Zeitungen zum Geschehen am Sonntag

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
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«Frankfurter Rundschau» zum Anschlag bei Moskau

Statt nach dem blutigen Terroranschlag bei Moskau mit mindestens 130 Toten und vielen Verletzten innezuhalten und die Tat erst einmal aufzuklären, beschuldigt die russische Propaganda trotzt des Bekenntnisses des selbst ernannten "Islamischen Staates" die Ukraine für das Verbrechen verantwortlich zu sein.

Das lässt nichts Gutes ahnen - weder für Russland noch für das Nachbarland. Der Autokrat Wladimir Putin wird weiter alles tun, um die Trauer und die Wut seiner Landsleute auf das überfallene Nachbarland zu lenken. Ganz offensichtlich interessiert ihn wenig, dass Kiew gar kein Interesse an solch einem Anschlag hat, weil die Regierung von Wolodymyr Selenskyj damit die westlichen Hilfen gefährden würde. Doch derlei Überlegungen werden den Kreml nicht daran hindern, die eingeschlagene Linie weiter zu verfolgen. Dann dürfte es leichter fallen, eine erneute Mobilmachung umzusetzen. Zudem wird Putin weitere Attacken auf ukrainische Städte mit dem Massaker in der Konzerthalle rechtfertigen.


«Münchner Merkur» zu Merz/Grüne/Ukraine

Friedrich Merz hat tief in die Glaskugel geschaut und darin Bundestags-Neuwahlen schon im September erspäht.

Doch nicht nur das. Dem CDU-Orakel ist dort auch eine grüne Fee begegnet, eine, die laut Merz "Realitäten sehr schnell anzunehmen in der Lage ist, zumindest in der Außen- und Sicherheitspolitik". Der CDU-Chef bastelt an einem strategischen Schwenk: Seit sich die SPD unter Anleitung ihres Fraktionschefs Mützenich in Sachen Ukrainekrieg neu positioniert, schrumpfen die Schnittmengen der Union mit den Genossen und wachsen jene mit den Grünen. Die wollen Putin nicht beschwichtigen, sondern abschrecken. Scheitert die Ampel an ihren massiven Differenzen bei der Etat-Aufstellung, liegt die totgeglaubte schwarz-grüne Option wieder auf dem Tisch. Freilich muss Merz dazu noch CSU-Chef Söder ins Boot holen, der mit Blick auf die bayerische Nervensäge Aiwanger bisher als brutalstmöglicher Verhinderer von Schwarz-Grün auftritt.


«El País»: Terror in Moskau

MADRID: Die spanische Zeitung «El País» kommentiert am Sonntag den Terroranschlag in Moskau:

«Ein Terrorkommando, das nach Angaben von Experten Teil des Islamischen Staates Khorasan (ISIS-K) ist, hat den Anschlag auf das Veranstaltungszentrum Crocus City Hall (...) für sich reklamiert. (...) Ein Horror, angesichts dessen es nur schärfste Verurteilung und Solidarität mit den Opfern und mit dem gesamten russischen Volk gibt. Wenn der Dschihadismus erneut gehandelt hat, dann mit der Brutalität und dem Fanatismus, die alle seine Angriffe der vergangenen Jahre kennzeichneten. (...) Jedem ist klar, dass das Massaker die durch den Krieg in der Ukraine und die dramatische Situation im Gazastreifen zerrissene globale Situation noch instabiler macht (...).

Die britischen und US-Geheimdienste hatten die russischen Behörden (...) vor einem möglichen Angriff gewarnt, Putin selbst betrachtete solche Nachrichten jedoch als Erpressung und Einschüchterung der Bevölkerung. Diktaturen wie die Putins verstehen es, alle Umstände auszunutzen, und dieses Mal hat er von der ersten Stunde an versucht, die Verantwortung für das Massaker der Ukraine zuzuschieben, obwohl der Islamische Staat sehr schnell die Tat für sich reklamierte. (...) Es ist schwer vorherzusagen, wie ein Autokrat wie Putin die Barbarei, der das russische Volk am Freitag ausgesetzt war, zu seinem Vorteil nutzen wird.»


«The Observer»: Die Monarchie wirkt erschöpft und verletzlich

LONDON: Die britische Sonntagszeitung «The Observer» kommentiert die Krebserkrankung von Prinzessin Kate:

«Die Schlüsselrolle von Prinzessin Kate bei der Aufrechterhaltung der «Firma» bedeutet, dass ihre voraussichtliche Abwesenheit von öffentlichen Aufgaben für die absehbare Zukunft im Buckingham-Palast umso mehr zu spüren sein wird. Da der König ebenfalls außer Gefecht gesetzt ist - wie bei Kate wurde die Art seiner Krebserkrankung nicht bekannt gegeben - und sich zwei Prinzen im selbst auferlegten oder erzwungenen Exil befinden, wirkt die ohnehin schon vermeintlich «abgespeckte» Monarchie allmählich erschöpft, überfordert und verletzlich. Dies ist jedoch nicht der Moment für die Republikaner, die Debatte über die Zukunft der Monarchie neu zu eröffnen. Das muss zu gegebener Zeit geschehen. Aber nicht jetzt.

Jetzt verdienen Prinzessin Kate und ihre Familie die Privatsphäre, die Zeit und den persönlichen Freiraum, um die sie gebeten hat, damit sie sich vollständig erholen kann. Und sie müssen dies auch bekommen. Krebshilfsorganisationen haben zu Recht ihre Offenheit in Bezug auf ihre Krankheit gewürdigt. Nach wochenlangen unfairen, manchmal böswilligen Spekulationen in den sozialen Medien und der internationalen Presse hat Prinzessin Kate lobenswerte Offenheit gezeigt.»


«NZZ am Sonntag»: Apple wird sich wohl mäßigen

ZÜRICH: Die «Neue Zürcher Zeitung am Sonntag» kommentiert die Klage des US-Justizministeriums gegen Apple:

«Apple mache App-Entwicklern das Leben schwer. Mit ihrem Verhalten schränke die Firma Innovation ein und treibe die Preise für die Konsumenten hoch, lautet der Vorwurf. Vor kurzem verhängte bereits die EU-Kommission eine drakonische Strafe von 1,8 Milliarden Euro gegen Apple, weil das Unternehmen den Wettbewerb behindere. Tatsächlich maximiert Apple seit Jahren aggressiv Umsatz und Gewinn, indem es seine Geräte, deren Software und eine Reihe von eigenen Diensten zu einem Gesamtpaket schnürt - zu dem andere Firmen nicht gleichwertigen Zugang haben. Inwiefern das statthaft ist, müssen nun Gerichte beurteilen, und das dauert mehrere Jahre. Doch die Anklage führt sehr wahrscheinlich schon vor einem rechtskräftigen Urteil dazu, dass sich Apple mäßigen wird. Davon profitieren wir alle.»

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