Der Farang auf Visareise

Krankenhäuser prüfen die Kreditwürdigkeit der Patienten

Von Günther Ruffert

Ein Problem für jeden Farang ist und bleibt die Praxis der Visaerteilung. Von Ausnahmen abgesehen erhält der Ausländer, wenn er das 50. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, immer nur die Aufenthaltsgenehmigung für 90 Tage. Das heisst: Er muss – auch wenn er ein Jahresvisum für mehrfache Einreise hat – alle drei Monate einmal über die Grenze und wieder neu einreisen.

Wohnt er in der Nähe eines Immigrations-Büros, kann er eventuell eine Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis für ein paar Wochen bekommen. Das ist aber nicht immer einfach. Dazu sind das Ausfüllen eines umfangreichen Formulars, ein Passbild, Kopien aller beschriebenen oder bestempelten Seiten im Pass, 1.900 Baht und ein wohlwollender Beamter erforderlich.

Als ein Freund von mir, der von der vergangenen Nacht noch nicht ganz nüchtern war, bei der Immigration in Pattaya zum Beweis seines guten Willens freiwillig auch noch eine Urinprobe anbot, hatte er allerdings damit seine Chancen auf eine Visaumverlängerung verspielt.

Falls man mal zum Arzt gehen muss, so sind die Behandlungskosten sehr niedrig, das gilt im Übrigen – zumindest wenn es sich nicht um Spezialisten in Bangkok oder einer grösseren Stadt handelt – auch für das fachliche Können der Dottores. Für die niedrigen Behandlungskosten halten sie sich dann aber an der verkauften Medizin schadlos. Der Arzt gibt einem Patienten nicht etwa wie in Deutschland ein Rezept mit, damit dieser sich die erforderliche Medizin in einer Apotheke kaufen kann, er gibt einem gleich ein paar Tütchen mit Pillen mit, nimmt aber dann das Mehrfache des Apothekenpreises.

Einzelzimmer sind komfortabel

Wenn ein Ausländer wegen einer ernsteren Erkrankung für eine Zeit ein Krankenhaus aufsuchen muss, dann ist zu raten, sich nicht in einen Gemeinschaftssaal mit noch 30 anderen Patienten legen zu lassen, sondern ein Einzelzimmer zu verlangen. Die Zimmer sind - zumindest in grösseren Krankenhäusern - komfortabel ausgestattet mit Fernseher, Kühlschrank, Klimaanlage und eigenem Badezimmer und im Vergleich zu den deutschen Krankenhäusern spottbillig. In öffentlichen Krankenhäusern werden die Kosten für ein Einzelzimmer einschliesslich Arztbehandlung und Medikamente bei etwa 2.000 Baht am Tag liegen. Private Krankenhäuser sind allerdings erheblich teurer und erreichen in einigen Fällen sogar deutsches Kostenniveau. Besuchszeiten gibt es überhaupt nicht, jeder Besuch kann kommen, wann er will.

Noch etwas weicht hier stark von den Verhältnissen in deutschen Krankenhäusern ab. Wenn ein Thai ins Krankenhaus muss, gehen immer ein oder auch mehrere Familienmitglieder mit. In den grossen Krankensälen sieht es meist aus wie in einer Wartehalle. Die Patienten liegen im Bett, und der ganze Anhang schläft auf dem Boden davor. Im Einzelzimmer gibt es immer eine Extraliege für das den Kranken versorgende Familienmitglied.

Wichtig zu wissen ist, dass vor Aufnahme in ein Krankenhaus immer die Kreditwürdigkeit geprüft wird. Das kann vor allem bei Unfällen Probleme ergeben, wenn vorher nicht klar ist, dass der Patient zahlen kann. Eventuell wird zwar eine Notversorgung, aber keine kostenintensive Behandlung zur Lebensrettung unternommen. In Extremfällen ist auch schon die Aufnahme ganz verweigert worden.

Dem Farang ist also immer zu raten, entweder eine Kreditkarte oder die Bescheinigung seiner Auslandsversicherung bei sich zu tragen. Aber auch eine schöne Goldkette kann im Notfall die Kreditwürdigkeit sicherstellen und als Pfand hinterlegt werden. Es muss sich dabei aber um „Thai-Gold“ handeln.

Die meisten Thais glauben zwar, dass der Goldschmuck, den sie kaufen, aus 100 Prozent reinem Gold sei, weil die Verkäufer ihnen dies erzählen. In Wirklichkeit hat aber das als Thai-Gold bekannte Gold nur einen Reinheitsgrad von 96,5 Prozent. Die übrigen 3,5 Prozent bestehen aus Zusatzmetallen, die das Gold härter und solider und damit robuster für den Gebrauch machen. Obwohl dieses Thai-Gold nicht 100-prozentig rein ist, wird dieser Reinheitsgrad vom thailändischen Wirtschaftsministerium als Standard anerkannt. Gold, das einen geringeren Reinheitsgrad hat, wird als minderwertig angesehen.

Der in unseren Geschäften angebotene Goldschmuck mit 14 oder 18 Karat gilt bei Thais als wertlos und wird in Thailand niemals als Pfand angenommen. Während in der ganzen Welt das Gewicht von Gold in Gramm oder Unzen angegeben wird, bedient man sich in Thailand dafür einer eigenen Masseinheit, dem sogenannten Baht. Ein Baht Thai-Gold muss exakt 15,16 Gramm wiegen. Goldschmuck wird in Thailand ausschliesslich nach Gewicht verkauft. Nur geringe Beträge (etwa 100 bis 200 Baht) werden als Arbeitsaufwand auf den Goldpreis aufgeschlagen, im Gegensatz etwa zu den westlichen Ländern, wo die kunstvolle Verarbeitung ihren eigenen Preis hat.

Spannendes Buch über den Isaan

Günther Ruffert kam vor über zwei Jahrzehnten als Bauingenieur erstmals nach Thailand. Vor sieben Jahren baute er sich im Isaan bei Surin ein Haus, in dem er mit seiner thailändischen Frau und Tochter lebt. Die Familie kauft bei Bauern nach der Ernte Reis auf und gibt ihn an Grosshändler weiter. Zudem hat der jetzt 75jährige auf 150 Rai mit dem Zuckerrohranbau begonnen. Da Anbau und Ernte arbeitsintensiv sind, ist zeitweise die Hälfte der Dorfbewohner bei Ruffert beschäftigt. Der Deutsche spricht inzwischen fliessend Thai und versucht, sich dem alltäglichen Tagesablauf in seinem Dorf anzupassen. Im FARANG berichtet Günther Ruffert über das Leben in den Dörfern und die Jahrhunderte alten Sitten dieses Landes.

Wer mehr über das weitestgehend unbekannte Isaan erfahren möchte, sollte zu Rufferts neuem Buch greifen: „Ein Fenster zum Isaan“ beschreibt den Alltag der Menschen im Nordosten aus unterschiedlichen Perspektiven. Das Buch kostet 395 Baht und ist in Pattaya in der FARANG-Geschäftsstelle an der Thepprasit Road, in den Bookazine-Geschäften in der Royal Garden Plaza und im Central Festival Center/Big C, bei Amigo Tailor an der Soi Diamond und im Restaurant Braustube an der Naklua Road erhältlich.

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