Migranten werden im Land menschlich behandelt

​Tunesiens Präsident 

Der tunesische Präsident Kais Saied gibt eine Pressekonferenz. Foto: epa/Mohamed Messara
Der tunesische Präsident Kais Saied gibt eine Pressekonferenz. Foto: epa/Mohamed Messara

TUNIS: Tunesiens Präsident Kais Saied hat Kritik am Umgang mit Migranten in dem nordafrikanischen Land zurückgewiesen. «Diese Migranten werden menschlich behandelt, ausgehend von unseren Werten und Charakterzügen», sagte Saied laut Mitteilung des Präsidialamts vom Samstagabend. Dieses Verhalten stünde im Gegensatz «zu dem was koloniale Kreise und ihre Agenten verbreiten», sagte der Staatschef nach einem Treffen mit Ministerpräsidentin Nejla Bouden zum Thema Migration.

Tunesien zählt mit Libyen zu den wichtigsten Transitländern für Migranten in Nordafrika auf dem Weg nach Europa. Ihre meist ohnehin prekäre Lage verschlimmert sich in Tunesien oft weiter.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warf tunesischen Sicherheitskräften vor, seit Anfang Juli Hunderte Migranten und Asylbewerber kollektiv in Richtung der libyschen Grenze ausgewiesen zu haben. Darunter seien Kinder und schwangere Frauen. Sie würden dort in einer «abgelegenen, militarisierten Pufferzone» mit wenig Essen und ohne medizinische Versorgung zurückgelassen. Sicherheitskräfte hätten die Handys von fast allen Betroffenen zerstört. Zudem habe es Berichte gegeben von Gewalt und sexuellen Übergriffen.

Saied nahm die tunesischen Sicherheitskräfte in Schutz und sagte, sie hätten die Migranten geschützt. «Tunesien ist keine möblierte Wohnung zum Verkauf oder zur Miete», sagte Saied. Die Migranten hätten sich Tunesien nicht als Ziel ausgesucht, stattdessen hätten «kriminelle Netzwerke ihnen den Weg geebnet». Im Februar hatte Saied ein härteres Vorgehen gegen Migranten angekündigt und denjenigen aus Ländern südlich der Sahara vorgeworfen, Gewalt und Kriminalität ins Land zu bringen.

In Tunesiens Küstenstadt Sfax haben die Spannungen nach umstrittenen Äußerungen Saieds über Migranten vor mehreren Monaten zugenommen. Teils kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Anwohnern und Migranten. Im Mai sowie vor wenigen Tagen kam dort jeweils ein Mann ums Leben.

Von Sfax und Umgebung aus schicken Schleuser regelmäßig Menschen auf die lebensgefährliche Überfahrt nach Europa. Vor der Küste Tunesiens geraten immer wieder Boote mit Migranten an Bord in Seenot. Am Sonntag wurde nach einem erneuten Unglück die Leiche eines Mannes geborgen. Zehn weitere Menschen würden noch vermisst und elf seien gerettet worden, sagte ein Gerichtssprecher in Sfax der Deutschen Presse-Agentur.

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