Ich gestehe, ich bin ein nicht mehr ganz junger Sportmuffel. Seit Jahren habe ich mich nicht mehr sportlich betätigt. Wenn ich Joggern begegne, empfinde ich nur deren Schweißgeruch als unangenehm, sogenannte „Nordic Walker“ erscheinen mir als lächerliche Störche auf Krücken, und die Dauerschwimmer im Meer halte ich für Sparfüchse, die, statt Medizin einzunehmen, diese aus dem Wasser entnehmen, das davon reichlich enthält.

Seit wann gibt es eigentlich das Vorurteil, Sport sei gesund? Wenn ich an all die Sportgrößen denke, die früh gestorben sind, dann kommt mir der Satz „Sport ist Mord“ viel richtiger vor.

Moment! Bevor Sie protestieren, lesen Sie mal, was aktiven Sportlern in den letzten 20 Jahren passiert ist: 60 Prozent sind inzwischen behindert, 20 Prozent leiden unter unterschiedlichen Beschwerden. Nur 20 Prozent fühlen sich noch gut. Reden wir von denen, die kaum oder nie Sport treiben: 80 Prozent sind mit über 75 Jahren noch fit, 20 Prozent fühlen sich noch mit 80 Jahren richtig gut, obwohl sie Sport nur vom Fernsehen kennen.

Ich habe mit 70 Jahren aufgehört Sport zu treiben. Um die Wahrheit zu sagen, es war nur ein wenig Tischtennis. Ich habe mein Fahrrad verkauft und lasse mich nur höchst selten am Swimmingpool sehen. Stattdessen lebe ich gesund, schlafe viel, lese täglich mehrere Stunden, bin geistig hellwach und mit einem dem Leben zugewandten Temperament gesegnet. Kleinere Spaziergänge, gelegentliche Treffen mit Freunden bei einer(?) Karaffe Wein, positives Denken und gelegentliche Reisen sind mein Lebenselixier. Und wenn wir mal zum Kegeln gehen, dann nur, weil wir umstürzlerische Ziele verfolgen. Okay, ich vertraue auf meine Gene, denn meine Vorfahren sind alle uralt geworden, und ich habe nie gehört, dass sie jemals Sport getrieben hätten.

Wer bin ich, Ihnen einen Rat zu geben? Machen Sie Sport, oder lassen Sie es sein. Ich glaube, es ist sehr wichtig, auf sein Bauchgefühl zu achten. Wer sich jedes Mal nach dem Jogging ausgebrannt fühlt, sollte es vielleicht lassen. Wer nach 30 Minuten Schwimmen ausgelaugt ist, sollte darüber nachdenken, ob das seinem Körper gut tut.

Sport war für unsere Vor-Vorfahren die einzige Möglichkeit zu überleben, besser gesagt eine Notwendigkeit, um erfolgreich zu jagen oder sich vor wilden Tieren in Sicherheit zu bringen. Heute kaufen wir unsere Nahrung an der nächsten Ecke, und die wilden Tiere, die uns gefährlich werden können, heißen Autos.

Brauchen wir wirklich noch Sport? Ich behaupte: Was früher mal Sport war, ist heute gesunde Ernährung. Klar, diese Meinung ist sicher nicht mehrheitsfähig, aber ich bleibe dabei: Weniger essen, stattdessen gesündere Kost, Gemüse, Obst und Nüsse. Damit überleben Sie möglicherweise sogar ihre intensiv Sport treibenden Erben.

Die Rentenversicherungs-Fachleute verzweifeln langsam. Ihre Computer haben ihnen prophezeit, dass die Alten immer älter werden. Inzwischen prüfen Spezialisten, wie man diesen Trend stoppen könnte. Zyniker behaupten, einer Quote für Autofahrer, die Rentner ins Jenseits befördern, hätten sie sich erfolgreich widersetzt. Jetzt haben Spaßvögel mir zugetragen, Experten überlegen angeblich, die Rentner für Sport zu motivieren, zu kostenlosen Gymnastikkursen: 40 Minuten Fahrrad fahren oder auf dem Laufband, 30 Minuten Stemmen (aber keine Gläser!) und anschließend in 10 Minuten mit dem Rollator direkt zum Friedhof. Wenn das klappt, wird auch die Rente wieder sicher.

Übrigens, mein ehemaliger Nachbar, 75 Jahre alt, hat vor einem Jahr am Marathon teilgenommen, die volle Strecke. Kurz vorm Ziel brach er zusammen. Den herbeieilenden Sanitätern sagte er noch: „Ich habe immer Sport getrieben. Jetzt sterbe ich jedenfalls gesund.“