Neue Kaserne für die Schweizergarde

Foto: epa/Ettore Ferrari
Foto: epa/Ettore Ferrari

FREIBURG: Eine neue Stiftung lässt das Gardequartier im Vatikan für mehrere Millionen Franken umbauen. Von der Abschaffung der Schweizergarde ist keine Rede mehr.

Die Schweizergarde hat traditionell einen starken Rückhalt in der Schweiz, nicht nur bei Katholiken. Seit dem Jahr 2000 unterstützt die „Stiftung der Päpstlichen Schweizergarde“ mit Sitz in Freiburg, Schweiz, die Gardisten finanziell und sozial. Im Stiftungsrat finden sich heutige und ehemalige Topleute aus der Politik und der Wirtschaft. Darunter der frühere Präsident der Schweizerischen Nationalbank, Jean-Pierre Roth, und als Stiftungspräsident Alt-Bundesrat Pascal Couchepin.

Er ruft nun zur großzügigen Unterstützung für die Schaffung einer modernen Einsatzzentrale auf sowie für die Renovation der Kaserne samt Kapelle.

Die Freiburger Stiftung sei von ihrem Zweck her ungeeignet, ein solches Bauprojekt auszuführen, sagt Jean-Pierre Roth. Darum habe man Ende September eine zweite Stiftung gegründet, die „Stiftung für die Renovation der Kaserne der Päpstlichen Schweizergarde“, präsidiert von ihm.

Die Kommandozentrale der Garde im Vatikan sei technologisch komplett veraltet und in der Offizierskaserne am völlig falschen Ort gewesen, erklärt Baufachmann und Stiftungsrat Bernhard Hammer aus Solothurn.

Die Einsatzzentrale sei „möglichst nahe zum Papst“ ins Herzen des Vatikans verlegt worden. Wo genau, darf Hammer nicht sagen. Neben der Verlegung der Kommandozentrale an den strategisch richtigen Ort wurde sie auch auf den modernsten technischen Stand gebracht.

Die Kommandozentrale diene allein der Garde und nicht auch der staatlichen Polizei im Vatikan, der Gendarmeria, erläutert Hammer weiter. Kommunikationssysteme und Technologie der Schweizergarde entsprächen Schweizer-Standard, jene der Gendarmeria hingegen Nato-Standard.

Zwischen der fürs Vatikanterritorium zuständigen Gendarmeria und der Schweizergarde als päpstlicher Leibwache besteht ein Konkurrenzverhältnis. Dies ist kein Geheimnis. Für Italien ist die seit 1506 den Papst beschützende Schweizergarde ein Stachel im Fleisch, eine „fremde Armee“, wie Hammer es nennt.

Die Garde genießt bei Papst Franziskus sehr viel Goodwill. Zu Beginn seines Pontifikats hieß es noch, Franziskus werde die Garde womöglich abschaffen. Jetzt ist das Gegenteil der Fall. Hammer sagt, „Francesco ist ein Fan der Schweizergarde geworden, weil sie für ihn der Inbegriff eines gesunden Unternehmens von jungen Leuten ist, die für eine gute Sache ins Ausland gehen“.

Gemäß Pascal Couchepin ist die Garde für Papst Franziskus nicht nur eine militärische Institution, sondern auch eine Einrichtung, die das Zusammenleben im Vatikan auf friedliche Weise unterstützt.

Die neue Stiftung will als Nächstes den Neubau der Kaserne angehen. Die in den Fünfzigerjahren eingerichtete Kaserne bei der Porta Sant’Anna ist veraltet und der Platz ist schlecht ausgenützt. Mit der Verlegung der Kommandozentrale weg von der Offiziers- und Unteroffizierskaserne wurde dort Platz gewonnen.

Laut Hammer ist die schlecht erschlossene Mannschaftskaserne mit der Kantine und den Aufenthaltsräumen das Hauptproblem. Die unverheirateten Soldaten bewohnten hier bisher Zweierzimmer. Die Kaserne soll aufgestockt und es sollen Einzelzimmer für rund 150 Gardisten geschaffen werden. Auch die Kapelle wird saniert.

Der Neu- und Umbau wird mehrere Millionen Franken kosten. „Wir setzen auf normalen Schweizer Standard ohne Luxus“, erläutert Hammer. Der Vatikan beteilige sich selbstverständlich an den Kosten und habe die Hälfte der Kommandozentrale übernommen. Auch wegen archäologischer und denkmalpflegerischer Aspekte sei man in ständiger Verhandlung mit dem Vatikan.

Gemäß Pascal Couchepin trägt die Schweizergarde zum positiven Image der Schweiz bei. Der Umbau ihrer Kaserne ist für Hammer darum „eine nationale Sache“. Bisher stamme fast ein Drittel der Spenden aus reformierten Kreisen.

Auch die Ausbildung der Rekruten wird zur Zeit unabhängig vom Bauprojekt anders organisiert. Angehenden Gardisten werden künftig auch einen Monat lang bei der Tessiner Kantonspolizei ausgebildet.

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