Dutzende Festnahmen nach «Blumenstreik» für Suu Kyi

Myanmarische Staatsangehörige und Unterstützer halten myanmarische Nationalflaggen und ein großes Bild von Myanmar. Foto: epa/Diego Azubel
Myanmarische Staatsangehörige und Unterstützer halten myanmarische Nationalflaggen und ein großes Bild von Myanmar. Foto: epa/Diego Azubel

NAYPYIDAW: In Myanmar hat das Militär Berichten zufolge Dutzende Frauen festgenommen. Ihr Vergehen: Sie hatten am Montag als Zeichen ihrer Unterstützung für die entmachtete Regierungschefin Aung San Suu Kyi mit Blumen demonstriert. Lokale Medien und örtliche Aktivisten berichteten übereinstimmend von fast 100 Festnahmen. Anlass für den «Blumenstreik» war der 78. Geburtstag der Friedensnobelpreisträgerin von 1991, die fast immer frische Blumen im Haar trug. Viele hatten Fotos ihrer Aktionen online gepostet.

«Dass Menschen wegen solch einer geringfügigen Tat inhaftiert werden, unterstreicht die Angst des Militärs vor jedem Symbol, das mit Aung San Suu Kyi und der demokratischen Bewegung in Verbindung gebracht werden kann», sagte die prominente Demokratieaktivistin Thinzar Shunlei Yi am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. «Es ist ein verzweifelter Versuch, Widerstand zu unterdrücken und die Kontrolle über die Menschen zu behalten.»

Suu Kyi war im Zuge des Militärputsches vom Feburar 2021 festgesetzt worden und wurde später von einem Junta-Gericht wegen mehrerer angeblicher Vergehen zu mehr als 30 Jahren Haft verurteilt. Sie sitzt in Einzelhaft in einem Gefängnis in der Hauptstadt Naypyidaw.

Allein auf einem Markt in der Region Sagaing hätten Soldaten 40 Frauen festgenommen, weil sie Blumen im Haar trugen, berichtete die Zeitung «The Irrawaddy». In der größten Stadt Yangon (früher Rangun) seien mindestens 15 Frauen mit Blumenschmuck abtransportiert worden. Weitere Festnahmen gab es in der Region von Mandalay. Auch Blumenverkäuferinnen seien vorübergehend inhaftiert worden. Aktivisten vor Ort bestätigten der dpa, dass es fast 100 Festnahmen gegeben habe.

Bereits in den vergangenen beiden Jahren gab es am 19. Juni «Blumenstreiks» zu Ehren der früheren Freiheitsikone. Die Angst ist dabei aber überall präsent. Die Junta geht seit dem Umsturz brutal gegen alle Gegner vor.

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Ingo Kerp 23.06.23 13:20
Eine Militärdiktatur kann nur in Ruhe und Frieden "regieren", wenn sie das Volk abschafft. Myanmar ist moementan dabei, diesen Plan umzusetzen. Sollte es keinen Gegenputsch geben, mit dem nicht zu rechnen ist, bleibt der verbliebenen Bevoelkerung nur, auf das biologische Ende des Militärs zu warten.