Zwischen Touristenkitsch und Buddha-Kult

Im Goldenen Dreieck gibt es eine Menge zu entdecken

Zählte das legendäre Goldene Dreieck noch vor wenigen Jahrzehnten als eine der verruchtesten Gegenden Südostasiens, so hat sich das bekannte Dreiländereck von Thailand, Laos und Myanmar inzwischen zu einem Touris­tenhotspot entwickelt, der auf keiner Rundreise im hohen Norden fehlen darf. Während Besucher der Hall of Opium tiefgreifende Informationen über die Geschichte des regionalen Drogenhandels erfahren, unternehmen Urlauber eine Bootsfahrt auf dem Mekong oder frönen gar dem Glücksspiel im nahen Laos.

Goldener Glanz im Dreiländereck.
Goldener Glanz im Dreiländereck.

Milde lächelnd blickt eine riesige Buddhastatue auf einem großen Schiff sitzend über das zu ihren Füßen liegende Grenzgebiet. Knatternde Motorboote, durch die Wellen peitschende Speedboote und schwer beladene chinesische Lastkähne prägen die Szenerie und unterstreichen die lebhafte Geschäftigkeit im Dreiländereck von Thailand, Myanmar und Laos. Am Ufer hingegen vollzieht sich ein Trubel der ganz anderen Art. Unzählige Touristengruppen strömen durch die vielen kleinen Souvenirlädchen und Restaurants, die sich kilometerweit am Straßenrand erstrecken, posieren für Fotos oder unternehmen gar einen Bootsausflug nach Laos oder Myanmar auf den gegenüberliegenden Flussseiten, um sich mit Billigfusel, Schwarzmarktzigaretten oder gefälschten Markenuhren einzudecken.

Ohne Frage, das Goldene Dreieck in Sob Ruak scheint heutzutage Touristen aus aller Welt magisch in seinen Bann zu ziehen. Der berühmtberüchtigte Name lässt sich kaum an einer anderen Stelle treffender lokalisieren als an der Einmündung des Mae Sai Rivers, auch Ruak River genannt, der die Grenze zu Laos bildet, in den Mekong, von den Einheimischen liebevoll als "Mutter aller Flüsse" bezeichnet, der Thailand von Laos trennt.

Dennoch erweist sich diese regionale Eingrenzung als ein cleveres Marketingkonzept der thailändischen Tourismusindustrie. Das tatsächliche frühere Mohnanbaugebiet war viel größer und weitläufiger. Denn es umfass­te auch die sich an Laos und Myanmar anschließende südchinesische Grenzregion und den Norden Vietnams. Dem Touristenhype tut dies jedoch keinen Abbruch. Im Gegenteil.

Doch wie kam das Dreiländereck zwischen Mae Sai und Chiang Saen eigentlich zu seinem berühmten Namen?

Warum eigentlich "Goldenes" Dreieck?

Cleveres Tourismusmarketing: An vielen Stellen weisen Schilder oder Steintafeln auf das Goldene Dreieck hin (links). „Thambun“ – bei Thai-Touristen durchaus beliebt (rechts).
Cleveres Tourismusmarketing: An vielen Stellen weisen Schilder oder Steintafeln auf das Goldene Dreieck hin (links). „Thambun“ – bei Thai-Touristen durchaus beliebt (rechts).

Bis in die 1970er Jahre hinein galt das Grenzgebiet zwischen Thailand, Myanmar und Laos noch als das weltweit größte Anbaugebiet für Schlafmohn, den Rohstoff für Heroin und Opium, trotz Verbots des Mohnanbaus und Opiumhandels durch die thailändische Militärregierung in den 1950er Jahren. Da es früher nicht unüblich war, die heiße Ware mit Gold zu bezahlen, prägte ein amerikanischer Regierungsbeamter den Begriff "Golden Triangle", zu Deutsch: "Goldenes Dreieck". Ein Name, der maßgeblich zur Faszination und dem Mythus der Region mit beitrug und diesen auch bis heute noch weiterleben lässt.

Gold, soweit das Auge reicht! Was für den einen kitschig erscheinen mag, versetzt andere in Begeisterung.
Gold, soweit das Auge reicht! Was für den einen kitschig erscheinen mag, versetzt andere in Begeisterung.

Besonders bei asiatischen Touristengruppen gilt ein Abstecher ins Dreiländereck als populär, was die unüberschaubare Anzahl an Reisebussen verdeutlicht, die wie auf einer Kette aufgezogene Perlen dicht gedrängt am Straßenrand parken. Viele nutzen die Möglichkeit, zu Fuße des großen goldenen Buddhas religiöse Verdienste, auf Thai "Tambun", zu erwerben. Klar, dass sich die lokale Geschäftswelt voll und ganz darauf eingestellt hat. Schließlich sind die einheimischen Urlauber dafür bekannt, sich als Höhepunkt eines jeden Ausfluges mit buddhistischen Souvenirs, wie Amuletten oder CD’s mit Mönchsgesang einzudecken. Doch auch bei westlichen Touristen sitzt das Portemonnaie locker. Ihre Objekte der Begierde hingegen sind T-Shirts mit dem Bild einer Landkarte der Region und dem Aufdruck "Golden Triangle", das sie sich über ihr altes Shirt ziehen und natürlich kühle Getränke sowie Eiscreme gegen die brennende Hitze.

Nach Besichtigung der Buddhafigur wird nicht selten ein Ausflug nach Laos unternommen. Ein halbstündiger Bootstrip schlägt mit 400 Baht zu Buche. Weiter müssen 100 Baht für den Zwischenstopp auf einer kleinen laotischen Insel sowie 20 Baht für die Einwanderungsbehörde einkalkuliert werden. Auf der gegenüberliegenden Flussseite angekommen, lockt ein kleiner Souvenirmarkt zum Grenzgebiet-Shopping. Im Angebot stehen neben exotischen Alkoholika und laotischem Bier auch Opiumpfeifen sowie üblicher Allerweltskitsch und skurriler Klimbim, wie es ihn auch auf thailändischem Boden zu kaufen gibt. In einem kleinen Postamt können außerdem Postkarten mit laotischen Briefmarken als Andenken in die ferne Heimat aufgegeben werden. Da in Thailand streng verboten, amüsieren sich vor allem Urlauber aus dem Königreich auf der laotischen und myanmarischen Grenzseite in den Casinos, die mit prachtvollen Bauten und goldenen Kuppeln um gutbetuchte Kundschaft buhlen.

Tipp: Ein Ausflug nach Chiang Saen

Das Goldene Dreieck lässt sich kaum an einer anderen Stelle treffender lokalisieren als am Zusammenfluss des Mae Sai Rivers und des Mekong in Sob Ruak. Fotos: bj
Das Goldene Dreieck lässt sich kaum an einer anderen Stelle treffender lokalisieren als am Zusammenfluss des Mae Sai Rivers und des Mekong in Sob Ruak.

Nur knapp neun Kilometer entfernt, am Westufer des Mekong, lockt das malerisch am Fluss gelegene Städtchen Chiang Saen zu einem Besuch. Die Kleinstadt wurde bereits zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert gegründet und zählt somit zu den frühesten Thai-Siedlungen im heutigen Staatsgebiet. Eine recht gut erhaltene, recht­eckige und knapp 4,3 Kilometer lange Befestigungsmauer mit fünf Stadttoren und zwei Forts, umgeben von einem Graben, versprüht auch heute noch den Charme lang vergangener Tage. Von Büschen und Teakbäumen überwuchert, bietet sie sich für den ein oder anderen Schnappschuss an.

Im Wat Pong Sanuk am Highway 1290 (links) werden traditionelle Boote (rechts) für die großen Drachenbootrennen auf dem Mekong gelagert. Insgesamt befinden sich in der näheren Umgebung von Chiang Saen 139 Tempelruinen.
Im Wat Pong Sanuk am Highway 1290 (links) werden traditionelle Boote (rechts) für die großen Drachenbootrennen auf dem Mekong gelagert. Insgesamt befinden sich in der näheren Umgebung von Chiang Saen 139 Tempelruinen.

Vor allem Tempel-Fans kommen in Chiang Saen auf ihre Kosten. Im Wat Pong Sanuk, kurz vor der Ortsausfahrt direkt am Highway 1290 gelegen, erzählen beeindruckende Wandgemälde die Geschichte Buddhas, eine alte, von Pflanzen überwucherte Stupa bezeugt das hohe Alter der kleinen Tempelanlage. Vor der Sonne unter einem großen Dach geschützt, werden hier Drachenboote abgestellt, die bereits durch ihre Größe beeindrucken. Nahe dem Chiang-Saen-Tor befindet sich geschützt unter hohen Teakbäumen gelegen die Ruine des 1332 erbauten Wat Chedi Luang, Phaholyothin Road, der ursprünglich einen 60 Meter hohen Chedi beherbergte, der mit einer ansehnlich gestalteten Pagode überbaut wurde. Angrenzend befindet sich das Chiang Saen National Museum, wo Funde aus der Region, wie lokale Keramikkunst und alte Steinschriften einen Einblick in die althergebrachte Geschichte Chiang Saens bieten. Außer an Feiertagen hat das Museum mittwochs bis sonntags, 8.30 Uhr bis 16.30 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 100 Baht. Vier Kilometer südlich der Stadt in Wiang Pruek Sa befindet sich auf der Anhöhe des Doi Kham der Wat Phrathat Pha Ngao, der Besucher mit einem beeindruckenden Panoramaausblick belohnt. Auf einem hervorklaffenden Felsen befindet sich eine Buddhafigur, die über das Grenzgebiet zu wachen scheint und ein beliebtes Fotomotiv darstellt.

Romantische Fisch­restaurants am Fluss

Auf der laotischen Seite, aber auch in Myanmar, buhlen Casinos um die spielfreudige Thai-Kundschaft.
Auf der laotischen Seite, aber auch in Myanmar, buhlen Casinos um die spielfreudige Thai-Kundschaft.

Nach einem Bummel auf dem Obst- und Gemüsemarkt, knapp 200 Meter entfernt vom Fluss, direkt an der Hauptstraße gelegen, wo ungewöhnliche Thai-Spezialitäten und frischer Mekongfisch verkauft werden, empfiehlt sich ein Besuch in einem der zahlreichen Fischrestaurants an der Flusspromenade. Alle haben gemeinsam, dass sie mit einem fantastischen Ausblick auf den Mekong und das Grenzgebiet punkten. Niedrige Preise erlauben ein ungehemmtes Schlemmen lokaler Spezialitäten, natürlich am liebsten in Gesellschaft. Mit einem kühlen Bier in der Hand lässt sich hier der Sonnenuntergang auf besonders romantische Weise genießen und das Erlebte Revue passieren.

Anreise

Auto: Ab Bangkok über den Highway 1 bis Chiang Rai. Dort den Highway 110 bis Mae Chan befahren, rechts dem Highway 1016 bis Chiang Saen folgen. Biegt man in Chiang Saen links ab auf den Highway 1290, hat man Sob Ruak (Goldenes Dreieck) nach neun Kilometern erreicht. Bus: Ab dem Northern Bus Terminal (Mo Chit), Kamphaengphet Road (Tel.: 02-936.2841-8) starten mehrmals täglich Busse nach Chiang Saen. Die Fahrtzeit beträgt knapp 13 Stunden. Zwischen Chiang Saen und Sob Ruak verkehren Songthaews für 20 Baht.

Übernachtung

Goldenes Dreieck: Im Golden Triangle Park befindet sich die Greater Mekong Lodge, die 26 Doppelzimmer und 13 gemütliche Bungalows bietet. Alle verfügen über eine Terrasse mit Ausblick auf den Mekong. Buchung, Tel.: 053-784.450-2, www.doitung.org. Chiang Saen: Das Siam Triangle Hotel bietet 52 moderne Zimmer. Buchung, Tel.: 053-651.115-7, www.siamtriangle.com. Als Geheimtipp gilt das gemütliche Viang Yonok Resort. Buchung, Tel.: 053-650.444, www.viangyonok.com.

Hall of Opium

Nicht zu verwechseln mit dem weniger spektakulären House of Opium in Chiang Saen, lockt die unter Patronage der verstorbenen Königsmutter initiierte Hall of Opium im Golden Triangle Park, knapp 400 Meter abseits der Einmündung des Ruak Rivers in den Mekong an der Straße nach Mae Sai, zu einem lohnenden Besuch. Das empfehlenswerte Museum betritt man durch eine Höhle, und es bietet modernste multimediale Ausstellungstechnik, wie man sie nur in Museen in den großen Metropolen dieser Welt erwarten würde. Die Besucher werden unter anderem über die 5.000-jährige Geschichte des Opiumanbaus, die weltweiten legalen und illegalen Handelswege, die Opiumkriege und den Konsum der Droge informiert. Doch auch die medizinische Wirkung und die Verbindung zum Teeanbau werden auf spannende Weise thematisiert. Besonders kritisch werden auch die Rollen des amerikanischen CIA und der thailändischen Regierung betrachtet. Videopräsentationen und sogar eine nachgebaute Opiumhöhle (siehe Foto unten) sorgen für Kurzweil. Das Museum ist dienstags bis sonntags, 8.30 Uhr bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 200 Baht. Infos: www.maefahluang.org.

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Leserkommentare

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