«Argentinisches Tageblatt» beendet nach 134 Jahren Druckausgabe

Foto: Pixabay/Thomas Breher
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BUENOS AIRES: Nach fast 134 Jahren hat die deutschsprachige Zeitung «Argentinisches Tageblatt» in Buenos Aires ihre Druckausgabe eingestellt. Die Traditionszeitung aus der argentinischen Hauptstadt erschien am Freitag zum letzten Mal in der Print-Version, wie Herausgeber Juan Alemann auf der Titelseite mitteilte. Kurz zuvor war der langjährige Redaktionsleiter Stefan Kuhn gestorben. Neues Personal sei nicht zu finden und die wirtschaftliche Lage sei schlecht, schrieb der 95-jährige Verleger. Die Internetseite der Zeitung soll zumindest vorerst weitergeführt werden.

Das «Argentinische Tageblatt» hatte zuletzt noch eine Auflage von rund 10.000 Exemplaren. Weil die Stammleserschaft langsam stirbt und es aufgrund der Wirtschaftskrise auch immer weniger Niederlassungen deutscher Unternehmen in Argentinien und damit weniger Anzeigen gibt, hat die Zeitung nach Angaben des Verlegers keine wirtschaftliche Zukunft.

Das «Argentinische Tageblatt» war 1889 von dem Schweizer Journalisten Johann Alemann in Buenos Aires gegründet worden. In den 1930er und 1940er Jahren positionierte sich das Blatt klar gegen die auch unter deutschstämmigen Argentiniern damals weit verbreitete Nazi-Ideologie. Der damalige Herausgeber Ernesto Alemann war beispielsweise 1934 an der Gründung der Pestalozzi-Schule in Buenos Aires beteiligt, um einen Gegenpol zu den «gleichgeschalteten» deutschen Schulen zu schaffen.

Später gerieten die Verleger allerdings wegen ihrer Rolle während der argentinischen Militärdiktatur (1976-1983) selbst in die Kritik. Verleger Roberto Alemann diente der Junta als Wirtschaftsminister, sein Bruder Juan Alemann als Schatzsekretär, eine Art Finanzminister. Nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen wurden während der Militärdiktatur bis zu 30.000 Regierungsgegner getötet.

Die Zeitung war eine der ältesten deutschsprachigen Publikationen im Ausland und hatte für die deutsche, österreichische und Schweizer Gemeinschaft in Argentinien große Bedeutung. Im Jahr 2012 erhielt das «Argentinische Tageblatt» den Medienpreis «Dialog für Deutschland» und wurde von dem damaligen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert für seinen Beitrag zur Völkerverständigung geehrt.

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