Zeitungen zum Geschehen am Sonntag

Foto: Adobe Stock/©elis Lasop
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«Berliner Morgenpost zu Bahn/GDL/Verhandlungen

Bahnkunden können aufatmen.

Die Streikgefahr ist erst einmal gebannt, wahrscheinlich für lange Zeit. Denn nach dem sechsten Streik der Lokführer hat es hinter den Kulissen so viel Bewegung gegeben, dass beide Seiten wieder verhandeln und mit einer baldigen Einigung rechnen. Für eine endgültige Entwarnung ist es noch zu früh, doch Optimismus ist erlaubt. Spannend ist aber auch die Frage, inwieweit die Befürworter einer Einschränkung des Streikrechts Oberwasser bekommen. Aus der FDP, den Arbeitgeberverbänden und der Union gibt es die Forderung, das Streikrecht in Infrastrukturbetrieben zu begrenzen. Dabei zeigt gerade die jüngste Entwicklung, dass auch bei schweren Tarifkonflikten am Ende ein Kompromiss gelingen kann. Mit diesem Maß an Arbeitskämpfen muss die soziale Marktwirtschaft leben - auch wenn es weh tut.


«Frankfurter Allgemeine Zeitung» zu Wahl in Russland

Der Widerhall des Aufrufs der Opposition, als Zeichen des Protests gemeinsam um zwölf Uhr mittags zur Wahl zu gehen, hat nach dem öffentlichen Gedenken für den getöteten Nawalnyj noch einmal sichtbar gemacht, dass die russische Bevölkerung nicht so geschlossen hinter Putin und seinem Krieg gegen die Ukraine steht, wie er das gerne glauben machen möchte.

Aber es ist wenig wahrscheinlich, dass aus diesem symbolischen Widerspruch eine neue politische Bewegung entsteht. . Und sogar diese subversive Weise der Teilnahme an der "Wahl" ist nicht ohne Risiko. . Der Diktator Wladimir Putin hat sein Land nach dieser Wahlfarce noch fester im Griff als zuvor. Umso wichtiger ist es, ihm von außen Widerstand entgegenzusetzen - und das bedeutet derzeit vor allem: durch massive Unterstützung für die von ihm überfallene Ukraine.


«Handelsblatt» zu rasanten Kursaufschwung des Bitcoins

Auch die Idee, Bitcoins als Goldersatz ins Depot zu legen, kann sich als riskante Wette entpuppen, und zwar weniger wegen der enormen Kursschwankungen.

Bitcoin wird nur für kurze Zeit ein mit Gold vergleichbarer Wertspeicher sein. Die Kryptowährung wird in immer komplexeren Rechenaufgaben "geschürft". Momentan entwickelt sich die Leistung von Computern mehr oder weniger parallel zur Komplexität der Rechenaufgaben. Was aber, wenn es bei Computern im wahrsten Sinne des Wortes einen Quantensprung gibt? Quantencomputer können der natürliche Feind des Bitcoins werden. Noch scheitern Versuche, einen solchen Rechner zu bauen. Doch der menschliche Erfindergeist ist hartnäckig. Was heißt das? Wer bereits investiert ist, sollte irgendwann die Reißleine ziehen und sich über die Gewinne freuen. Wer noch mit sich hadert, ob sie oder er einsteigen soll, sollte akzeptieren, dass es wahrscheinlich zu spät ist oder den Bitcoin als das begreifen, was er ist: eine riskante Spekulation.


«Frankfurter Rundschau» zu Katastrophenschutz/Schulen

Schulen sollten ein "unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr" entwickeln und Heranwachsende auf Krisen "bis zum Krieg" vorbereiten, fordert die Bundesbildungsministerin.

Das und der Ruf nach Schulbesuchen von Jugendoffizieren (warum eigentlich nicht Afghanistan-Veteranen?) zielt darauf, die Schulen auf Nachwuchsrekrutierung für die Armee zu trimmen. Das greift an ihrem Bildungsauftrag vorbei. Schulen sollen jungen Menschen, egal welcher Herkunft, gleiche Lernchancen bieten und ihnen helfen, zu mündigen Staatsbürger:innen zu werden. Unser Schulsystem ist aber schon damit überfordert, wie nicht nur die miesen Resultate der Pisa-Studien zeigen. Daran gemeinsam zu arbeiten, ist die notorisch vernachlässigte Aufgabe der Bildungs- und Sozialpolitik. Und die Antwort an Ministerin Stark-Watzinger muss sein: Setzen, sechs - Thema verfehlt.


«Sunday Times»: Scheinwahl für Putins nächste Amtszeit

LONDON: Zur Präsidentschaftswahl in Russland meint die Londoner «Sunday Times»:

«Die Scheinwahlen in Russland sichern Wladimir Putin eine weitere Amtszeit als Präsident. Es gab zwar einige Proteste in Wahllokalen, aber die drei Handlanger, die ebenfalls auf dem Wahlzettel standen, boten keine wirkliche Opposition. Der Russland-Experte Professor Mark Galeotti bezeichnete die Wahl denn auch als «eine besonders durchsichtige Farce». In Putins Russland ist man entweder ein «Patriot», der ihn unterstützt, oder ein Verräter. Und ernst zu nehmende Gegner werden unterdrückt oder ermordet, wie der heldenhafte Oppositionsführer Alexej Nawalny.»


«The Observer»: Putin gehört als Kriegsverbrecher vor Gericht

LONDON: Die britische Sonntagszeitung «The Observer» kommentiert die Präsidentschaftswahl in Russland:

«Putin ist nicht die richtige Person, um Russland zu führen. Er stellt sich selbst als Mann des einfachen Volkes dar, doch fehlt es ihm gänzlich an Anstand, Integrität und Ehre. Putin sollte wegen Kriegsverbrechen in Zusammenhang mit der Entführung ukrainischer Kinder auf der Anklagebank des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag sitzen, anstatt für weitere sechs Jahre als Präsident gewählt zu werden. (...)

Diese Parodie einer Wahl wird, wenn überhaupt, für die zynisch-methodische Art und Weise in Erinnerung bleiben, mit der Putin und seine Kumpane dem Volk das Recht genommen haben, Russlands Führer frei zu wählen. Man wird sich auch an sie erinnern wegen der damit einhergegangen Drohungen, die Welt mit einem die Menschheit auslöschenden Atomkrieg zu überziehen.»


«NZZ am Sonntag»: Wahl in Russland war weder frei noch fair

ZÜRICH: Zur Präsidentschaftswahl in Russland meint die «Neue Zürcher Zeitung am Sonntag»:

«Der 71-jährige Diktator genehmigt sich eine fünfte Amtszeit bis 2030.?Putins Gegenkandidaten waren nur Statisten, die Wahl war weder frei noch fair. Das hätte man auch einfacher haben können. Wozu erst noch groß ­Stimmzettel ankreuzen lassen, drei Tage lang von Petersburg bis Wladiwostok? Und warum eigentlich kopiert Putin so beflissen die Demokratie, den Kernwert des in seinen Augen doch so morschen und verkommenen Westens?

Die Antwort liegt in der Natur des kriegführenden, faschistisch anmutenden Regimes, zu dem Russlands politisches System degeneriert ist. Der Führer braucht das Volk, das Volk seinen Führer. Man lügt sich an, versichert sich gegenseitig seiner Unter­stützung. Furcht und Manipulation sind der Stoff, der Russlands Bürger an Putin bindet. Die Mehrheit will ihn ja. Sicherheit und Größe verspricht der ­Präsident seinen Untertanen. Ihre Unfreiheit wählen sich Putins Anhänger selbst - was mehr kann sich ein Diktator wünschen, als die Volksherrschaft auf den Kopf zu stellen?»


«Público»: Berlin hat keine Russlandpolitik

LISSABON: Die portugiesische Zeitung «Público» kommentiert am Sonntag die Haltung von Bundeskanzler Olaf Scholz angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine:

«Welche Schlussfolgerungen können wir aus dem Treffen zwischen Emmanuel Macron, Olaf Scholz und Donald Tusk am Freitag in Berlin ziehen? Im Moment nicht viele. Das Treffen findet zu einer Zeit statt, in der Europa trotz seiner Entschlossenheit, die Ukraine zu unterstützen, mit einer enormen Schwierigkeit konfrontiert ist: dem Fehlen einer klaren Strategie, um der Bedrohung, die Russland für seine Sicherheit darstellt, jetzt und langfristig zu begegnen. (...) Russland ist eine direkte Bedrohung für die europäische Sicherheit. Was passiert, wenn die Ukraine zusammenbricht? Wie weit müssen wir gehen, um einen Sieg Putins zu verhindern? (...) Aus deutscher Sicht hat der französische Präsident eine «rote Linie» überschritten, die Olaf Scholz nicht zu überschreiten bereit ist: zuzugeben, dass sich Europa mit Russland im Krieg befindet, wenn auch nur über ein zwischengelagertes Land. (...). Das Problem liegt nun in Berlin. (...) Es reicht nicht, Geld auszugeben. Es bedarf einer Politik. Es wird von der Fähigkeit Macrons und seiner östlichen Partner abhängen, Scholz davon zu überzeugen, dass Europa eine Strategie haben muss, die Putin klar sagt, welche «roten Linien» er nicht überschreiten darf. (...)»

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