Hilfsorganisation wollen bleiben - humanitäre Krise

Pakistanische Soldaten stehen Wache, während gestrandete Menschen an einem Grenzübergang in Chaman, Pakistan in Richtung der afghanischen Seite gehen. Pakistan hat seinen Grenzübergang Chaman für Menschen geöffnet, die in... Foto: Jafar Khan/dpa
Pakistanische Soldaten stehen Wache, während gestrandete Menschen an einem Grenzübergang in Chaman, Pakistan in Richtung der afghanischen Seite gehen. Pakistan hat seinen Grenzübergang Chaman für Menschen geöffnet, die in... Foto: Jafar Khan/dpa

KABUL: Wegen des schnellen Vormarsches der Taliban stellen sich Hilfsorganisationen auf eine humanitäre Krise in Afghanistan ein. Trotz der Gefahr wollen viele Helfer vor Ort bleiben.

«Ich werde hierbleiben, solange das in irgendeiner Form möglich ist», sagte Stefan Recker von Caritas International Kabul am Freitag im Deutschlandfunk. Er wolle auch ein Beispiel geben, dass nicht alle Ausländer weggingen. Die Afghanistan-Direktorin der norwegischen Flüchtlingshilfe Norwegian Refugee Council (NRC), Tracey Van Heerden, erklärte, die Eskalation des Konflikts mache zwar die Arbeit von Hilfsorganisationen schwieriger und gefährlicher. «Aber wir sind entschlossen, zu bleiben und zu liefern.»

Die eskalierende Gewalt zwinge Tausende Menschen, sich an sicherere Orte zu flüchten, erklärte der NRC. 390.000 Menschen seien nach UN-Schätzungen seit Jahresbeginn vertrieben worden, doch die tatsächliche Zahl dürfte deutlich höher liegen. «Verängstigte Familien sind in den vergangenen Tagen nach Kabul geflohen. Lager sind überfüllt und Kinder schlafen draußen im Freien. Familien streiten ums Essen», erklärte Van Heerden. Der NRC befürchte, dass sich dies «in einem beispiellosen Tempo im ganzen Land wiederholt».

Recker sagte, viele Binnenflüchtlinge seien schon seit eineinhalb Jahrzehnten in Lagern im Großraum Kabul; jetzt kämen viele dazu und die Versorgungslage sei schlecht. Caritas arbeite aktuell an Projekten für Binnenflüchtlinge in Kabul. Andere Projekte etwa mit Drogenabhängigen und zur Mutter-Kind-Gesundheit liefen weiter.

Zur Gefährdung der Helfer sagte Recker: «Mitarbeiter von Hilfsorganisationen sind bisher in den von den Taliban eroberten Gebieten nicht misshandelt, nicht angegriffen worden. Die Taliban haben sogar Büros von Hilfsorganisationen in den von ihnen eroberten Gebieten geschützt vor Plünderungen.» Allerdings hätten Taliban Mitarbeiter der Regierung und der Streitkräfte massakriert und deren Angehörige als Geiseln genommen. «Dabei kam es dann zu schwersten Menschenrechtsverletzungen. Davor haben natürlich auch die Kolleginnen und Kollegen Angst.» Und man wisse nicht, wie sich die Taliban nach einer möglichen Machtübernahme verhalten würden.

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