Die Landschaft des Nordostens (Isaan)

Spannendes Buch über den Isaan

Im Isaan gibt es immer wieder einmal Dürre.
Im Isaan gibt es immer wieder einmal Dürre.

Schon die Geographie sieht so aus, als ob dieser Landstrich nicht viel mit dem übrigen Thailand zu tun hätte. Von seiner Topographie her wendet der Nordosten dem übrigen Thailand den Rücken zu. Der Isaan besteht aus insgesamt 19 Provinzen: Amnat Charoen, Buri Ram, Chaiyaphum, Kalasin, Khon Kaen, Loei, Maha Sarakham, Mukdahan, Nakhon Phanom, Nakhon Ratchasima (Korat), Nong Bua Lamphu, Nong Khai, Roi Et, Sakhon Nakhon, Si Sa Ket, Surin, Ubon Ratchathani, Udon Thani und Yasothon. Das Zentrum bildet eine 100- 300m über dem Meeresspiegel sich schalenförmig erhebende, leicht hügelige Ebene, das sogenannte Korat-Plateau. Es ist von Höhenzügen und Flüssen begrenzt: der bis zu 1700m hohen Petchabun-Kette im Westen, der Phanom Dongrak-Kette im Süden sowie dem Mekhong im Osten und Norden. Das Innere des Landes ist grösstenteils gewellt und hier und da mit niedrigen Hügeln und flachen Seen bedeckt. Der Isaan hat eine lange Landesgrenze entlang Laos im Norden und Nordosten und im Süden entlang der kambodschanischen Grenze. Der wichtigste Fluss neben dem Grenzfluss Mekhong ist der Mun, der im Khao-Yai-Nationalpark entspringt und den Isaan durchquert.

Klimamässig unterscheidet sich der Isaan vom Rest des Landes. Das Klima ist Festlandklima, mit einer sehr heissen Jahreszeit und relativ kalten Wintermonaten um die Neujahrszeit. Auch wenn wir uns hier in der Nähe des Äquators, also in den Subtropen befinden, kann die Temperatur in höheren Lagen dann manchmal bis in die Nähe des Gefrierpunktes absinken.

Da die Böden dieses Plateaus sehr sandig sind, versickert der kostbare Regen schnell, so dass Dürreperioden ein Hauptproblem sind. Während der Regenzeit hingegen, wenn die wenigen Flüsse die Wassermassen kaum fassen können, kommt es zu grossen Überflutungen. Nur wenige Monate später leidet das Land unter Trockenheit und Dürre. In den heissen und trockenen Monaten kann kaum irgend etwas wachsen, die existierenden Pflanzen und Bäume welken dahin in der glühenden Hitze, und das Land, auf dem sich in der Regenzeit das Wasser sammelt, bricht auf in unzähligen Rissen. Die Luft ist dann erfüllt von rotem Lateritstaub, und das Land macht manchmal dem Beinamen „Staubschüssel“ alle Ehre. Es gibt zwar mittlerweile mehrere grosse Staudämme, um das Problem der Trockenperioden einzudämmen, doch nach wie vor sind Trockenzeiten ein grosses landwirtschaftliches Handicap. Der Nordosten Thailands besitzt zwar auch Bodenschätze, wie Naturgas, Steinsalz und Pottasche, doch viele dieser Mineralien können wegen mangelnden Kapitals nicht ausgebeutet werden.

Obwohl Landwirtschaft fast die einzige Erwerbsquelle in dieser Region ist, handelt es sich, verglichen mit den fruchtbaren Reisebenen Zentralthailands, um verhältnismässig nährstoffarme und salzige Böden, die für die Landwirtschaft von geringer Qualität sind. Die zunehmende Versalzung des Bodens ist eine Folge der unkontrollierten Abholzung der früher weite Flächen des Landes bedeckenden Wälder zur Gewinnung von Ackerland. Während der Waldboden lange das in der Regenzeit herabströmende Wasser hielt, trocknen die kahlen Felder nach der Ernte rasch aus. Jetzt wird durch die Kappilarität des trockenen Bodens das in tieferen Schichten anstehende Grundwasser nach oben transportiert und bringt aus dem Untergrund gelöste Salze mit in die Ackerkrume. Durch das Fehlen der Wälder als natürliche Wasserspeicher kommt es bereits zu Beginn der Trockenzeit zu ungewöhnlich frühem Wassermangel, und die Bevölkerung ist gezwungen, verstärkt Grundwasser anzuzapfen. Zudem hat der Boden durch das fehlende Wurzelwerk der Bäume keinen Halt mehr und wird von den Wassermassen während

der Regenzeit gelöst und weggespült. Bodenerosion, Überschwemmungen und lange Dürreperioden sind das Ergebnis, denn Gräser und Nutzpflanzen können weitaus weniger Wasser speichern als der Wald und deshalb den Boden kaum vor Erosion schützen.

Wegen des geringen Wasserrückhaltevermögens ist der viel Wasser erfordernde Reisanbau nur in tiefer gelegenen Bereichen und nur in sehr kleinen Feldern möglich, die alle durch Erdwälle gegeneinander abgegrenzt sind, um das in der Regenzeit herniederströmende Wasser möglichst lange zurückzuhalten. Der Einsatz grösserer Bodenbearbeitungs- oder Erntemaschinen ist deshalb nicht möglich, so dass Anpflanzung und Ernte der in der Regel allerdings hochwertigen Reissorten ausschliesslich in mühevoller Handarbeit erfolgen. Im Gegensatz zur Reiskammer Thailands, dem Mündungsdelta der grossen Flüsse in Zentralthailand, wo in der Regel zwei Reisernten pro Jahr möglich sind, ist hier – auch wenn in der Regenzeit manchmal gewaltige Wassermassen herabströmen – nur eine Reisernte im Jahr erreichbar. Dies aber auch nur dann, wenn die Niederschläge zur rechten Zeit und in der erforderlichen Menge anfallen. Wenn die jungen Reisschösslinge gepflanzt sind, kommt es darauf an, dass das Wasser in den Feldern eine gewisse Höhe nicht überschreitet, sonst gehen die jungen Pflanzen zu Grunde. Fällt aber nicht genug Regen, so dass das in den Feldern stehende Wasser nicht bis zum Ausreifen ausreicht, sind die Ernteerträge minimal.

Angebaut werden sowohl hochwertiger Jasmin-Reis, der allgemein für den Verkauf produziert wird, und Klebereis, der für den eigenen Verbrauch bestimmt ist. Jasmin-Reis ist sicherlich die beste Reissorte weltweit. Er wird besonders auf den trockenen und salzhaltigen Feldern um Surin, Roi Et und Si Sa Ket angebaut. Er kann nur einmal im Jahr geerntet werden, dafür ist aber der Preis höher als bei anderen Reissorten.

Nur ein Teil des Landes kann landwirtschaftlich genutzt werden, da für andere Produkte, die auch auf trockeneren Böden wachsen, wie Gemüse, Melonen usw., wegen der grossen Entfernung zu Bangkok entweder kein Markt da ist, oder für den Anbau von Zuckerrohr, der sich nur im grossen Stil lohnt, kein Kapital vorhanden ist. Es gibt zwar eine ganze Reihe von Seen, sie sind aber meist ziemlich seicht und haben nicht das ganze Jahr über Wasser. In letzter Zeit hat man auch zunehmend Erddämme errichtet, um kleinere Wasserreservoirs zu schaffen. Das Wasser, ob in Tümpeln,“Teichen oder Seen, ist zugleich Fischlieferant. Fleisch wird, soweit überhaupt Viehzucht betrieben wird, fast alles weiterverkauft. Auch einige grössere Stauseen sind im Nordosten geschaffen worden. Da man aber nur an die Elektrizitätsgewinnung gedacht hatte, waren im Budget für die Errichtung der Staudämme keine Mittel für ein Kanalsystem eingeplant, das das Wasser vom Stausee auch auf die Felder bringen könnte. So ergibt sich die paradoxe Situation, dass auch das Land in der Nähe von Stauseen ein Opfer der Dürre werden kann. Die Ernten im Isaan hängen nach wie vor ganz von der Gunst des Monsuns ab. Entweder hat man kein Wasser, dann verdurstet der Reis auf den Feldern, oder man hat zuviel, dann kommt es zu bösen Überschwemmungen, und der junge Reis ersäuft auf den Feldern.

Die an sich schon relativ geringe Industrie Thailands konzentriert sich fast ausschliesslich um Bangkok herum, so dass für die Bewohner des Isaan, trotz der nicht gerade günstigen Verhältnisse, nur die Landwirtschaft als Unterhaltsquelle bleibt. Dies erklärt auch die relative hohe Emigrationsrate der Landbevölkerung. Der Isaan beherbergt zwar ein Drittelder Bevölkerung Thailands, ist aber nur mit etwa einem Zehntelam Gesamt-Nationaleinkommen beteiligt. Aber auch innerhalb des Isaan gibt es grosse Unterschiede im Einkommen und damit im Lebensstandard, wie aus einer offiziellen Statistik des Jahres 1995hervorgeht. Danach betrug das durchschnittliche Jahreseinkommen pro Kopf in der Provinz Nakhon Ratchasima (Korat), die im wesentlichen die Provinzhauptstadt umfasst, über 8000Baht. In den fast ausschliesslich aus Dörfern bestehenden Provinzen lag das durchschnittliche Jahreseinkommen dagegen nur bei ca. 4000 Baht. Die meisten in Industrie und Bauwirtschaft Thailands und vor allem Bangkoks tätigen ungelernten Arbeiter, aber auch fast alle in den Touristengebieten in Hotels arbeitenden oder in Bars mit der Betreuung liebeshungriger Farangs beschäftigten Mädchen, stammen aus dem Isaan.

Fortsetzung folgt Günther Ruffert kam vor über zwei Jahrzehnten als Bauingenieur erstmals nach Thailand. Vor sieben Jahren baute er sich im Isaan bei Surin ein Haus, in dem er mit seiner thailändischen Frau und Tochter lebt. Die Familie kauft bei Bauern nach der Ernte Reis auf und gibt ihn an Grosshändler weiter. Zudem hat der jetzt 75jährige auf 150 Rai mit dem Zuckerrohranbau begonnen. Da Anbau und Ernte arbeitsintensiv sind, ist zeitweise die Hälfte der Dorfbewohner bei Ruffert beschäftigt. Der Deutsche spricht inzwischen fliessend Thai und versucht, sich dem alltäglichen Tagesablauf in seinem Dorf anzupassen. Im FARANG berichtet Günther Ruffert über das Leben in den Dörfern und die Jahrhunderte alten Sitten dieses Landes.

Wer mehr über das weitestgehend unbekannte Isaan erfahren möchte, sollte zu Rufferts neuem Buch greifen: „Ein Fenster zum Isaan“ beschreibt den Alltag der Menschen im Nordosten aus unterschiedlichen Perspektiven. Das Buch kostet 395 Baht und ist in Pattaya in der FARANG Geschäftsstelle an der Thepprasit Road, in den Bookazine-Geschäften in der Royal Garden Plaza und im Central Festival Center/Big C, bei Amigo Tailor an der Soi Diamond und im Restaurant Braustube an der Naklua Road erhältlich.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.