Der Isaan ist eine Reise wert

Spannendes Buch über den Isaan

Der Isaan umfasst mit einem Drittel der Gesamtfläche und ebenfalls einem Drittel der Bevölkerung Thailands den ganzen Nordosten des Landes, von Saraburi im Westen bis nach Ubon Ratchathani im Osten, von Surin im Süden bis nach Udon Thani im Norden. In diesem Teil des Landes wird überwiegend laotisch oder auch kambodschanisch gesprochen. Die hier wohnenden Menschen unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihrer heimischen Sprache (da sie Thai sind, sprechen sie natürlich auch alle Thai), sondern auch hinsichtlich ihrer Lebensart und ihrer Sitten zum Teil nicht unwesentlich vom Hauptteil der thailändischen Bevölkerung. Die Leute leben überwiegend von der Landwirtschaft, und da dort wesentlich weniger Regen fällt als im übrigen Thailand, sind die Erträge auch entsprechend geringer. Es handelt sich, kurz gesagt, um das Armenhaus Thailands. Nicht ohne Grund stammt der grösste Teil der Mädchen, die in den Bars von Bangkok, Pattaya oder Phuket ihr Geld verdienen, aus dem Isaan. Mit dem hier verdienten Geld können sie ihre Familien zu Hause unterstützen und ihnen so zu einem zumindest bescheidenen Lebensstandard verhelfen.

Die mehreren Millionen Besucher, die jährlich nach Thailand kommen, konzentrieren sich fast ausschliesslich auf Bangkok und die bekannten Touristenzentren Pattaya, Phuket, Koh Samui und Chiang Mai. Nur ein geringer Prozentsatz von ihnen wird den Isaan besuchen. Diese Region Thailands ist bis heute touristisch wenig erschlossen, und aus Mangel an Literatur über diesen Landesteil in deutscher Sprache wird auch kaum das Interesse des Thailand-Reisenden daran geweckt werden, seine Reise in den Isaan auszudehnen.

Wenn überhaupt einmal in unseren Medien über diesen Landstrich berichtet wird, dann nur über bitterste Armut, Eltern, die ihre Kinder verkaufen und HIV-infizierte Mädchen. Wer nun mit diesen Klischees im Kopf hierher kommt und erwartet, in jedem Dorf hungernde Menschen, an jeder Strassenecke kinderverkaufende Mütter und überall brennende Scheiterhaufen mit verhungerten und an Aids gestorbenen Menschen zu finden, der wird angenehm überrascht werden. Gewiss sind die Menschen, gemessen mit unseren Massstäben, arm, aber hungern muss niemand. Die Mädchen, die nach Pattaya und Phuket gehen, um dort in den Bars zu arbeiten, tun das freiwillig, um Geld zu verdienen, und die Zahl der HIV-Infizierten dürfte in den Dörfern nicht höher sein als bei uns. Dagegen sind die Menschen jedem Farang gegenüber freundlich und aufgeschlossen. Nirgendwo in Thailand hat der Tourist bessere Möglichkeiten, das wahre Gesicht Thailands, seine Menschen, Traditionen, sowie kulturellen und religiösen Bräuche kennenzulernen als im Isaan. Die von unseren Medien verbreiteten Klischees mögen aber mit dazu beitragen, dass die meisten Touristen diesen Landstrich meiden und ihren Thailandbesuch auf Farang-Enklaven wie Pattaya, Phuket oder Chiang Mai beschränken. Das ist aus mehreren Gründen bedauerlich: Zum einen hat man hier, bei den überwiegend in Dorfgemeinschaften lebenden Menschen, eine einzigartige Möglichkeit, das wirkliche Gesicht Thailands kennenzulernen, welches den Thais, mit denen der Besucher in den Touristenzentren zusammenkommt, zumindest im Verkehr mit den Farangs, wie hier alle westlichen Ausländer genannt werden, leider oft abhanden gekommen ist. Es ist allerdings nicht einfach, das wahre Gesicht der Menschen hier kennenzulernen, da sie sich Fremden gegenüber selten gefühlsmässig offenbaren. Den guten Ruf und somit das Gesicht zu wahren, ist mit das Wichtigste im Leben eines jeden Thai.

Aber auch für den an der Geschichte des Landes interessierten Farang gibt es eine ganze Menge interessanter Sehenswürdigkeiten. Vorgeschichtlich war dieses Gebiet das Zentrum einer prähistorischen Zivilisation, die in der Bronzezeit, vor 5.000 bis 7.000 Jahren, ihre Blütezeit hatte. Von etwa 500 bis 1500 n. Chr. war das Gebiet Teil des mächtigen Khmer Reiches, das damals grosse Teile von Hinterindien, also auch des heutigen Thailands, sowie Kambodschas und Laos umfasste. Die Überreste dieses Reiches sind heute an vielen Orten im Isaan zu finden. Vor allem im Osten des Landes begegnet man mehr als im übrigen Thailand den Relikten einer bewegten Vergangenheit. Ruinen und auch ganz oder teilweise wiederhergestellte Tempelanlagen zeugen von der grossen Zeit der Khmer-Könige und den immer wieder aufflackernden Kriegen zwischen Khmer und Thai.

Interessant für den Besucher dürften auch die vom Kern-Thailand stark abweichenden Sitten und Gebräuche sein. Im Isaan werden heute noch Tempel- und Volksfeste gefeiert, die es sonst in keiner anderen Provinz gibt.

Günther Ruffert kam vor über zwei Jahrzehnten als Bauingenieur erstmals nach Thailand. Vor sieben Jahren baute er sich im Isaan bei Surin ein Haus, in dem er mit seiner thailändischen Frau und Tochter lebt. Die Familie kauft bei Bauern nach der Ernte Reis auf und gibt ihn an Grosshändler weiter. Zudem hat der jetzt 75jährige auf 150 Rai mit dem Zuckerrohranbau begonnen. Da Anbau und Ernte arbeitsintensiv sind, ist zeitweise die Hälfte der Dorfbewohner bei Ruffert beschäftigt. Der Deutsche spricht inzwischen fliessend Thai und versucht, sich dem alltäglichen Tagesablauf in seinem Dorf anzupassen. Im FARANG berichtet Günther Ruffert über das Leben in den Dörfern und die Jahrhunderte alten Sitten dieses Landes.

Wer mehr über das weitestgehend unbekannte Isaan erfahren möchte, sollte zu Rufferts neuem Buch greifen: „Ein Fenster zum Isaan“ beschreibt den Alltag der Menschen im Nordosten aus unterschiedlichen Perspektiven. Das Buch kostet 395 Baht und ist in Pattaya in der FARANG-Geschäftsstelle an der Thepprasit Road, in den Bookazine-Geschäften in der Royal Garden Plaza und im Central Festival Center/Big C, bei Amigo Tailor an der Soi Diamond und im Restaurant Braustube an der Naklua Road erhältlich.

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