Junta verliert Kontrolle über wichtige Grenzstadt

Foto: epa-efe/Min Htet San
Foto: epa-efe/Min Htet San

MYAWADDY/MAE SOT: Neuer schwerer Schlag für die Militärjunta in Myanmar: Eine wichtige Handelsstadt an der Grenze zu Thailand ist nun in Rebellenhand. Soldaten bitten um Schutz im Nachbarland.

Im Krisenland Myanmar haben Rebellengruppen nach eigenen Angaben die wichtige Handelsstadt Myawaddy an der Grenze zu Thailand unter ihre Kontrolle gebracht. Am Donnerstag habe ein revolutionäres Bündnis unter Führung des bewaffneten Flügels der KNLA (Karen National Liberation Army) die letzte Garnison des Militärs in der Stadt besetzt, hieß es in einer offiziellen Mitteilung der Allianz. Lokale Medien und Augenzeugen bestätigten die Angaben.

«Die Situation ist derzeit nicht ganz klar, aber die KNLA-Streitkräfte haben den letzten Militärposten von Myawaddy erobert, und die Soldaten sind auf der Flucht aus dem Lager», bestätigte ein Mitglied der Rebellenallianz der Deutschen Presse-Agentur. Zahlreiche Militärs seien zu einer Brücke geflohen, die über den Fluss Moei nach Mae Sot in Thailand führt, hieß es in der KNLA-Mitteilung. Dort kämen sie aber derzeit nicht weiter, weil sie bislang keine Erlaubnis hätten, die Brücke zu überqueren. Die thailändische Armee war am Moei mit zahlreichen gepanzerten Fahrzeugen im Einsatz und verstärkte das Sicherheitspersonal.

Für die Armee ist es Berichten zufolge schwierig, die Truppen in Myawaddy zu verstärken, da es nur eine größere Zufahrtsstraße gibt und diese von Rebellen überwacht wird. Laut der Rebellenallianz sind deshalb jederzeit Luftangriffe möglich. «Daher wird der Öffentlichkeit empfohlen, vorsichtig zu sein und sich an sicheren Orten aufzuhalten», warnte sie.

Schwerer Schlag für die Generäle

Die KNLA ist der bewaffnete Arm der Karen National Union, der ältesten Gruppe von Aufständischen im Vielvölkerstaat Myanmar. Seit mehr als 70 Jahren kämpft sie für die Freiheit und bietet seit dem Putsch vom Februar 2021 vielen Binnenvertriebenen Schutz.

Für Myanmars Generäle ist der Verlust Myawaddys ein weiterer schwerer Schlag, nachdem sie erst vor wenigen Tagen einen Ort an der Grenze zu China an Rebellen der Kachin Independence Army (KIA) verloren hatte. Myawaddy gilt als einer der wichtigsten Handelsposten zwischen dem früheren Birma und Thailand. Viele Einwohner sind auf der Flucht ins Nachbarland. Der thailändische Außenminister Parnpree Bahiddha-nukara sagte zuletzt, sein Land sei bereit, 100.000 Flüchtlinge aus Myanmar aufzunehmen.

Seit dem Umsturz im Februar 2021 versinkt Myanmar in Chaos und Gewalt. Die Militärjunta, die damals Regierungschefin Aung San Suu Kyi entmachtet und festgenommen hatte, gerät zunehmend unter Druck. Die Rebellen hatten der Armee bereits Ende vergangener Woche in Myawaddy schwere Verluste zugefügt. Seit Dienstag gab es neue heftige Kämpfe. Das Militär reagierte unter anderem mit Luftangriffen.

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