Eltern der Beschuldigten kommen nach Thailand

Eltern der Beschuldigten kommen nach Thailand

KOH TAO: Seit Tagen gibt es keine wirklich neuen faktischen Erkenntnisse zum Doppelmordfall auf Koh Tao vom 15. September 2014. Der internationale Druck auf die thailändischen Ermittlungsbehörden steigt dennoch weiter und auch die Abwehrposition der Royal Thai Polizei gegen jegliche Kritik und Einmischung in ihre polizeiliche Hoheit zementiert sich.

Bei einer Petition an das britische Unterhaus „House of Commons“ sollen noch vor dem Wochenende 100.000 Unterschriften gesammelt werden. Bis heute Nachmittag hatten fast 95.000 Menschen unterzeichnet: www.change.org/p/the-government-of-the-united-kingdom-independently-investigate-the-horrific-murders-of-hannah-witheridge-and-david-miller#share.

Sollte die Mindestanzahl von 100.000 Menschen für eine eigenständige Mordermittlung britischer Behörden stimmen, erhielte Großbritanniens Premier David Cameron den Auftrag, im britischen Unterhaus den Sexualmord an Hannah Witheridge (23) und David Miller (24) öffentlich zu debattieren. Dies könnte eine diplomatische Eskalation zwischen England und Thailand mit sich bringen.

Der Nervenkrieg scheint die stärkste Waffe der Kritiker zu sein, die sich nicht mit den Ermittlungsergebnissen der Royal Thai Polizei sowie der Präsentation zweier verhafteter Tatverdächtiger aus Myanmar abfinden wollen. Mit dem erstmaligen öffentlichen Auftritt der Eltern der angeblichen Mörder Zaw Lin und Win Zaw Htun (beide 21) wurde die nächste emotionale Runde eröffnet. U Tun Tun Htike and May Thein, Vater und Mutter von Win sowie Zaw Lins Mutter Phyu Shwe Nu beteuerten gegenüber dem britischen Weltsender BBC, dass ihre Söhne einer solchen Tat nicht fähig wären. Die Mutter von Zaw Lin sprach wörtlich davon, dass ihr Sohn als Sündenbock in diesem Mordfall herhalten müsse.

Dass Eltern ihren eigenen Kindern keinen Mord zutrauen, mag wenig Aussagekraft in diesem Fall besitzen, Fakt ist jedoch, dass die drei burmesischen Angehörigen mittlerweile Pässe erhielten und mit einem thailändischen Visum spätestens nächste Woche nach Thailand einreisen werden. Sie wollen ihre im Provinzgefängnis von Koh Samui einsitzenden Kinder besuchen.

Eine ganze Horde internationaler und thailändischer Journalisten dürfte sich dann an ihre Fersen heften. Thailands Polizeichef Somyot Pumpunmuang und seinem Kollegen, dem zuständigen Ermittlungsleiter im Doppelmordfall, Generalmajor Panya Mamen aus Surat Thani, wird das nicht gefallen. Zumal sie zum gleichen Zeitpunkt ihre nunmehr überarbeitete 300 Seiten starke Ermittlungsakte dem leitenden Staatsanwalt Paiboon Achawananthakhun für die Anklageerhebung im Mordfall übergeben werden. Es wird viel öffentlichen Wirbel geben in der nächsten Woche – einen Monat nach dem grausamen Mord an Hannah Witheridge und David Miller am Sairee Beach von Koh Tao.

Während einige burmesische Medien und auch die Anwälte von Zaw Lin und Win Zaw Htun behaupteten, die Mordgeständnisse seien durch Folter und Psychoterror erzwungen worden, sagt Thailands Polizeichef Somyot Pumpunmuang bis heute, die mutmaßlichen Täter seien voll geständig und es gäbe von Seiten der Polizei keinen Zweifel an ihrer Schuld.

Es ist nicht die einzige schwere Diskrepanz in dieser Ermittlung. Surapong Kongchantuk, Präsident der thailändischen Anwaltskammer „Lawyers Council“, konnte immerhin nach zwei Wochen eine anwaltliche Vertretung der Beschuldigten durchsetzen und drängt seinerseits auf objektive Ermittlungsresultate. Die Rechtsbeistände der verhafteten burmesischen Leiharbeiter, deren Eltern und auch die britische Öffentlichkeit haben kein Hehl aus ihrer Meinung gemacht, dass dieser Mordfall mehr Transparenz braucht. Und eine unabhängige professionelle Ermittlungsstruktur, damit der Schaden für die Reputation des Landes Thailand nicht noch größer wird. (Foto: epa)

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