekt auf der konservativ-katholischen Insel. Was ich nicht verstehe: Warum nehmen die protestantischen Unionisten in Nordirland nicht die Hand zum Bunde an und bilden mit dem restlichen Irland eine föderalistische Bundesrepublik mit weitgehender Autonomie des Bundesstaates Nordirland, wobei ein Zollabkommen der neuen Bundesrepublik mit Großbritannien dann die wirtschaftlichen Probleme regelt? Reicht die Hand zum Bunde! Über 400 Jahre Unabhängigkeitskrieg sind genug - und die historischen Beweggründe, warum es erst soweit kommen konnte, gehören in der Tat der Vergangenheit an!