Spässe mit der Sprache

Schüler können nur ein paar Brocken Englisch / Auf Thai gibt’s kein „nein“

Unterricht an einer Grundschule
Unterricht an einer Grundschule

An den Grundschulen in den Dörfern wird schon ab dem dritten Schuljahr Englisch gelehrt. Trotzdem wird kaum einer, der auf einer Grundschule von der 3. bis zur 6. Klasse, also volle vier Jahre,

Englisch-Unterricht hatte, in der Lage sein, einen verständlichen Satz auf Englisch zu formulieren.

Der Hauptgrund dafür sind die Lehrer selbst und ihre Lehrmethoden. Sie sind selbst meist kaum in der Lage, Englisch zu sprechen, und gehen stur nach dem Lehrbuch vor - jeden Tag eine Seite.

Zu mir kommen immer wieder die Tochter meiner Frau und ihre Freundinnen und bitten mich, ihre Schulaufgaben in Englisch zu machen. Sie müssen als Hausaufgabe eine Seite aus dem Lehrbuchübersetzen, kennen aber weder die Mehrzahl der Wörter, noch haben sie die geringste Ahnung von Grammatik.

Es ist nicht nur einmal vorgekommen, dass die Kinder am nächsten Tag mit dem korrigierten Schulheft ankamen, in dem die Lehrerin meine richtige Übersetzung als falsch rot angestrichen hatte.

Es hat aber keinen Zweck, deswegen mit der Lehrerin zu sprechen. Thai-Lehrer machen nichts falsch, zumindest werden sie das nicht zugeben, weil sie sonst bei den Schülern ihr „Gesicht“verlieren könnten.

Die paar Brocken Englisch, die alle jüngeren Thai in der Grundschule gelernt haben, sind allerdings stark auf Thai gefärbt. Thais sprechen das „r“ wie ein „l“ und das „t“ wie ein „s“ aus; auchkönnen sie nicht zwei Konsonanten hintereinander aussprechen, sie schieben immer einen Vokal dazwischen. So hört sich z. B. die Zahl „twenty“, von einem Thai gesprochen, wie „sewenty“ an. Wennman mit einem Strassenverkäufer handelt, muss man also sehr genau aufpassen, was er nun meint. Wenn ich mir an einer Bar eine Flasche „Sprite“ bestelle, bekomme ich oft eine Flasche „Spy“hingestellt, das ist ein bei den Mädchen beliebtes, weinartiges süsses Gebräu.

Wenn man aber die Thai-Sprache einigermassen versteht, kann man auch seinen Spass haben, da Thais normalerweise davon ausgehen, dass kein Farang sie versteht und dann ganz ungeniert ihre Spässeüber ihn machen. Als ich mir einmal in einem der grossen Kaufhäuser in Bangkok eine Unterhose kaufen wollte, ging alles was auf dem Ladentisch lag nur bis Grösse „M“. Ich versuchte also dernetten, kleinen Verkäuferin klar zu machen, dass ich, ein mit etwas grösserem Leibesumfang gesegneter Farang, mindestens XL, besser noch XXL benötigte.

Als nun das Mädchen der etwas weiter entfernt stehenden Abteilungsleiterin oder Oberverkäuferin zurief, ob sie diese Grössen überhaupt hätten, rief diese zurück, sie hätten nur Unterhosen fürMänner, nicht für Elefanten. Worauf natürlich die ganze Clique umherstehender Verkäuferinnen in Gekicher ausbrach. Als ich dann aber der Dame in einigermassen verständlichem Thai sagen konnte,was ich von ihrer Höflichkeit gegenüber Farang-Kunden hielte, schämte sie sich fast in den Boden, und ich konnte die Stätte zwar ohne Unterhose, aber doch immerhin mit dem Gefühl verlassen,einen moralischen Sieg errungen zu haben.

Ein Bekannter, der etwas Thai sprach, wurde an der Bar von einem Mädchen, die wissen wollte, ob es sich lohnte, sich länger mit diesem Farang zu beschäftigen, gefragt: „You have madam in room“.Worauf dieser antwortete „No! I not like black dogs, I like girls“. Auf Thai heisst nämlich dog „mah“ und black „dam“. Nach einigem Erstaunen der Mädchen an der Bar gab es aber ein grossesGelächter, und alle freuten sich über den Farang, der so gut Thai sprach.

Ein Problem für Farang ergibt sich oft durch das Fehlen des Wortes „nein” in der Thai-Sprache.Dem deutschen „nein“ am nächsten kommt noch der thailändische Ausdruck „mai chai„, wörtlichübersetzt „nicht ja”. Thais verneinen also höchst ungern eine Frage und antworten z. B. auf die Frage eines Farang lieber „ja” als „ich weiss nicht”.

Das Fehlen des Wortes „nein” im Thai-Wortschatz wird von einigen Landeskennern übrigens gerne als Grund für den offensichtlichen Mangel an Jungfrauen in bestimmten Landesteilen genannt.

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