Kritik an spanischen Medien nach Mord

Der des Mordes verdächtigte spanische Koch (2. v. l.) wird von Polizeibeamten eskortiert, als er an einem Hafen ankommt, bevor er zum Gericht auf der Insel Koh Samui gebracht wird. Foto: epa/Somkeat Ruksaman
Der des Mordes verdächtigte spanische Koch (2. v. l.) wird von Polizeibeamten eskortiert, als er an einem Hafen ankommt, bevor er zum Gericht auf der Insel Koh Samui gebracht wird. Foto: epa/Somkeat Ruksaman

KOH PHANGAN: Im Fall des Aufsehen erregenden Mordes an einem kolumbianischen Touristen in Thailand wird in der spanischen Heimat des geständigen mutmaßlichen Täters Kritik an der Berichterstattung über den Fall laut. Viele Medien hätten den 29-jährigen Sohn von Filmstar Rodolfo Sancho, der die Leiche des Schönheitschirurgen nach eigener Aussage in 14 Teile zerstückelte, «fast als Opfer hingestellt», schrieb am Freitag Kolumnist José Nicolás in der renommierten Zeitung «El País». Die ironische Überschrift des Beitrags: «Armer weißer Mann».

Kritik gibt es auch in anderen Medien und vor allem in den sozialen Netzwerken, wo die Empörung groß ist. Immer mehr User prangerten an, «der mutmaßliche, geständige Täter werde reingewaschen, nur weil er Spanier, jung und gut aussehend sei», stellte die Digitalzeitung «El Confidencial» fest. «Er hat seinen Bekannten/Freund/Liebhaber getötet und in 14 Teile zerhackt, und die TV-Moderatorin wünscht dem armen Mörder, dass er «bald in sein Leben als 29-jähriger Junge zurückkehren» kann», klagte eine Userin auf der Plattform X, dem früheren Twitter.

Tatsächlich zeigten nicht nur Boulevard-Medien in Spanien so etwas wie Mitleid mit dem Filmstar-Sohn, Typ Surfer mit langer Mähne. Der Schwerpunkt der Berichterstattung wurde oft auf die angeblich schlimmen Haftbedingungen in Thailand und das Leiden von Vater Sancho (48) («The Man From Rome - Der Vatikan Code») gelegt. Auch wurde die Arbeit der thailändischen Polizei in Zweifel gezogen. Über das Opfer und dessen Familie wurde kaum berichtet.

Unterdessen veröffentlichen Medien Chat-Botschaften des geständigen Täters, in denen er die Tat zugeben soll. Einem Freund soll er laut dem TV-Sender «Telecinco» zum Beispiel getextet haben: «Es ist alles wahr, ich habe es vermasselt. Vergiss mich. (...) Ich hatte keine andere Wahl.»

Die Tat ereignete sich den Erkenntnissen zufolge Anfang August auf der unter Partygängern beliebten Insel Koh Phangan. Seit Sonntag sitzt der Spanier auf der Nachbarinsel Koh Samui in U-Haft. Die Justiz in Thailand wirft ihm vorsätzlichen Mord vor, es droht die Todesstrafe.

Die kolumbianische Familie des Opfers, über die in Spanien und in Medien anderer Länder kaum gesprochen wurde, zeigte in der Stunde der Verzweiflung und Trauer Größe: Man verlange Gerechtigkeit, weise aber die Todesstrafe zurück, sagte eine Schwester des Mannes unter Tränen. Nur Gott könne ein Leben nehmen.

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Helmut Loehr 13.08.23 11:30
Ganz furchtbar
Jemanden zu ermorden. Das ist schon furchtbar und für mich nicht nachvollziehbar.
Es gibt immer die Möglichkeit miteinander zu kommunizieren, wenn etwas schief läuft.
Danach die Leiche noch zu zerstückeln. Das ist nicht nur grausam sondern abnormal.
Diese Menschen sind nicht normal.
Die thailändische Justiz wird das richtige Urteil sprechen.
Ingo Kerp 12.08.23 14:40
Die Familie des Opfers zeigt Groeße und die span. Medien und eine X-Userin stilisiert den geständigen Moerder zum Opfer. Wird ihm sicher und hoffentlich nicht viel helfen.