Ukraine-Krise: Aktuelles Geschehen am Dienstag

Foto: epa/dpa Fotomontage
Foto: epa/dpa Fotomontage

Neuer Drohnenangriff bei AKW Saporischschja gemeldet

ENERHODAR/WIEN: Im Bereich des besetzten ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja ist erneut ein Drohnenangriff gemeldet worden. Nach Angaben des russischen Managements der Anlage wurde ein Ausbildungszentrum neben dem Kraftwerk angegriffen. Die berichtete Explosion decke sich mit Beobachtungen von Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), die vor Ort stationiert sind, teilte IAEA-Chef Grossi auf X (vormals Twitter) mit. «Diesmal keine unmittelbare Bedrohung der Atomsicherheit, aber dieser jüngste Vorfall zeigt einmal mehr, wie extrem ernst die Lage ist», sagte Grossi.

Am Sonntag war das AKW an drei Stellen von Drohnen angegriffen worden. Laut einem Bericht der IAEA kam es zu keinen schweren Schäden. Dennoch wertete die in Wien ansässige Behörde den Angriff als «schweren Vorfall», der die Strahlenschutzhülle eines Reaktors in Gefahr gebracht habe. Die IAEA äußerte sich nicht darüber, von welcher Seite das AKW jeweils attackiert wurde. Sie berichtete jedoch, dass am Sonntag russische Truppen die Drohnen bekämpft hätten.

Russland, dessen Truppen beim Angriff auf die Ukraine vor mehr als zwei Jahren auch das Kernkraftwerk erobert haben und es seither besetzt halten, inszeniert sich als Sicherheitsgarant der Anlage. Der einflussreiche erste Vizechef der Präsidialverwaltung, Sergej Kirijenko, hat offiziellen Angaben zufolge im Kraftwerk eine Sitzung zur aktuellen Lage und Fragen der Sicherheit der Anlage abgehalten. Außenminister Sergej Lawrow erklärte derweil bei seinem Besuch in China, dass Russland eine Eilsitzung der IAEA und des UN-Sicherheitsrates fordern werde, um eine internationale Stellungnahme zu den «Handlungen des ukrainischen Regimes» zu erzwingen.


Termin in Florida: Britischer Außenminister Cameron trifft Trump

LONDON: Großbritanniens Außenminister David Cameron hat sich bei seinem USA-Besuch mit dem früheren amerikanischen Präsidenten Donald Trump getroffen. Das Gespräch habe am Montag in Florida stattgefunden, meldete die britische Nachrichtenagentur PA in der Nacht zum Dienstag. Es sei übliche Praxis, dass sich Minister bei ihren internationalen Reisen auch mit Kandidaten der Opposition träfen, zitierte PA einen Sprecher des Außenministeriums in London.

Cameron sollte anschließend nach Washington weiterreisen und dort um Unterstützung für die Ukraine zu werben, die sich seit mehr als zwei Jahren gegen einen Angriffskrieg Russlands verteidigt. Cameron wollte einer Mitteilung zufolge dort klarmachen, dass ein Erfolg Kiews gegen Russland entscheidend für die amerikanische und europäische Sicherheit ist.

Die britische Zeitung «Times» wertete die Reise als Charmeoffensive, um Republikaner zurückzugewinnen, die sich gegen weitere Hilfe für die Ukraine stellten. Trump will bei den nächsten US-Präsidentschaftswahlen im November erneut für die Republikaner antreten. Er ist ein ausgewiesener Kritiker der Nato. In seiner Amtszeit von 2017 bis 2021 drohte er immer wieder offen mit einem Rückzug der USA aus dem Bündnis.

Zum Inhalt des Gesprächs von Cameron und Trump wurde nichts bekannt. Zwischen beiden hatte es in der Vergangenheit Spannungen gegeben. Während seiner Zeit als Premier hatte Cameron Drohungen Trumps kritisiert, Muslimen die Einreise in die USA zu verweigern. Cameron nannte dies«dumm und falsch». Trump war damals noch nicht im Amt und sagte in einem Interview: «Es sieht so aus, als würden wir keine sehr gute Beziehung bekommen.»


Baerbock: International nach mehr Luftverteidigung für Ukraine suchen

BERLIN: Außenministerin Annalena Baerbock hat angesichts der drohenden russischen Großoffensive auf die Großstadt Charkiw im Osten der Ukraine verstärkte internationale Anstrengungen zur Lieferung von mehr Luftverteidigungssystemen verlangt. «Leider sind die Bestände, gerade auch unsere eigenen Patriot-Systeme, mittlerweile ziemlich erschöpft», sagte die Grünen-Politikerin am Dienstag bei einem Treffen mit dem moldauischen Außenminister Mihai Popsoi in Berlin. Nötig sei deshalb etwa eine Aufstellung der in Europa und weltweit zur Verfügung stehenden Luftabwehrsysteme vom Typ Patriot, verwies Baerbock auf eine entsprechende Initiative beim jüngsten Nato-Außenministertreffen.

Zudem werde unter anderem mit der Ukraine sowie europäischen Partnern an einem Fonds gearbeitet, um Luftabwehrsysteme auch aus Drittländern in der ganzen Welt zu kaufen und rasch zu liefern, sagte Baerbock. Sie hoffe, dass beim Treffen der Außenministerinnen und -minister der G7-Gruppe wirtschaftsstarker Demokratien kommende Woche in Italien dazu weitere Informationen geliefert werden könnten. Zu der G7-Runde gehören neben Deutschland auch Frankreich, Italien, Japan, Kanada, die USA und Großbritannien. Italien hat derzeit den Vorsitz.

Der russische Präsident Wladimir Putin wolle Charkiw «in Grund und Boden bomben», warnte Baerbock. «Er will vernichten, er will ganz gezielt zerstören.» Im Großraum Charkiw lebten fast eine Million Menschen. «Wenn Russland dort eine Großoffensive startet, brächte dies unermessliches Leid.» Genau deswegen sei es so wichtig, dass alles dafür getan werde, weitere Luftverteidigungssysteme in die Ukraine zu bringen.


Tote und Verletzte bei russischen Angriffen in der Ukraine

SUMY/POLTAWA: Bei russischen Raketen- und Bombenangriffen in der Ukraine sind mehrere Menschen getötet und verletzt worden. In Poltawa im Zentrum des Landes forderte ein Raketenangriff in der Nacht zum Dienstag Behördenangaben zufolge mindestens ein Todesopfer und zwölf Verletzte, ein zweistöckiges Wohnhaus wurde dabei beschädigt. Im nordukrainischen Gebiet Sumy wurde am Montag ein Mensch bei russischen Luftangriffen getötet und mindestens sechs verletzt. Zudem wurde eine Person im Gebiet Donezk getötet, fünf weitere wurden verwundet. Weitere mindestens vier Verletzte gab es in den Gebieten Charkiw und Cherson. Bei den russischen Angriffen wurden Dutzende Wohnhäuser beschädigt oder zerstört.

Die Zahl der Opfer nach russischen Raketenangriffen vom Montag im südostukrainischen Gebiet Saporischschja stieg auf vier Tote und acht Verletzte, teilte Gouverneur Iwan Fedorow mit. Insgesamt seien 13 Ortschaften im südostukrainischen Gebiet angegriffen worden.

Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren eine russische Invasion ab. Die Vereinten Nationen haben seither über 10.600 getötete Zivilisten erfasst. Die Organisation geht aber von weitaus höheren Opferzahlen aus, da sie keinen Zugang zu lange umkämpften Städten wie Mariupol, Lyssytschansk, Popasna und Sjewjerodonezk in der russisch kontrollierten Ostukraine hat.


20 weitere Schützenpanzer von Rheinmetall sollen Ukraine helfen

DÜSSELDORF/UNTERLÜß: Bei der Unterstützung der Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen Russland spielt Deutschlands größte Waffenschmiede eine wichtige Rolle. Nun vermeldet die Firma eine weitere Bestellung aus Berlin.

Rheinmetall liefert 20 weitere Schützenpanzer an die Ukraine. Man habe einen entsprechenden Auftrag der deutschen Regierung mit einem Wert im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich erhalten, teilte die Firma am Dienstag in Düsseldorf mit.

Die Auslieferung der «Marder» soll bis Jahresende erfolgen - dann wird die Waffenschmiede der Ukraine insgesamt 120 Schützenpanzer bereitgestellt haben. Es handelt sich um alte Panzer, die Rheinmetall modernisiert.

Den Auftrag bezahlt die Bundesregierung im Rahmen ihrer Unterstützung des von Russland angegriffenen Staates. Separat hierzu hatte die Bundeswehr 20 eigene Marder an die Ukraine übergeben. Rheinmetalls Zentrale ist in Düsseldorf und sein größtes Werk im niedersächsischen Unterlüß. Die Firma lieferte der Ukraine zahlreiche andere Rüstungsgüter, darunter Artillerie- und Panzermunition.


Ukraine attackiert Fliegerausbildungszentrum

WORONESCH: Russland und die Ukraine beschießen sich inzwischen täglich mit Drohnen. In der Nacht zum Dienstag hat Kiew ein militärisches Ausbildungszentrum ins Visier genommen.

Die Ukraine hat in der Nacht zum Dienstag ein Fliegerausbildungszentrum in der westrussischen Region Woronesch mit Drohnen angegriffen. Laut ukrainischen Medien richteten die Einschläge «erheblichen Schaden in der Hauptproduktionshalle» des Lehrzentrums in der Stadt Borissoglebsk an.

Der ukrainische Militärgeheimdienst hat sich demnach bereits zum Angriff bekannt. Russische Medien berichteten hingegen lediglich von kaputten Fenstern und leichten Schäden an der Fassade. Unabhängig lassen sich die Berichte nicht prüfen. In den veröffentlichten Videos sind Explosionen zu hören und in der Ferne ist ein Feuerschein zu sehen. Das russische Verteidigungsministerium meldete nur den Abschuss von zwei Drohnen über der Region.

Der Gouverneur der Region Woronesch, Alexander Gussew, bestätigte den Drohnenangriff und den Abschuss durch die Flugabwehr. Tote und Verletzte seien nicht zu beklagen. Ob es Schäden am Boden gegeben habe, müsse aber noch überprüft werden, schrieb er auf seinem Telegram-Kanal.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.