Geschichte des Isaan

Spannendes Buch über den Isaan

Vor noch gar nicht so langer Zeit war der Isaan für die Europäer ein weisser Fleck auf der Landkarte, kaum mehr erforscht als das finsterste Afrika. Das änderte sich erst, als man etwa ab der Mitte des 20. Jahrhunderts bei Ausgrabungen entdeckte, dass schon um 5000 vor Christus in dieser Gegend eine der ältesten Bronzezeit-Kulturen blühte. Zahlreiche Funde belegen, dass dieses Land schon in diesen fernen Zeiten die Heimat eines Volkes mit einer erstaunlichen Kulturstufe war. Ban Chiang, ein kleines Dorf östlich von Udon Thani, ist der bedeutendste Fundort für prähistorische Entdeckungen. 1970durchgeführte Ausgrabungen haben gezeigt, dass hier schon weit vor der europäischen Bronzezeit eine Kultur existierte, die vermuten lässt, dass das Korat-Plateau eine Wiege der heutigen Zivilisation war.

Die Menschen, die damals und noch bis zu Beginn der Zeitwende in dieser Gegend wohnten, waren ethnisch allerdings noch keine Thai. Diese wanderten erst vor ca. 1500Jahren, aus Südchina kommend, dort ein, vermischten sich mit den ansässigen Ureinwohnern, vor allem Mon und Khmer, und bilden die heutige thailändische Nation. Die heutigen Landesgrenzen zu den Nachbarstaaten Laos und Kambodscha entsprechen keineswegs den ursprünglichen Grenzen. Von ca. 800 bis etwa 1500 unserer Zeitrechnung waren fast der ganze Norden und Zentralthailand ein Teil des mächtigen Khmerreiches mit der Hauptstadt Angkor. Erst um 1400 n.Chr. begannen mächtige regionale Thai-Fürsten das Land zu einen und so einen thailändischen Staat zu schaffen, der über ein paar Jahrhunderte in langdauernden Kriegen mit den Khmer und Burmesen abwechselnd den ganzen Süden Hinterindiens beherrschte, oder aber von mächtigen Herrschern der Nachbarvölker unterworfen wurde. Dieser ständige Wechsel der Herrschaftsverhältnisse ist wohl der Hauptgrund für die ethnische Vielfalt des Isaan. Erst als die Nachbarstaaten im 19. Jahrhundert zu englischen und französischen Kolonien wurden, gelang es den Thai-Königen, in Verträgen mit den europäischen Kolonialmächten nicht nur den Staatsverband und die Selbständigkeit des Landes zu sichern, sondern auch im wesentlichen die heute existierenden Grenzen festzulegen.

Die Könige waren damals absolute Herrscher, zwar nicht den Göttern gleich, aber ihnen wurde göttliche Verehrung entgegengebracht. Auch im heutigen Hofzeremoniell ist noch etwas davon verankert. Der Europäer mag sich verwundert die Augen reiben, wenn er im Fernsehen sieht, wie sich noch heute, im 21. Jahrhundert, selbst hohe Würdenträger dem König nur auf Knien rutschend nähern. Die damalige Gesetzgebung wies jedem Bürger des Landes einen bestimmten Rang zu, vom König bis zum Bauern. Dieses System einer genau abgestuften Wertigkeit aller Thais ist heute noch fest verwurzelt.

Dem König gehörte das ganze Land, der es dann nach Belieben an seine Nachkommen und Generäle verteilte, die es dann wieder an ihre leibeigenen Bauern weitergaben (die Leibeigenschaft wurde in Thailand erst Anfang des 20. Jahrhunderts abgeschafft). Noch heute bekomme ich auf die Frage, warum wir bei meinem Haus eine - mangels fehlender Landvermessung - zu dicht an der Strasse gebaute Umfassungsmauer wieder abreissen müssen, die Antwort: „die Mauer steht auf Königsland“. Die tief in der thailändischen Kultur verwurzelte Feudalhierarchie, mit dem König an der Spitze, führte zur Konzentration des Landbesitzes bei den adeligen Familien, von denen die Masse der armen Landbevölkerung abhängig war. Daraus ergab sich für die reichen Landherren aber auch die Verpflichtung, für ihre Untertanen zu sorgen. Heute sind die reichen Landherren zum Teil durch die Abgeordneten ersetzt, die im Parlament einerseits die Interessen ihres Bezirks vertreten sollen und andererseits dabei ihre eigenen nicht zu kurz kommen lassen wollen. Aber während die Menschen auf dem Lande früher alles ohne Widerstand auf sich nahmen, was von Bangkok angeordnet wurde, liest man heute zunehmend von Protestveranstaltungen vor den Ministerien, wozu ganze Busladungen armer Bauern aus dem Isaan nach Bangkok transportiert werden. Das läuft dann aber auch wieder nach thailändischem Muster ab. Der Oppositionsabgeordnete, der Grund hat, der Regierung Schwierigkeiten zu machen, heuert mit einem Handgeld in seinem Wahlbezirk ein paar hundert Leute an, die in der Trockenzeit sowieso nichts zu tun haben, lädt sie in gecharterte Busse, und karrt sie mit Musik und Tralala zu Protestdemonstrationen nach Bangkok. Befragungen der Leute ergeben, dass sie oft gar nicht richtig wissen, wofür oder wogegen sie protestieren; Hauptsache man hat Sanuk, Spass und Vergnügen.

Günther Ruffert kam vor über zwei Jahrzehnten als Bauingenieur erstmals nach Thailand. Vor sieben Jahren baute er sich im Isaan bei Surin ein Haus, in dem er mit seiner thailändischen Frau und Tochter lebt. Die Familie kauft bei Bauern nach der Ernte Reis auf und gibt ihn an Grosshändler weiter. Zudem hat der jetzt 75jährige auf 150 Rai mit dem Zuckerrohranbau begonnen. Da Anbau und Ernte arbeitsintensiv sind, ist zeitweise die Hälfte der Dorfbewohner bei Ruffert beschäftigt. Der Deutsche spricht inzwischen fliessend Thai und versucht, sich dem alltäglichen Tagesablauf in seinem Dorf anzupassen. Im FARANG berichtet Günther Ruffert über das Leben in den Dörfern und die Jahrhunderte alten Sitten dieses Landes.

Wer mehr über das weitestgehend unbekannte Isaan erfahren möchte, sollte zu Rufferts neuem Buch greifen: „Ein Fenster zum Isaan“ beschreibt den Alltag der Menschen im Nordosten aus unterschiedlichen Perspektiven. Das Buch kostet 395 Baht und ist in Pattaya in der FARANG Geschäftsstelle an der Thepprasit Road, in den Bookazine-Geschäften in der Royal Garden Plaza und im Central Festival Center/Big C, bei Amigo Tailor an der Soi Diamond und im Restaurant Braustube an der Naklua Road erhältlich.

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