Ukrainekrieg: Neueste Meldungen am Sonntag

Foto: epa/Fotomontage
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Selenskyj will freie Hand für ukrainische Gegenangriffe

KIEW: Angesichts der zunehmenden russischen Luftangriffe fordert der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von den westlichen Unterstützern seines Landes freie Hand bei Gegenmaßnahmen. «Je eher die Welt uns hilft, mit den russischen Kampfflugzeugen, die diese Bomben abwerfen, fertig zu werden, je eher wir die russische militärische Infrastruktur, die russischen Militärflugplätze angreifen können, desto näher sind wir dem Frieden», sagte Selenskyj am Sonntag in seiner allabendlichen Videoansprache.

Das ukrainische Militär fordert vom Westen schon länger die Erlaubnis, russische Stützpunkte und Luftwaffenstützpunkte weit hinter der Front mit schweren Waffen anzugreifen. Bisher darf die Ukraine die vom Westen gelieferten Waffen und die Munition lediglich im frontnahen Bereich und im Grenzgebiet zu Russland einsetzen. Für Angriffe im russischen Hinterland ist die Ukraine bisher auf Drohnen aus eigener Produktion angewiesen, die bei Weitem nicht so wirksam sind wie Raketen oder Marschflugkörper.

«Insbesondere bei der Verteidigung der Region Charkiw gegen die russische Offensive haben wir bewiesen, dass die Entschlossenheit unserer Partner wirklich hilft», sagte Selenskyj weiter. Die westlichen Partner hatten der Ukraine unter dem Druck einer russischen Offensive bei Charkiw den Einsatz schwerer Waffen über die Grenze zu Russland erlaubt. «Schläge an der russischen Grenze haben geholfen, Leben zu schützen.» Nunmehr seien «mutige Entscheidungen» der Partner der Ukraine nötig. «Die Welt hat genügend Macht, um Russland zum Frieden zu zwingen», untermauerte Selenskyj seine Forderung.


Rutte ruft zu anhaltender Unterstützung der Ukraine auf

DEN HAAG: Lange regierte er die Niederlande. Nun hat sich Mark Rutte in einer Fernsehansprache nach Brüssel verabschiedet. Er wird Nato-Generalsekretär. Sein Land bekommt eine weit rechtsstehende Regierung.

Der scheidende Ministerpräsident der Niederlande und künftige Generalsekretär der Nato, Mark Rutte, hat zur anhaltenden Unterstützung der Ukraine aufgerufen. Insbesondere der Abschuss des Passagierfluges MH17 im Sommer 2014 durch eine russische Rakete über der Ostukraine habe ihn erkennen lassen, wie «entscheidend es ist, dass unser Land in die EU und die Nato eingebettet ist», sagte Rutte am Sonntag in seiner Abschiedsrede als Regierungschef. Die meisten der 298 Opfer des MH17-Abschusses waren Niederländer.

Rutte war vor wenigen Tagen offiziell zum nächsten Generalsekretär der Nato ernannt worden. Der 57-Jährige wird Anfang Oktober an der Spitze des Verteidigungsbündnisses auf den Norweger Jens Stoltenberg folgen. Rutte sagte, allein schon ein Blick auf Weltkarte mache deutlich, dass «wir zusammen stärker sind als allein». Angesichts eines nicht sehr weit entfernten Kriegs in Europa müsse dieser Gedanke dazu motivieren, die Ukraine auch künftig zu unterstützen - «für Frieden dort und Sicherheit hier».

Rutte gilt als sehr erfahrener Außenpolitiker. Er war knapp 14 Jahre Regierungschef seines Heimatlandes, so lange wie noch keiner vor ihm. Der liberalkonservative Politiker wünschte seinem Nachfolger Dick Schoof «jeden Erfolg». Der parteilose frühere Chef des Geheimdienstes und der Anti-Terrorismusbehörde soll am Dienstag als Chef der am weitesten rechts stehenden Regierung in der Geschichte der Niederlande vereidigt werden. Die Vier-Parteien-Koalition wird weitgehend von dem Rechtspopulisten Geert Wilders kontrolliert, der selbst allerdings nicht Mitglied des Kabinetts sein wird.


Russischer Angriff trifft Charkiw in der Ostukraine

KIEW: Bei einem russischen Luftangriff auf die ostukrainische Großstadt Charkiw ist am Sonntag mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. Weitere acht Personen, darunter ein acht Monate altes Baby, wurden bei dem Angriff schwer verletzt, wie Bürgermeister Oleh Terechow mitteilte. Die Gleitbombe sei mitten im Stadtzentrum auf einem Firmengelände explodiert. Der Militärverwalter von Charkiw, Oleh Synjehubow, präzisierte, dass bei dem Angriff eine Dienststelle der Post getroffen worden sei.

Das russische Militär bestätigte den Angriff auf Charkiw, wie die Staatsagentur Tass berichtete. Nach Darstellung der russischen Militärführung soll das Postgebäude als Lager ukrainischen Armee gedient haben. Die Angaben beider Seiten konnten zunächst nicht unabhängig geprüft werden.

Gleitbomben sind Bomben, die von Flugzeugen in großer Entfernung vom Ziel abgeworfen und dann ferngesteuert ins Ziel gelenkt werden.

Das russische Militär hat in den vergangenen Tagen wiederholt ukrainische Städte ins Visier seiner Raketen- und Luftangriffe genommen. Präsident Wolodymyr Selenskyj beklagte den andauernden russischen Bombenterror und bat den Westen erneut um mehr Hilfe bei der Luftverteidigung. Allein in der vergangenen Woche habe Russland 800 Gleitbomben über der Ukraine abgeworfen, teilte Selenskyj am Sonntag in Kiew mit. Er veröffentlichte dazu ein Video von den schweren Zerstörungen und Bränden unter anderem in den Regionen Cherson, Dnipro, Odessa und Saporischschja.


Ukrainischer Grenzschutz: Angreifer getötet und 17 Flüchtige gefasst

KIEW: Viele Ukrainer im wehrpflichtigen Alter versuchen immer wieder, ihre Heimat zu verlassen, um nicht zum Kriegsdienst eingezogen zu werden. Nun gab es erneut Zwischenfälle an der Grenze.

In der Ukraine hat ein Grenzschützer nach Behördenangaben bei einem Angriff von zwei Männern mit einer Machete einen der Täter mit einem Schuss tödlich verletzt. Der zweite Mann sei verletzt worden, berichtete das Nachichtenportal «Ukrajinska Prawda» am Sonntag unter Berufung auf den Grenzschutz und Behörden. Der Vorfall ereignete sich demnach am Samstagabend im westukrainischen Gebiet Tscherniwzi (Czernowitz). Über die Hintergründe und die Ziele der Angreifer war zunächst nichts bekannt. Im Zuge des Kriegs versuchen immer wieder Männer im wehrpflichtigen Alter, das Land zu verlassen, um nicht an die Front eingezogen zu werden.

Zuvor waren an der Grenze zu Ungarn 17 Männer gefasst worden, die laut Behörden die Ukraine illegal verlassen wollten. Ein Kleinbus mit den Insassen sei 200 Meter vor dem Übergang gestoppt worden, teilte der Grenzschutz am Sonntag mit. Die Männer stammten demnach aus verschiedenen Regionen der Ukraine und wollten nach Ungarn fliehen. Den Angaben zufolge sollten die Männer zwischen 3000 (rund 2800 Euro) und 12.000 US-Dollar (rund 11.200 Euro) bezahlen für die Ausreise.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen die russische Invasion, hat das Kriegsrecht verhängt und eine Mobilmachung angeordnet. Seitdem können Männer im wehrpflichtigen Alter zwischen 18 und 60 Jahren das Kriegsland nur in Ausnahmefällen verlassen.


Selenskyj erbittet mehr Flugabwehr: 800 russische Bomben vorige Woche

KIEW: Immer wieder bombardiert Russland ukrainische Städte und Regionen. Hunderte Male allein in der vergangenen Woche. Aus Kiew kommt deshalb nun ein neuer Hilferuf.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat andauernden russischen Bombenterror beklagt und den Westen erneut um mehr Hilfe bei der Luftverteidigung gebeten. Allein in der vergangenen Woche habe Russland 800 Gleitbomben über der Ukraine abgeworfen, teilte Selenskyj am Sonntag in Kiew mit. Er veröffentlichte dazu ein Video von den schweren Zerstörungen und Bränden unter anderem in den Regionen Cherson, Dnipro, Odessa und Saporischschja.

Am Samstag waren bei einem Angriff auf die Stadt Wilnjansk im Gebiet Saporischschja sieben Menschen getötet worden. Nach offiziellen Angaben vom Sonntag gab es mehr als 40 Verletzte. Am Vortag waren zunächst niedrigere Zahlen genannt worden. «Die Ukraine braucht mehr Flugabwehrsysteme. Wir brauchen starke Hilfe von unseren Partnern», sagte Selenskyj. Die Ukraine brauche Mittel, um die russischen Kampfbomber abzuschießen.

Der Westen unterstützt die Ukraine in ihrem seit mehr als zwei Jahren andauernden Abwehrkampf gegen den russischen Angriffskrieg. Für einen besseren Schutz der Städte vor russischen Luftangriffen hat das Land immer wieder noch mehr Flugabwehrsysteme vom US-Typ Patriot verlangt.

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