Myanmars Bürgerkrieg zerreißt das Land

Experten warnen vor Eskalation des Konflikts

Dorfbewohner aus Myanmar überqueren den Moei-Fluss im thailändisch-myanmarischen Grenzbezirk Mae Sot, Provinz Tak. EPA-EFE/SOMRERK KOSOLWITTHAYANANT
Dorfbewohner aus Myanmar überqueren den Moei-Fluss im thailändisch-myanmarischen Grenzbezirk Mae Sot, Provinz Tak. EPA-EFE/SOMRERK KOSOLWITTHAYANANT

YANGON: Seit dem Militärputsch im Februar 2021 befindet sich Myanmar in einem verheerenden Bürgerkrieg. Experten warnen davor, dass der Konflikt zwischen der Junta, ethnischen Gruppen und Widerstandskämpfern weiter eskalieren könnte. Die Zukunft des Landes steht auf dem Spiel, während die Bevölkerung unter der Gewalt leidet.

Mehr als zwei Jahre nach dem Militärputsch in Myanmar hat sich die Situation im Land dramatisch verschlechtert. Der Bürgerkrieg zwischen der Junta, ethnischen Gruppen und Widerstandskämpfern hat das Land in einen Abgrund gestürzt. Experten warnen davor, dass der Konflikt weiter eskalieren und das Land auseinanderbrechen könnte.

"Der Bürgerkrieg ist im Gange und wird so schnell nicht enden", betonte ein Experte aus Yangon gegenüber der Deutschen Welle (DW). Allerdings stehe das Militär nicht kurz vor einer Niederlage, fügte er hinzu. Seit dem Putsch sind zusätzlich 250 bis 300 sogenannte Volksverteidigungskräfte (PDF) entstanden, wodurch sich die Gesamtzahl der Kämpfer auf rund 65.000 erhöht hat.

Komplexes Geflecht von Akteuren

Einige der PDFs stehen unter der Kontrolle der oppositionellen Nationalen Einheitsregierung, andere agieren unabhängig oder koordinieren sich eng mit größeren ethnischen bewaffneten Gruppen. Hinzu kommen zahlreiche kriminelle Kartelle, die in den vergangenen vier Jahren an Einfluss gewonnen haben. Diese Gruppen überschneiden sich teilweise auch mit dem Militär und einigen ethnischen Gruppen.

Die Frage, ob Myanmar endgültig auseinanderbrechen könnte, wird inzwischen auch bei den Vereinten Nationen und unter Diplomaten ernster genommen. Charles Petrie, ehemaliger UN-Koordinator für Myanmar, teilte seine Bedenken gegenüber der DW mit.

In der Vergangenheit drehten sich die Diskussionen über Myanmars langfristige Zukunft stets darum, wie eine politische Struktur geschaffen werden kann, in der alle ethnischen Gruppen vertreten sind. Der Begriff "Föderalismus" war dabei immer das Schlagwort. Auch heute gibt es Bemühungen, eine föderale demokratische Verfassung zu entwerfen, doch der Prozess ist schwierig. Einige Gruppen ziehen sich immer wieder aus den Verhandlungen zurück, während andere eine Teilnahme ablehnen.

Nachbarländer verfolgen eigene Interessen

Die Nachbarländer verfolgen laut Experten eine "eigennützige und zynische" Außenpolitik, die sich alle Optionen offenhält. "Sie verstehen, dass der Putsch schlecht war. Sie verstehen, dass schreckliche Dinge in Myanmar passieren. Aber im eigenen Interesse haben sie enge Beziehungen zum Regime aufrechterhalten", so ein Analyst.

Hoffnung auf Frieden schwindet

Die Hoffnung auf eine friedliche Lösung des Konflikts schwindet zunehmend. Experten befürchten, dass sich die Situation weiter verschlechtern und der Bürgerkrieg noch Jahre andauern könnte. Die Bevölkerung Myanmars leidet unterdessen unter der anhaltenden Gewalt und Unsicherheit. Viele Menschen sind auf der Flucht oder leben in ständiger Angst vor Angriffen und Repressionen.

Es bleibt abzuwarten, ob die internationale Gemeinschaft stärkeren Druck auf die Junta ausüben und eine politische Lösung des Konflikts vorantreiben kann. Ohne ein entschlossenes Eingreifen von außen droht Myanmar jedoch in einem Strudel der Gewalt zu versinken und als Staat zu zerfallen.

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Ingo Kerp 01.05.24 14:20
Noch tobt der Bürgerkrieg in Myanmar. Es ist aber eine Zeitfrage, wie lange die Ressourcen auf allen Seiten noch ausreichen, um den Kampf weiter zu finanzieren. Nur Druck von außen, d.h. Einstellung jeder Geschäftsbeziehung die Geld einbringt ist einzustellen, um die Kämpfenden finanziell auszuhungern. Wie immer bei solchen Bürgerkriegen, bleibt die Zivilbevoelkerung schutzlos auf der Strecke, leider.