Es mangelt an Umweltbewusstsein

Auf den Reisfeldern werden gefährliche chemische Mittel versprüht

In der Landwirtschaft werden die Schädlinge mit allen zur Verfügung stehenden chemischen Mitteln bekämpft. Kaum einer fragt nach den Folgen für die Menschen.
In der Landwirtschaft werden die Schädlinge mit allen zur Verfügung stehenden chemischen Mitteln bekämpft. Kaum einer fragt nach den Folgen für die Menschen.

Von Günther Ruffert

Die Menschen im Isaan sind sehr auf körperliche Sauberkeit bedacht. Jeder duscht sich mindestens einmal am Tage gründlich vor dem Schlafengehen. Die Mädchen waschen ihre schönen langen Haarehäufig, und jeden Tag muss ein sauber gewaschenes Hemd oder Kleid angezogen werden, egal, ob das alte schon schmutzig war oder nicht. Ich habe z. B. erlebt, dass die Lehrerin Kinder aus der Schule nach Hause geschickt hat, wenn sie nicht mit täglich sauber gewaschener Schuluniform ankamen.

Wenig Verständnis haben die Thais deshalb für die Farang-Rucksack-touristen, die mit schmutzigen Sachen durch die Gegend reisen und manchmal, weil sie eben viel mehr schwitzen als die Thais, wie die Iltisse stinken, wenn man neben ihnen im Bus sitzt.

So sehr also die Menschen auf alles achten, was mit körperlicher Sauberkeit zu tun hat, so wenig sind sie leider darauf bedacht, auch ihre Umgebung sauber zu halten oder so etwas wie Umweltbewusstsein zu entwickeln.

So fliegt z. B. alles Verpackungsmaterial kurzerhand aus dem Fenster, und dabei summiert sich eine ganze Menge an Abfall, da in den Geschäften jedes Bonbon zweimal eingewickelt wird, bevor esin eine Plastiktüte kommt. Auch leere Konservendosen, alte Batterien, gebrauchte Reifen usw. werden einfach in die Prärie geworfen, wenn sie ausgedient haben.

Die Umwelt sauber halten heisst hier meist, den Dreck vor der eigenen Haustür wegzuschaffen und etwas weiter zu deponieren. Irgendwie stört herumliegender Unrat niemanden; man hebt die Füsse und steigt einfach drüber weg.

Absolut sorglos und sich der Langzeitgefahren nicht bewusst, wird auf dem Lande auch mit Giftbrühen zur Bekämpfung von Pflanzenschädlingen und zur Unkrautvertilgung umgegangen. Das geht dann ungefähr so vor sich: Morgens versammeln sich fünf junge Leute, Jungen und Mädchen, am Feldrand. In einem grossen Kübel wird dann die Giftbrühe angerührt.

Dabei handelt es sich zum Teil um Gifte, die bei uns längst verboten sind, z. B. auf DDT-Basis. Für uns Westeuropäer ist es besonders interessant, auf den Gebinden bekannte Namen unserer heimischen Chemie-Industrie, wie Bayer, Schering oder Sandoz zu lesen. Dann werden die Rucksackkanister gefüllt, und anschliessend schreitet die Gruppe in weiter Kette, das Gift aus Handspritzen auf die jungen Reispflanzen und sich gegenseitig um die Ohren versprühend, fröhlich schwätzend über das Feld. Als einziger Schutz dient, wenn überhaupt vorhanden, ein lose vor Mund und Nase gebundenes Tuch.

Dass wieder mal Gift gesprüht worden ist, merke ich immer daran, dass am nächsten Tag ein paar von den jungen Leuten bei mir antanzen, und mich um Aspirin-Tabletten bitten, von denen ich immer einen gewaltigen Vorrat mit nach Thailand nehme, um hier Kopfschmerzen und sonstiges Unwohlsein zu bekämpfen.

Ein Nachbar, dem ich nach solch einer Kampagne mal versucht habe klarzumachen, welche Langzeitschäden sich aus solch sorglosem Umgang mit den Giften und aus der übermässigen Verwendunggefährlicher Insektizide für die Menschen ergeben können, hörte mir interessiert zu und sagte dann:

„Das mag ja alles stimmen, was du da erzählt hast, aber für die zehn bis zwanzig Prozent mehr Reis, die ich aus meinem Feld heraushole, weil mir die Käfer nicht die Pflanzen anfressen, nehme ich auch ein paar Tage Kopfschmerzen oder ein paar tote Fische, die sowieso wieder nachkommen, gerne in Kauf.“

Spannendes Buch über den Isaan

Günther Ruffert kam vor über zwei Jahrzehnten als Bauingenieur erstmals nach Thailand. Vor sieben Jahren baute er sich im Isaan bei Surin ein Haus, in dem er mit seiner thailändischen Frau und Tochter lebt. Die Familie kauft bei Bauern nach der Ernte Reis auf und gibt ihn an Grosshändler weiter. Zudem hat der jetzt 75jährige auf 150 Rai mit dem Zuckerrohranbau begonnen. Da Anbau und Ernte arbeitsintensiv sind, ist zeitweise die Hälfte der Dorfbewohner bei Ruffert beschäftigt. Der Deutsche spricht inzwischen fliessend Thai und versucht, sich dem alltäglichen Tagesablauf in seinem Dorf anzupassen. Im FARANG berichtet Günther Ruffert über das Leben in den Dörfern und die Jahrhunderte alten Sitten dieses Landes.

Wer mehr über das weitestgehend unbekannte Isaan erfahren möchte, sollte zu Rufferts neuem Buch greifen: „Ein Fenster zum Isaan“ beschreibt den Alltag der Menschen im Nordosten aus unterschiedlichen Perspektiven. Das Buch kostet 395 Baht und ist in Pattaya in der FARANG-Geschäftsstelle an der Thepprasit Road, in den Bookazine-Geschäften in der Royal Garden Plaza und im Central Festival Center/Big C, bei Amigo Tailor an der Soi Diamond und im Restaurant Braustube an der Naklua Road erhältlich.

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