Schweiz lädt offiziell zur Ukraine-Konferenz ein

Foto: Pixabay/Iphotoklick
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BERN: Im Juni soll über Frieden für die Ukraine geredet werden. Über 160 Einladungen hat die Schweiz verschickt - nur an den Aggressor Russland nicht. Die Frage wird sein, ob das China passt.

Die Schweiz hat am Donnerstag mehr als 160 Delegationen offiziell zu einer hochrangigen Konferenz zum Frieden in der Ukraine eingeladen. Sie findet am 15. und 16. Juni in einem Nobelhotel am Vierwaldstättersee, dem Bürgenstock, statt und wurde auf Bitten der Ukraine organisiert. Das Treffen finde auf Ebene der Staats- und Regierungschefs statt, teilte das Außenministerium in Bern mit.

Ziel sei, ein gemeinsames Verständnis für einen möglichen Weg zu einem gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine zu entwickeln. Dies soll die Grundlage für einen Friedensprozess sein. «Russland wurde zum jetzigen Zeitpunkt nicht eingeladen», hieß es in der Mitteilung. Russland hatte im Februar 2022 das Nachbarland Ukraine überfallen und hält Teile des Staatsgebiets besetzt.

Das Schweizer Außenministerium verwies darauf, dass Moskau mehrfach öffentlich eine Teilnahme abgelehnt habe. Die Konferenz solle einen Friedensprozess anstoßen. «Die Schweiz ist überzeugt, dass Russland im Verlauf dieses Prozesses mit einbezogen werden muss. Ein Friedensprozess ohne Russland ist undenkbar.»

Grundlage der Diskussionen ist die Friedensformel, die der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im Herbst 2022 bei den Vereinten Nationen vorgestellt hat. Kiew verlangt, dass Aggression bestraft, Leben geschützt, Sicherheit und territoriale Integrität wiederhergestellt und Sicherheit garantiert werden.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sagte der US-Zeitschrift «Foreign Policy», die Konferenz ziele nicht darauf ab, Russland einzubinden, sondern solle Länder zusammenbringen, die ein gemeinsames Verständnis für die Schritte zu einer Lösung haben. Danach werde es eine Kommunikation mit Russland geben, und Moskau könne an Verhandlungen beteiligt werden. Natürlich sei es so, dass man den Krieg nicht ohne Beteiligung beider Seiten beenden könne, sagte Kuleba.

«Wir verstehen nicht, was für ein Meilenstein das sein soll, diese Friedenskonferenz?», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. «Wie kann man von einer ernsthaften Konferenz mit ernsthaften Ergebnissen reden ohne eine Beteiligung Russlands?» Die russische Haltung hat insofern Gewicht, weil China eine Friedenskonferenz verlangt, die für beide Seiten, Russland wie die Ukraine, annehmbar ist. Deshalb ist eine Teilnahme Chinas offen. Ziel des Treffens in der Schweiz ist aber gerade, bei bislang russlandfreundlichen oder neutralen Staaten wie China, Indien, Brasilien oder Südafrika Verständnis für die ukrainische Position zu wecken.

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richard kurz 03.05.24 23:26
Ingo Kerp 03.05.24 13:10
Vor allem auch:
Selenskys Voraussetzungen für Gespräche sind bekannt.
Und Russland hat deshalb schon mehrfach erwähnt, daß sich in den letzten beiden Jahren sehr viel geändert hat. Zu Gunsten der RF.

Da ist ja noch ein Hindernis.
Ein Dekret Selenskyjs besagt, daß Friedenverhandlungen mit Putin als Hochverrat zu sehen sind.

>> Das Treffen finde auf Ebene der Staats- und Regierungschefs statt, teilte das Außenministerium in Bern mit.<<
Da müßte sich Selenskyj anschließend selbst anklagen.
Jürgen Franke 03.05.24 23:25
Herr Kerp, Sie sind offensichtlich
sehr gut informiert, denn ein ausgehandelter Friedensvertrag drei Wochen nach Kriegsbeginn, war mir bisher neu.
Laddawan Sukkon 03.05.24 13:20
Die Gästeliste ist ein Witz
Es braucht gerademal zwei Einladungen; eine nach Kiev und eine nach Moskau. Alles Andere ist zweite und dritte Geige. Sollten zwingend noch Sitze am Tisch zu besetzen sein, dann wäre da noch die Vereinten Nationen allenfalls noch ein Thema.
Aber mit Cassis an der Strippe wird das nichts; auch er hat leider weder Format noch Rückgrat, eine solche Konferenz souverän zu moderieren. Der Rohrkrepierer ist vorprogrammiert - leider.
Ingo Kerp 03.05.24 13:10
Sinn oder Unsinn dieser Konferenz zeigt die Tatsache, das eine der kriegführenden Parteien nicht eingeladen wurde. Wäre der zwischen RUS und der UKR ausgehandelte Friedensvertrag, der 2 Monate nach Kriegsbeginn in Istanbul zustande kam akzeptiert worden, würden Tausende von Soldaten und Zivilisten heute noch leben und die Konferenz wäre überflüssig. Jetzt muß wohl auch der letzte Optimist, der auf einen ukr. Sieg hoffte zugeben, das der Kriegstreiber Putin mit seinen Waffen und der Soldatenüberlegenheit den Krieg zu gewinnen scheint. Selbst die bald in der UKR eintreffenden US-Waffen werden das Bild bei derzeitigem Stand nicht verändern, da es Waffen sind, für die keine genügende Anzahl an Soldaten zum Bedienen da sind. Die Korruption grassiert währenddessen weiter in der UKR.