Neues aus dem Ausland am Freitag

Neues aus dem Ausland am Freitag

«Hotel-Ruanda»-Held Rusesabagina: Habe Rebellengruppe mitgegründet

KIGALI: Der wegen Terrorvorwürfen vor Gericht in Ruanda stehende Paul Rusesabagina hat Verbindungen zu einer bewaffneten Gruppe eingestanden. Er und andere hätten die Rebellengruppe FLN gegründet, aber nicht, «um Terrorismus zu begehen», sagte der durch den Film «Hotel Ruanda» bekannt gewordene Rusesabagina am Freitag in Kigali. Man habe die Aufmerksamkeit der Regierung auf die Not ruandischer Flüchtlinge lenken wollen. Allerdings sagte Rusesabagina, er werde die Verbrechen der FLN nicht herunterspielen. Die Gruppe wurde demnach von jemand anderem geleitet.

Rusesabagina wird unter anderem Terrorismus, Mordbeteiligung und die Gründung einer bewaffneten Gruppe vorgeworfen. Sein Verfahren soll demnächst beginnen. Rusesabagina ist weltweit durch den Hollywood-Film «Hotel Ruanda» bekannt geworden, der erzählt, wie der Hotelmanager während des Völkermords in Ruanda 1994 mehr als 1200 Menschen das Leben rettete. Später wurde er zu einem scharfen Kritiker des ruandischen Präsidenten Paul Kagame und ging ins Exil. Er ist ein Anführer der politischen Koalition MRCD, die Ruandas Regierung kritisch gegenübersteht und mit der FLN Verbindungen hat. Die FLN ist für mehrere Angriffe in Ruanda verantwortlich.

In dem Völkermord wurden mehr als 800.000 Tutsi und gemäßigte Hutu getötet. Präsident Kagame, der de facto seit Ende des Genozids und offiziell seit 2000 an der Macht ist, wird für die Versöhnung und den wirtschaftlichen Aufschwung Ruandas international gelobt, hat aber Meinungsfreiheit und Oppositionsarbeit scharf eingeschränkt.


Brasiliens Präsident Bolsonaro erneut operiert - Blasenstein entfernt

SÃO PAULO: Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat sich einer Operation zur Entfernung eines Blasensteins unterzogen.

Es habe keine Komplikationen gegeben, der Präsident sei stabil und habe kein Fieber, schrieb das Kommunikationsministerium auf Twitter am Freitag. Seit einer lebensgefährlichen Messerattacke auf ihn im Wahlkampf 2018 hatte sich Bolsonaro dem Nachrichtenportal «G1» zufolge einem halben Dutzend Operationen unterzogen, von denen viele mit der bei dem Angriff erlittenen Verletzung zu tun hatten.


El Salvador gibt Akten zu Massaker im Bürgerkrieg frei

SAN SALVADOR: Fast 40 Jahre nach dem Massaker von El Mozote gibt die salvadorianische Regierung die Akten zu dem Verbrechen frei. «Wir werden diese Unterlagen freiwillig offenlegen», sagte Präsident Nayib Bukele in der Nacht zum Freitag (Ortszeit). Bei den Vorfällen im Ort El Mozote waren während des Bürgerkriegs 1981 etwa 1000 Menschen von Soldaten getötet worden.

Zuvor hatten die Streitkräfte einem Untersuchungsrichter die Überprüfung von Akten in einer militärischen Einrichtung in der Hauptstadt San Salvador verweigert. Der Fall wurde 2016 nach der Abschaffung eines Amnestiegesetzes von der Justiz wieder eröffnet. «Wir verstecken nicht einmal eine halbe Seite», sagte Bukele in einer landesweiten Radio- und Fernsehansprache. Der Großteil der Unterlagen sei in den vergangenen 40 Jahren allerdings vernichtet worden.

Das Massaker in El Mozote und umliegenden Dörfer zählt zu den schwersten Verbrechen in der modernen Geschichte Lateinamerikas. Bei den Tätern handelte es sich um Soldaten der Spezialeinheit Atlácatl. Nach dem Bericht einer UN-Wahrheitskommission wurden vom 10. bis 12. Dezember 1981 in einer Operation zur Guerilla-Bekämpfung unschuldige Bauern gefoltert und umgebracht, auch Frauen und Kinder. Im Bürgerkrieg von El Salvador kamen rund 75.000 Menschen ums Leben.


Trump will seine Kandidatin für die Ginsburg-Nachfolge verkünden

WASHINGTON: US-Präsident Donald Trump will am Samstag (23.00 Uhr MESZ) im Weißen Haus verkünden, wen er für die Nachfolge der verstorbenen Richterin am Obersten US-Gericht, Ruth Bader Ginsburg, nominiert. Klar ist bereits, dass Trump eine Frau für den Posten vorschlagen will. Ginsburg war am 18. September im Alter von 87 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. Um die Nachbesetzung ihres Postens am einflussreichen Supreme Court ist zwischen Republikanern und Demokraten ein erbitterter Streit entbrannt. Die Republikaner streben eine Abstimmung im Senat über die Kandidatin noch vor Jahresende an - möglicherweise sogar noch vor der Wahl am 3. November. Die Demokraten fordern, dass der Sieger der Präsidentschaftswahl einen Kandidaten für den Posten vorschlägt.

Die Richter am Supreme Court werden vom Präsidenten nominiert und müssen durch eine einfache Mehrheit im Senat - einer von zwei Kammern im Kongress - bestätigt werden. Nach Angaben des einflussreichen Senators Lindsey Graham haben die Republikaner alle nötigen Stimmen zusammen. Am 3. November steht auch rund ein Drittel der 100 Senatssitze zur Wahl.

Da die Richter auf Lebenszeit ernannt werden, könnte Trump die konservative Mehrheit mit der Ernennung einer vergleichsweise jungen Richterin als Nachfolgerin der liberalen Ginsburg auf Jahre oder gar Jahrzehnte hinaus zementieren. Am Montag hatte er gesagt, in der engeren Auswahl seien fünf Kandidatinnen - darunter die Richterinnen Amy Coney Barrett (48) aus Chicago und Barbara Lagoa (52) aus Florida, die von US-Medien als Favoritinnen gehandelt werden.


Automesse beginnt in Peking - größter Markt erholt

PEKING: Als erste große internationale Automesse seit mehr als einem halben Jahr öffnet die «Auto China 2020» an diesem Samstag in Peking die Pforten. Da China das Coronavirus weitgehend im Griff hat und schon länger kaum noch lokalen Ansteckungen mehr zählt, wird die im Frühjahr zunächst verschobene große Automobilausstellung auf dem weltgrößten Fahrzeugmarkt bis zum nächsten Wochenende nachgeholt.

In den Vorjahren hatte die abwechselnd in Shanghai und Peking stattfindende Messe, die zu den größten der Branche gehört, immer Millionen Besucher aus dem In- und Ausland angezogen. Aus Angst vor der Einschleppung des Virus hat China aber strenge Einreisebeschränkungen mit zwei Wochen Quarantäne verfügt. Auch gibt es nur wenig internationale Flüge.

Deutsche und andere Autobauer verbinden große Hoffnungen mit China, das bisher rund ein Drittel des globalen Umsatzes ausmachte. Seit dem Sommer legt der Absatz auf dem chinesischen Markt in Folge der Erholung der zweitgrößten Volkswirtschaft wieder spürbar zu, während die Verkäufe weltweit stark rückläufig sind.


Papst beklagt «Erosion» der internationalen Zusammenarbeit

NEW YORK: Papst Franziskus hat in seiner Rede bei der UN-Generaldebatte den zunehmenden Nationalismus in der Welt beklagt und sich für stärkere internationale Zusammenarbeit ausgesprochen. «Wir müssen mit dem gegenwärtigen Klima des Misstrauens brechen. Gegenwärtig erleben wir eine Erosion des Multilateralismus», sagte Franziskus in einer zuvor aufgezeichneten Video-Botschaft. Die Welt brauche die Vereinten Nationen, die effektiver im Ringen um den Frieden werden müssten. Das Oberhaupt der katholischen Kirche forderte vor allem die Vetomächte im UN-Sicherheitsrat - die USA, China, Russland, Großbritannien und Frankreich - dazu auf, mit «größerer Einigkeit und Zielstrebigkeit zu handeln».

Vor allem die Vereinigten Staaten hatten sich in den vergangenen Jahren demonstrativ von der internationalen Zusammenarbeit über Organisationen wie den UN abgewendet. Auch bei vielen Krisen in der Welt wie zum Beispiel in Syrien sind die Vereinten Nationen oftmals Zuschauer ohne viel Einfluss.

Vor dem Hintergrund der Coronavirus-Pandemie findet die 75. Generaldebatte der UN-Vollversammlung in diesem Jahr größtenteils virtuell statt. Die Vertreter aller 193 Mitgliedsstaaten - darunter weit mehr als 150 Staats- und Regierungschefs - sprechen nicht wie normalerweise im UN-Hauptquartier in New York, sondern per vorab aufgezeichneten Video-Reden.


Abbas fordert vor UN neue Friedenskonferenz

NEW YORK: Im Nahost-Konflikt hat sich Palästinenserpräsident Mahmud Abbas vor den Vereinten Nationen für eine neue Friedenskonferenz ausgesprochen. UN-Generalsekretär António Guterres solle diese gemeinsam mit dem UN-Sicherheitsrat und dem Nahost-Quartett Anfang nächsten Jahres organisieren, sagte Abbas am Freitag bei seiner vorab per Video aufgezeichneten Rede vor der Generaldebatte der UN-Vollversammlung. Alle beteiligten Parteien sollten daran teilnehmen.

Einen von den USA vorgeschlagenen Plan zur Lösung des Nahost-Konflikts sowie Abkommen zur Aufnahme von Beziehungen zwischen Israel und zwei arabischen Golfstaaten - Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten - lehnte Abbas erneut scharf ab.

Vor dem Hintergrund der Coronavirus-Pandemie findet die 75. Generaldebatte der UN-Vollversammlung in diesem Jahr größtenteils virtuell statt. Die Vertreter aller 193 Mitgliedsstaaten - darunter weit mehr als 150 Staats- und Regierungschefs - sprechen nicht wie normalerweise im UN-Hauptquartier in New York, sondern per vorab aufgezeichneten Video-Reden. Der Beitrag Israels wird am Dienstag erwartet.


Ginsburgs Leichnam im US-Kapitol aufgebahrt

WASHINGTON: Eine Woche nach dem Tod von Ruth Bader Ginsburg ist der Leichnam der prominenten Richterin im US-Kapitol aufgebahrt worden. «Möge sie in Frieden ruhen», sagte die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, am Freitag in dem Parlamentsgebäude in Washington. Eine Aufbahrung im Kapitol ist eine seltene Ehre - noch seltener wird sie Frauen oder Richtern des Supreme Court zuteil. An der Zeremonie nahmen Mitglieder beider Kammern des US-Kongresses - Senat und Repräsentantenhaus - teil, um Abschied von der Juristin zu nehmen. Auch der demokratische Präsidentschaftskandidat und Ex-Senator Joe Biden war anwesend.

Die linksliberale Juristin Ginsburg war am Freitag im Alter von 87 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. Am Mittwoch und Donnerstag nahmen zahlreiche Menschen am aufgebahrten Sarg am Supreme Court - dem Obersten US-Gericht - Abschied von der beliebten Richterin. US-Präsident Donald Trump besuchte den Sarg am Donnerstag ebenfalls und wurde von einer Gruppe von Menschen ausgebuht. Um die Nachbesetzung des freigewordenen Postens in dem einflussreichen Gericht ist ein erbitterter Streit zwischen Demokraten und Republikanern entbrannt.

Die schwarze Bürgerrechtlerin Rosa Parks war nach ihrem Tod im Jahr 2005 die erste US-Amerikanerin, die im Kapitol aufgebahrt wurde. Anders als Ginsburg wurde sie aber als Privatfrau geehrt, weshalb sich die Ehre «Lie in Honor» nannte. Ginsburg ist die erste Frau und die erste Person mit jüdischem Glauben, die die Ehre «Lie in State» erhält.


Tschechien schafft israelisches Flugabwehrsystem an

PRAG: Tschechien plant die Beschaffung eines neuen Kurzstrecken-Flugabwehrsystems aus israelischer Produktion. Die Wahl sei auf das Spyder-System des staatlichen Rüstungskonzerns Rafael gefallen, teilte das Verteidigungsministerium in Prag am Freitag mit. Es werde mehr als 40 Jahre alte Ausrüstung sowjetischer Herkunft ersetzen und dem Schutz des Luftraums sowie wichtiger Objekte wie der Atomkraftwerke dienen.

Die Kosten des Modernisierungsprojekts werden mit knapp 370 Millionen Euro angegeben. Der Vertrag zwischen den beiden Regierungen soll Anfang nächsten Jahres unterschriftsreif sein. Mit den ersten Lieferungen wird 2023 gerechnet. Der Auftrag wurde nicht öffentlich ausgeschrieben. Tschechien ist seit 1999 Mitglied der Nato.


Sechs Jahre Haft wegen Vergewaltigung einer 98-Jährigen

AMSTERDAM: In den Niederlanden ist ein Mann wegen der Vergewaltigung einer 98 Jahre alten Frau zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht in Lelystad nahe Amsterdam nannte die Tat des 35-Jährigen am Freitag in der Urteilsbegründung besonders «schockierend» und ging bei der Festlegung des Strafmaßes über die von der Staatsanwaltschaft geforderten fünf Jahre hinaus.

Der Täter aus Frankreich habe dort ein langes Vorstrafenregister, darunter wegen häuslicher Gewalt, berichtete die niederländische Nachrichtenagentur ANP. Laut Anklage klingelte der Mann in einer Nacht im Mai bei der Seniorin und schob sie in die Wohnung, als sie die Tür einen Spalt breit öffnete. Zunächst habe er Geld verlangt und sich dann mehrfach an der Frau vergangen.

Die 98-Jährige berichtete, er habe sie misshandelt und dabei auch auf ihren Herzschrittmacher geschlagen. Sie musste sich einer Trauma-Behandlung unterziehen. Der Verurteilte hatte in dem Prozess behauptet, die Frau habe «freiwillig mitgemacht», berichtete ANP. Das Gericht wies das als unglaubwürdig zurück.


Deutschland prangert Menschenrechtsverletzungen im Iran an

GENF: Deutschland hat im UN-Menschenrechtsrats in Genf an diesem Freitag Verstöße gegen die Menschenrechte im Iran verurteilt. Der deutsche Botschafter äußerte sich im Namen von insgesamt 47 Ländern, wie er sagte, darunter EU-Staaten sowie Australien, Kanada und Neuseeland, Israel und mehrere lateinamerikanische Länder.

«Glaubwürdige Berichte über willkürliche Festnahmen, unfaire Verfahren, erzwungene Geständnisse, Folter und Misshandlungen im Zusammenhang mit den jüngsten Protesten sind besonders Besorgnis erregend», sagte der Botschafter. Er rief die iranische Regierung auf, die Vorfälle zu untersuchen, Unschuldige freizulassen und Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Der Botschafter zollte Menschenrechtsverteidigern Tribut, die sich von Einschüchterungen und Misshandlungen nicht unterkriegen ließen.

Der Iran wies die Vorwürfe zurück. «Legitime Entscheidungen von Justiz und Gerichten anderer Länder grundlos als Menschenrechtsverletzung einzustufen, ist inakzeptabel», sagte Außenamtssprecher Said Chatibsadeh am Freitag. Menschenrechte im In- und Ausland haben laut Chatibi für den Iran Priorität. Nur sollte das Thema weder politisiert noch mit zweierlei Maß gemessen werden. Besonders die EU sollte anstatt Iran die Behandlung der Flüchtlinge in Europa auf ihre Menschenrechtsagenda stellen, sagte der Sprecher laut Nachrichtenagentur Isna.


EU-Ratschef Michel: Terror hat in Europa keinen Platz

BRÜSSEL: Angesichts der Messerattacke in der Nähe der ehemaligen Redaktion des Pariser Satiremagazins «Charlie Hebdo» hat EU-Ratschef Charles Michel sein Mitgefühl zum Ausdruck gebracht.

«Alle meine Gedanken sind bei den Opfern dieser feigen Gewalttat», schrieb der Belgier am Freitag auf Twitter. Seine Solidarität gehe an das französische Volk. Michel betonte: «Der Terror hat auf europäischem Boden keinen Platz.» Bei der Attacke am Freitagmittag sind mindestens zwei Menschen verletzt worden. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt.


Opposition ruft nach Lukaschenkos Vereidigung zu Massenprotesten auf

MINSK: Wenige Tage nach der Amtseinführung des umstrittenen Staatschefs Alexander Lukaschenko in Belarus (Weißrussland) hat die Oppositionelle Swetlana Tichanowskaja die Menschen zu neuen Protesten aufgerufen. «Gemeinsam können wir unser Ziel erreichen: ehrliche Neuwahlen. Und als Ergebnis wird es dann eine offizielle, rechtmäßige Vereidigung geben», sagte sie in einem Video am Freitag. Die Opposition plant am Wochenende neue Massenproteste, bei der Tichanowskaja symbolisch bei einer «Amtseinführung des Volkes» zur Präsidentin ernannt werden soll. Bei der Aktion werden Hunderttausende Menschen erwartet.

Lukaschenko hatte sich bei der von massiven Manipulationen überschatteten Wahl im August mit mehr als 80 Prozent der Stimmen zum Sieger erklären lassen - nach 26 Jahren an der Macht. Am Mittwoch wurde der als «letzter Diktator Europas» bezeichnete Politiker dann ohne vorherige Ankündigung zum sechsten Mal in dem Amt vereidigt. Daraufhin nahmen die Proteste wieder an Fahrt auf. Die Sicherheitskräfte griffen dabei ungewöhnlich hart durch; Hunderte wurden festgenommen.

Seit der Abstimmung im August folgten jeden Sonntag Hunderttausende dem Aufruf der Opposition. In der Hauptstadt Minsk ist um 13.00 Uhr MESZ eine Großdemonstration geplant, bei der eine Neuwahl und die Freilassung politischer Gefangener gefordert werden. Zudem wollen die Menschen eine sichere Rückkehr von Tichanowskaja erreichen, die nach der Wahl von den Behörden zur Ausreise in das EU-Land Litauen gedrängt worden war.


Nationalmuseum zeigt Installation mit starkem Johannes Paul II.

WARSCHAU: Das Warschauer Nationalmuseum zeigt in seinem Hof eine Installation mit einer Statue von Papst Johannes Paul II., der einen Meteoriten festhält. Die Installation des Künstlers Jerzy Kalina mit dem Titel «Die vergiftete Quelle» gibt dem Betrachter den Eindruck, als wolle der Papst den schweren Stein in einen Teich werfen, dessen Boden rot ausgelegt ist, sodass auch das Wasser rot erscheint.

Kalina versteht sein Werk als Antwort auf die Skulptur «Na Nona Ora» (die neunte Stunde), mit der der Italiener Maurizio Cattelan 1999 - noch zu Lebzeiten des Papstes - für viel Aufsehen gesorgt hatte. Sie zeigte Johannes Paul II., wie er von einem Meteoriten getroffen am Boden liegt. Als diese Skulptur im Jahre 2000 in einer Warschauer Galerie ausgestellt wurde, löste sie im katholischen Heimatland des Papstes eine Kontroverse aus. Anders als die Figur von Cattelan, die an die Zerbrechlichkeit des damals schwerkranken Kirchenoberhaupts erinnerte, präsentiert die neue Installation in Warschau Johannes Paul II. nun als Mann von übermenschlicher Stärke. Johannes Paul II. starb 2005.


Afrikanische Bürger schließen sich Klimaprotesten an

KAMPALA/PRETORIA/PORT LOUIS: Auch in etlichen Städten Afrikas haben Bürger für mehr Klimaschutz demonstriert. «Wir fordern unsere Anführer dazu auf, aufzuwachen», sagte die ugandische Klimaaktivistin Vanessa Nakate am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. «Wir wollen in einer besseren Welt leben.» In Kampala, der Hauptstadt des ostafrikanischen Ugandas, demonstrierten demnach rund 20 Menschen und folgten damit einem Aufruf der Bewegung Fridays for Future zum globalen «Klimastreik». Sie hielten Plakate mit Aufschriften wie, «Das Klima verändert sich, warum wir uns nicht?» und «Ihr verbrennt unsere Zukunft».

In Südafrikas Hauptstadt Pretoria marschierten Dutzende Menschen, die meisten mit Corona-Masken, zu Musik singend durch die Straßen, wie Videos zeigten. Ein großes Plakat forderte das Ausrufen eines »Klima-Notstands». Auch in Kenia und auf Mauritius fanden Proteste statt. In dem Inselstaat im Indischen Ozean demonstrierten einige Klimaaktivisten gegen die Regierung und deren Umgang mit der Ölkatastrophe, bei der jüngst ein auf Grund gelaufener Frachter in einer Lagune Treibstoff verlor, wie Fotos von Greenpeace zeigten. «Unsere Insel wird durch die Klimakrise bedroht und wir werden nie Klimagerechtigkeit haben mit einer schlechten Politik und ohne soziale Gerechtigkeit», hieß es in einem Schreiben des Fridays-for-Future-Abschnitts auf Mauritius an den Regierungschef.

Afrika ist besonders stark vom Klimawandel betroffen. Dies ist bereits etwa in Form von längeren und öfters vorkommenden Dürreperioden, stärkeren Regenzeiten und schlimmeren Zyklonen zu sehen. Dies trifft Menschen in afrikanischen Ländern besonders hart, weil viele als Bauern oder Viehirten stark von Wetter und Regen abhängig sind.


«Alan Kurdi» bringt 125 Migranten nach Sardinien - Proteste im Hafen

ROM: Das deutsche Rettungsschiff «Alan Kurdi» hat 125 Bootsmigranten in den Hafen der italienischen Stadt Olbia auf Sardinien gebracht. Das berichtete die deutsche Betreiberorganisation Sea-Eye am Freitag. Am Abend hätten die Menschen, die im Mittelmeer aus Seenot geborgen worden waren, von Bord gehen dürfen, sagte Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye. Zuvor hatte das italienische Innenministerium nach tagelangem Zögern die Genehmigung zum Einlaufen gegeben. 80 Prozent der Menschen sollten nach der Ankunft auf andere europäische Länder verteilt werden, hieß es in Rom.

Parallel zur Ankunft im Hafen gab es einen Protest, angeführt von einem Politiker der rechten Lega von Matteo Salvini, gegen das Ausschiffen der Menschen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Adnkronos stoppte die Polizei die meisten Teilnehmer der Gruppe. Nur ein Regionalrat und der Lega-Parlamentarier Eugenio Zoffili aus Rom seien auf den Pier gelassen worden. Zoffili protestierte von dort in einem Facebook-Video. Er sprach davon, dass Sardinien als Urlaubsinsel nicht die gleichen Probleme mit «illegalen Einwanderern» haben dürfe wie die kleine Insel Lampedusa.

Die Seenotrettung im Mittelmeer vor Libyen und Tunesien ist ein umstrittenes Thema. Italien und Malta lassen gerettete Migranten oft Tage oder Wochen auf Schiffen ausharren, ehe ihnen die Einfahrt in einen Hafen erlaubt wird. Die italienische Hilfsorganisation Mediterranea Saving Humans warf den Behörden am Freitag vor, sie würden ihr Schiff «Mare Jonio» im sizilianischen Pozzallo blockieren. Zwei Crewmitgliedern werde der Zugang verweigert, hieß es.


Boot mit Migranten sinkt vor Küste Libyens - Viele Tote befürchtet

GENF/TRIPOLIS: Nach einem Bootsunglück vor der Küste Libyens befürchtet die Internationale Organisation für Migration (IOM) erneut viele Tote. Drei Leichen seien aus dem Mittelmeer geborgen worden, teilte die Organisation am Freitag auf Twitter mit. Sie geht zudem davon aus, dass weitere 13 Vermisste ertrunken sind. Fischerboote brachten demnach 22 Überlebende zurück nach Libyen, nachdem das Boot am Vorabend gesunken war.

In Libyen herrscht seit dem Sturz von Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 Bürgerkrieg und Chaos. Der nordafrikanische Staat hat sich seitdem zum zentralen Transitland für Migranten auf dem Weg nach Europa entwickelt. Nach Angaben der IOM starben in diesem Jahr bisher rund 430 Migranten auf dem Seeweg auf der zentralen Mittelmeerroute nach Südeuropa.


Italien bekundet nach Attacke in Paris Solidarität

ROM: Nach der Messerattacke in der Nähe der ehemaligen Redaktionsräume des Pariser Satiremagazins «Charlie Hebdo» hat Italiens Regierungschef Giuseppe Conte Solidarität mit Frankreich bekundet.

Er bezeichnete die Tat auf Twitter am Freitag als «feigen Angriff». Weiter schrieb der Premier aus Rom: «Wir fühlen uns dem französischen Volk nahe und verfolgen die Entwicklung der Situation mit Besorgnis.» Italien stehe an der Seite derer, die alle Formen der Gewalt bekämpften. Bei der Attacke am Freitagmittag hatte es Verletzte gegeben. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt.


Forscher in Arktis und Antarktis unterstützen globale Klimaproteste

BREMERHAVEN: Die Demonstranten für mehr Klimaschutz bekommen an ihrem globalen Protesttag Unterstützung von den Experten im Ewigen Eis: Wie Tausende in aller Welt haben auch Forscher in der Arktis und Antarktis für einen stärkeren Kampf gegen die Erderhitzung demonstriert. Das zeigten Bilder von der deutsch-französischen Forschungsstation Awipev auf Spitzbergen, einer arktischen Expedition des Schiffs «Polarstern» sowie von der Neumayer-Station in der Antarktis, die Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven am Freitag unter dem Motto #KeinGradWeiter auf Twitter veröffentlichten.

«Die Zeichen mehren sich, daß Kipppunkte erreicht werden», schrieben sie zu dem Bild aus Spitzbergen. Als Forscher stünden sie in der Verantwortung, auf Risiken hinzuweisen, die sich aus ihren Daten ergäben. Auf dem Weg in den hohen Norden sei die «Polarstern» im Rahmen der «Mosaic»-Expedition viel zu schnell ans Ziel gelangt, «weil so wenig Meereis da war!», hieß es in einem weiteren Tweet. Was in der Arktis passiere, beeinflusse auch das Wetter und Klima vor Ort in Deutschland. In den Händen hielten die Forscher dabei ein Banner mit der Aufschrift «We deliver the facts. It's time to act!» (Wir liefern die Fakten. Es ist Zeit, zu handeln!)

Das Eis der Antarktis speichert mehr als die Hälfte des Süßwassers der Erde, gefroren in einer fast fünf Kilometer dicken Eisschicht. Eine neue Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, der Columbia University und der Universität Potsdam zeigt, dass bereits bei einer anhaltenden Erwärmung von zwei Grad das Abschmelzen und der beschleunigte Eisabfluss in den Ozean letztlich zu einem Anstieg des globalen Meeresspiegels um 2,5 Meter führen würde. Bei vier Grad beträgt er langfristig 6,5 Meter, und bei sechs Grad fast 12 Meter.


Kölner Museum entlarvt Fälschungen aus eigener Kollektion

KÖLN: Das Kölner Museum Ludwig besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen der Russischen Avantgarde, doch nun hat es nach eigenen Angaben vom Freitag herausgefunden, dass ein Teil der Werke gefälscht ist.

Die Museumskollektion umfasst etwa 600 Arbeiten der Russischen Avantgarde, datierend aus der Zeit von 1905 bis 1930, darunter 100 Gemälde. Von diesen hat das Museum nach eigenen Angaben bisher 49 untersucht. Das Ergebnis: Bei 22 Werken wird angenommen, dass sie nicht authentisch sind, bei 27 geht das Museum davon aus, dass es Originale sind.

Die Resultate der hauseigenen Forschung präsentiert das Museum Ludwig von diesem Samstag an bis zum 3. Januar 2021 in einer Ausstellung mit dem Titel «Russische Avantgarde im Museum Ludwig - Original und Fälschung». Schon vor der Eröffnung der Ausstellung hatte es eine gerichtliche Auseinandersetzung darum gegeben: Die Galerie, bei der der Museumsgründer Peter Ludwig (1925-1996) einst die meisten der Bilder gekauft hatte, befürchtete eine Rufschädigung und verlangte deshalb, vorab informiert zu werden. Diese Forderung wurde in zweiter Instanz jedoch abgewiesen.


Deutsche sollen mehr über NS-Gräuel wissen

WARSCHAU: Der neue deutsche Botschafter in Warschau will sich dafür einsetzen, dass die Deutschen künftig besser über Gräueltaten in dem 1939 von Nazi-Deutschland überfallenen und bis 1945 besetzten Polen Bescheid wissen. Dies gelte besonders für den Wissensstand junger Menschen, sagte Botschafter Arndt Freytag von Loringhoven der polnischen Zeitung «Rzeczpospolita» (Freitag). Auch das in Berlin geplante Denkmal für die polnischen Opfer des Dritten Reichs solle diesem Ziel dienen. «Ich verstehe, dass in Polen immer noch Gefühle lebendig sind, die durch die Verbrechen ausgelöst wurden, welche die Nazi-Deutschen in Polen verübt haben.»

Arndt Freytag von Loringhoven hatte im September erst nach mehrmonatiger Wartezeit die Zustimmung Warschaus zu seinem Amtsantritt bekommen. Polnischen Medienberichten zufolge gab es zunächst Vorbehalte gegen den Diplomaten wegen seiner Familie. Der Vater des Botschafters, Bernd Freytag von Loringhoven, war von 1944 bis Ende April 1945 Adjutant des Generalstabschefs der Wehrmacht, auch in Hitlers Führerbunker.

In dem Interview äußerte sich der neue Botschafter auch zu seiner Familiengeschichte. Er wolle das Verhalten seines Vaters weder rechtfertigen noch verurteilen. «Wer weiß, wie wir uns in einer totalitären Diktatur verhalten hätten?» Die damalige Generation sei im Geist des preußischen Militarismus aufgewachsen und an totalen Gehorsam gewöhnt gewesen. Sein Vater, der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Offizier bei der Bundeswehr diente, habe später häufig gesagt, dass Faschismus und Rassismus zu den schlimmsten Verbrechen des 20. Jahrhunderts geführt hätten.


Feuer in Entwicklungszentrum von Telekomkonzern Huawei in Südchina

PEKING: In einem Entwicklungszentrum des chinesischen Telekomriesen Huawei in Südchina ist am Freitag ein Feuer ausgebrochen.

Dichter dunkler Rauch quoll aus dem großen Gebäudekomplex am Songshan See in der Stadt Dongguan (Provinz Guangdong). Die Feuerwehr schickte nach Medienberichten mehrere Löschzüge zum Brandort. Das Feuer sei etwa eineinhalb Stunden später gelöscht worden, wie die Behörden berichteten. Demnach gab es weder Verletzte noch Todesopfer. Die Ursache für den Ausbruch des Brandes blieb zunächst unklar.


Unbefristete Genehmigung für Block 1 des tschechischen AKW Temelin

PRAG: Die Betriebsgenehmigung für Block 1 des umstrittenen tschechischen Atomkraftwerks Temelin ist für unbefristete Zeit verlängert worden. Die Entscheidung sei nun rechtskräftig, teilte die Atomaufsichtsbehörde SUJB in Prag am Freitag mit. Experten der Behörde hätten 163.000 Seiten an Unterlagen studiert und in den vergangenen zwei Jahren mehr als 200 Kontrollen vor Ort vorgenommen, hieß es. Dies habe keine Tatsachen ergeben, welche der Erteilung der Genehmigung im Wege gestanden hätten. Die aktuelle Betriebserlaubnis wäre im Oktober ausgelaufen.

Das Kernkraftwerk Temelin in Südböhmen ging im Jahr 2000 erstmals ans Netz. Es ist nur rund 60 Kilometer von den Grenzen zu Bayern und Österreich entfernt. Das Verfahren für die Verlängerung der Betriebsgenehmigung für Block 2 läuft noch. Der teilstaatliche Betreiber CEZ rechnet gemäß früheren Angaben damit, dass die Anlage noch bis zum Jahr 2060 betrieben werden könnte.

Umweltschützer halten Temelin wegen der Kombination russischer Reaktor- mit US-amerikanischer Leittechnik für störanfällig. «Dass wir die Genehmigung erhalten haben, bedeutet nicht, dass wir fertig sind und uns auf unseren Lorbeeren ausruhen können», sagte indes CEZ-Vorstandsmitglied Bohdan Zronek. Temelin deckt rund ein Fünftel des tschechischen Strombedarfs ab. Anders als Deutschland will Tschechien den Anteil der Atomenergie am Strommix ausbauen.


Polizist in London von Häftling erschossen

LONDON: Ein Polizist ist während seines Dienstes in einer Haftanstalt in London von einem Inhaftierten erschossen worden. Der Beamte sei in der Nacht zum Freitag angeschossen und schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht worden, teilte die Metropolitan Police am Morgen mit. Dort sei er seinen Verletzungen erlegen.

Der 23-jährige mutmaßliche Schütze sei festgenommen worden - ebenfalls mit Schusswunden. Er befinde sich im Krankenhaus, sein Zustand sei kritisch, hieß es von der Polizei. Ermittlungen wegen Mordes wurden eingeleitet. Nach Angaben der Polizei sollen während des Vorfalls keine Polizeiwaffen zum Einsatz gekommen sein. Wie der Schütze an die Waffe gekommen war, blieb zunächst unklar.


Nordkorea entschuldigt sich für Erschießung eines Südkoreaners

SEOUL: Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat sich für die Erschießung eines südkoreanischen Ministerialbeamten nahe der Seegrenze durch nordkoreanische Soldaten entschuldigt.

Das berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Freitag unter Berufung auf das Präsidialamt. In der Mitteilung Kims an Seoul hieß es demnach, er bedaure sehr, Präsident Moon Jae In enttäuscht zu haben. Die Soldaten hätten auf den Mann in der Annahme geschossen, es handele sich um einen Eindringling. Der Vorfall hatte sich am Dienstag ereignet. Der Beamte des Fischereiministeriums war zuvor bei einer Patrouillenfahrt nahe der Seegrenze plötzlich von seinem Schiff verschwunden. Nicht ausgeschlossen wurde, dass sich der Mann nach Nordkorea absetzen wollte.


Weiter Proteste in Louisville im Fall Breonna Taylor

LOUISVILLE: Die Proteste gegen die umstrittene Justizentscheidung im Fall der von Polizisten getöteten Afroamerikanerin Breonna Taylor sind in die zweite Nacht gegangen. Trotz der erneut verfügten Sperrstunde blieben am Donnerstagabend in der Stadt Louisville Demonstranten auf der Straße, auf Fernsehbildern war zu sehen, wie einige von ihnen festgenommen wurden. In der Nacht davor waren zwei Polizisten angeschossen worden.

Breonna Taylor war im März bei einem Polizeieinsatz in Louisville (Bundesstaat Kentucky) in ihrer Wohnung erschossen worden. Drei Polizisten sollten tief in der Nacht einen Durchsuchungsbefehl ausführen. Nach Erkenntnissen einer Untersuchung klopften sie an der Tür und gaben sich als Polizei zu erkennen. Dafür fanden Ermittler einen Zeugen in dem Mehrfamilienhaus. Breonna Taylors Freund hörte das allerdings nach eigenen Worten nicht. Als die Polizisten die Tür aufbrachen, schoss er einen von ihnen am Bein an - weil er sie für Einbrecher gehalten habe. Daraufhin eröffneten die Polizisten das Feuer und töteten die unbewaffnete Taylor, während sie ihren Freund komplett verfehlten.

Am Mittwoch wurde nun nur einer der drei Polizisten angeklagt - aber nicht wegen der Schüsse auf Taylor. Ihm wird «mutwilliger Gefährdung» vorgeworfen, weil einige seiner Kugeln auch Nachbarwohnungen getroffen hatten. Der Einsatz in Taylors Apartment wurde dagegen als rechtens eingestuft, weil die Polizisten sich verteidigt hätten.


Ungewöhnlicher Rückzug im Vatikan: Kardinal Becciu tritt ab

ROM: Kardinal Angelo Becciu ist von seinem Amt als Präfekt der vatikanischen Kongregation für Heilig- und Seligsprechungen zurückgetreten. Er verzichtet auch auf seine Rechte als Kardinal. Diesen ungewöhnlichen Schritt eines Spitzenmannes der katholischen Kirche gab das Presseamt des Vatikans am Donnerstag bekannt. Für den Rückzug des 72-jährigen Italieners wurde keine Begründung genannt. Italienische Medien brachten den Schritt in Zusammenhang mit einem Skandal um eine Investition des Vatikans in eine Luxusimmobilie im Zentrum Londons. In der Mitteilung hieß es nur, Papst Franziskus habe den Abtritt am Donnerstag angenommen.

Ein solcher Kardinalsrücktritt ist eine sehr seltene Sache. Zunächst war auch nicht ganz klar, ob Becciu zumindest den Titel, wenn auch nicht die Rechte, weiter behalten würde. In der Regel ist eine Entlassung aus diesem Stand nach Expertenangaben innerkirchlich nicht vorgesehen. Zu seinem Rückzug befragt, sagte der ehemalige Kirchendiplomat der italienischen Nachrichtenagentur Adnkronos nur: «Ich ziehe es vor, zu schweigen.»

In einer früheren Tätigkeit im Staatssekretariat, der zentralen Bürokratie des Vatikans, beaufsichtigte Becciu das umstrittene Immobiliengeschäft. Die Staatsanwälte des Vatikans untersuchen es seit einiger Zeit. Im Juni nahmen Ermittler Gianluigi Torzi, einen in London ansässigen italienischen Finanzier, fest. Er hatte den Berichten zufolge als Mittelsmann fungiert, als der Vatikan versuchte, die volle Kontrolle über das Objekt zu erlangen. Torzi, der jegliches Fehlverhalten bestreitet, wurde der Erpressung, Veruntreuung, des schweren Betrugs und der Geldwäsche beschuldigt. Nach einigen


Ehemann verurteilt - Rumäniens Anti-Mafia-Chefin tritt zurück

BUKAREST: Die Chefin der rumänischen Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft, Giorgiana Hosu, ist zurückgetreten, weil ihr Ehemann in erster Instanz zu drei Jahren Freiheitsentzug auf Bewährung verurteilt wurde. Hosu sagte am Donnerstagabend, sie wolle mit ihrem Rücktritt dafür sorgen, dass das Ansehen ihrer Behörde durch die Justizprobleme ihres Mannes nicht beschädigt werde. Die Behörde ist für die Verfolgung von organisiertem Verbrechen und Terrorismus zuständig. Hosus Vorgängerin, Alina Bica, steht wegen Begünstigung eines Straftäters vor Gericht.

Das Urteil gegen Hosus Ehemann ist noch nicht rechtskräftig. Dan Hosu war früher als Polizist in Führungsposition für den Kampf gegen organisiertes Verbrechen zuständig. Ihm wird vorgeworfen, den illegalen Gebrauch vertraulicher Informationen angestiftet zu haben. Der ursprünglich damit verbundene Korruptionsvorwurf war fallengelassen worden, weil das Verfassungsgericht entschieden hatte, dass Beweise, die Rumäniens Inlandsgeheimdienst SRI dazu geliefert hatte, vor Gericht nicht zulässig sind.

Korruption, auch in der Justiz, ist ein allgegenwärtiges Thema in Rumänien. Das Land steht deswegen unter Sonder-Überwachung der EU-Kommission. Brüssel hat in seinen jährlichen Fortschrittsberichten immer wieder Mängel moniert, aber auch bedeutende Fortschritte im Kampf gegen die Korruption festgestellt.


Sydney, Brisbane, Alice Springs - Klimaproteste auch

SYDNEY: In ganz Australien haben Demonstranten von der Politik mehr Einsatz für den Klimaschutz eingefordert. Im Rahmen des globalen Klimastreiktages an diesem Freitag protestierten die überwiegend jungen Teilnehmer in nahezu allen Landesteilen, darunter auf dem Martin Place im Zentrum Sydneys und in Alice Springs im Red Centre des australischen Kontinents. Dort knieten Demonstranten auf der roten Erde nieder, schwenkten Flaggen der Ureinwohner und forderten auf Bannern ein Ende des Frackings - also der Erdgasförderung über Tiefbohrungen ins Gestein. Insgesamt waren mehr als 500 Aktionen in Australien geplant, bei denen jeweils maximal 20 Personen vor Ort dabei sein sollten - es gab Beschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie.

Aktivisten in Brisbane legten den riesigen Schriftzug «Fund our Future!» (Finanziert unsere Zukunft!) in einem Park aus - dieser Slogan war auch in Sydney auf vielen Protestschildern zu lesen. Die 17 Jahre alte Organisatorin des Sydney-Protests, Veronica Hester, versicherte: «Die Pandemie hat uns nicht gebremst.» An Menschenmassen wie bei den globalen Klimaprotesten im Jahr 2019 - damals waren allein in Australien mehr als 300.000 Demonstranten durch die Straßen marschiert - war wegen der Coronavirus-Pandemie aber nicht zu denken.

Viele Demonstranten in aller Welt wurden wegen der Pandemie und den damit verbundenen Beschränkungen kreativ. In Japan etwa, wo über 70 Klimastreiks stattfinden sollten, stellten mehrere Menschen Fotos ihrer Schuhe und Protestschilder online, um so ihren Beitrag zum Protest zu leisten.


Polen will Kohlebergwerke bis 2049 schließen

WARSCHAU: Polen will sein letztes Kohlebergwerk laut einer Vereinbarung zwischen Regierung und Bergarbeitergewerkschaften im Jahre 2049 schließen. Der vereinbarte Ausstieg aus der Kohleenergie werde einen gerechten Umbau von Polens Bergbau- und Energiesektor ermöglichen, sagte der stellvertretende Minister für Staatsbeteiligungen, Artur Sobon, laut Agentur PAP am Freitag.

Die Vereinbarung mit den Gewerkschaften sieht vor, dass die derzeit beschäftigten Bergleute entweder bis zur Rente weiterarbeiten können oder staatliche Unterstützung bekommen, wenn dies nicht möglich ist. Die Regierung will außerdem einen Bevollmächtigten ernennen, der für die sozioökonomische Transformation in den Bergbauregionen, besonders in Oberschlesien, zuständig sein wird.

Das Abkommen muss nun der EU-Kommission zur Zustimmung vorgelegt werden. Polen gewinnt gegenwärtig fast 80 Prozent seiner Energie aus Stein- und Braunkohle. Die Regierung hatte mehr als eine Woche mit der Bergarbeiter-Gewerkschaft verhandelt. Hunderte Bergleute blieben für mehrere Tage auch nach Schichtende unter Tage, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.

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