PATTAYA: Corona hat Pattaya auch im August fest im Würgegriff. Seit dem Ausbruch der Delta-Variante vergeht in der Region Chonburi, zu der auch Pattaya gehört, fast kein Tag, an dem nicht neue Höchstwerte verzeichnet werden, während die Immunisierung der Bevölkerung mangels Impfstoffe keine nennenswerten Fortschritte erzielt. Auch die von der Provinzregierung erlassenen weitreichenden Beschränkungen – u.a. Lockdown, nächtliche Ausgangssperre und Schließung des beinahe gesamten Einzelhandels – brachten bisher nicht den gewünschten Erfolg. Trotzdem wurden sie um einen weiteren Monat verlängert – bis zum 31. August.
Die strengen Beschränkungen, mit denen die Touristenhochburg ins künstliche Corona-Koma versetzt wurde, haben eine ganz klare Message an die Bevölkerung: Bleiben Sie zuhause. Dass in Zeiten der Angst eine erstaunliche große Bereitschaft zum Gehorsam herrscht, das offenbart ein Besuch in den großen Einkaufszentren der Stadt, in denen neben den im reduzierten Umfang geöffneten Supermärkten ausschließlich Apotheken und Drogerien Kunden empfangen dürfen.
Restaurants und Filialen bekannter gastronomischer Franchise-Ketten, die sich in den Konsumtempeln befinden, wird lediglich der kontaktlose Speiseverkauf gestattet – online und per App verschiedener Essenslieferdienste wie Food Panda, Grab Food, HungryNow oder Line Man, dessen fleißigen Motorradboten insbesondere in den Abendstunden beinahe die einzigen Fahrzeuge sind, die auf den Straßen der Stadt unterwegs sind. Distanzhaltung bestimmt fast alle Bereiche von Pattayas neuer Normalität. Der verlorengegangene menschliche Kontakt erscheint surreal. War doch gerade er das Zugpferd der lokalen Wirtschaft vor dem Ausbruch der Pandemie Anfang 2020, die sich bis dahin auf die Unterhaltungsbranche und auf das horizontale Gewerbe beschränkte.
Apps ersetzen den persönlichen Kontakt
Die bereits vor der Krise auffallend smartphoneversierten Thais haben sich der neuen Situation erwartungsgemäß schnell angepasst: Ob kleinere Einkäufe, für die die konsumfreudigen Einheimischen ansonsten – nicht selten sogar mehrmals täglich – die omnipräsenten Filialen der beliebten 24-Stunden-Minimärkte wie 7-Eleven oder FamilyMart aufgesucht haben oder das heimliche Nationalgericht des Königreichs aus dem ländlichen Nordosten – Som Tum mit Klebreis und gegrilltem Hühnchen – alles wird heutzutage per App bestellt und von Motorradboten direkt an die Haus- oder Wohnungstür geliefert. Die Bezahlung erfolgt in den meisten Fällen elektronisch, die Übergabe der bestellten Waren und fertig zubereiteten Speisen erfolgt auf Wunsch sogar komplett kontaktlos an einem bei der Bestellung vereinbarten Ort. Da physisch derzeit nur noch lebensnotwendige Artikel wie Nahrungsmittel Kosmetika und Medikamente bezogen werden können, sind die Menschen bei allen anderen benötigten Waren – ob Bekleidung oder Elektronikartikel – auf Onlineversandhändler wie Lazada, Shopee und JD Central angewiesen.
Dementsprechend leer präsentieren sich seit einem Monat die großen SB-Warenhäuser wie Tesco Lotus und Big C sowie die riesigen Shopping Malls wie Terminal 21 und CentralMarina. Ohnehin kommt beim Lockdown-Einkauf in physischen Supermärkten wohl kaum Freude auf: Da die Konsumtempel meistens nur noch einen einzigen ihrer zahlreichen Eingänge öffnen, an dem die Besucher eine Corona-Sicherheitsschleuse durchlaufen müssen, sucht man nicht selten lange und läuft einmal um das gesamte Warenhaus herum, wenn man sein Fahrzeug unwissentlich am „falschen“ Platz auf dem Parkplatz abgestellt hat.
Odyssee durch den Schilderwald
Erst nach QR-Code-Check-in per App oder der Eintragung von Name, Uhrzeit und Telefonnummer von Hand in eine Liste sowie der obligatorischen Temperaturkontrolle und Desinfizierung der Hände erhält man Zutritt in das jeweilige Shoppingcenter. Einkaufsfreude kommt trotzdem nicht wirklich auf. Besonders das Terminal 21 am Delfinkreisel in Naklua präsentiert sich ungewohnt dunkel und verlassen. Da sich die einzigen drei geöffneten Geschäfte – Foodland, Watson und Boots – nicht im selben Stockwerk befinden, muss man sich hier erst auf eine abenteuerliche Odyssee durch das verwaiste Einkaufszentrum begeben. Mit einem Schilderwald wird dafür gesorgt, dass sich niemand verirrt und nach dem Shopping auch wieder nach Hause findet.
Wutanfälle sind vorprogrammiert
Da in den Supermärkten viele Abteilungen bis auf Weiteres geschlossen sind – u.a. die Elektronikabteilung – muss man beim Lockdown-Shopping immer damit rechnen, dass man mehrere Warenhäusern und Einkaufszentren der Stadt aufsuchen muss, bis man den gewünschten Artikel gefunden hat – z. B. wenn der online bei Lazada bestellte Reiskocher keine thailändische Steckvorrichtung hat und man zum Kauf eines Adapters gezwungen ist, wenn man ihn am selben Tag nach Erhalt auch tatsächlich noch nutzen möchte!
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