Türkische Zyprer attackieren UN-Friedenstruppe

Grafik: DER FARANG
Grafik: DER FARANG

NIKOSIA/ATHEN: In der UN-Pufferzone auf der Mittelmeerinsel Zypern eskaliert ein Streit um einen Straßenbau. Jetzt werden sogar Blauhelme angegriffen.

Auf der Mittelmeerinsel Zypern sind am Freitag Angehörige der dortigen Friedenstruppe der Vereinten Nationen attackiert worden. Nach Angaben der UN griffen am Morgen türkische Zyprer eingesetztes Personal an und beschädigten Fahrzeuge.

Nachrichtenportale im griechisch-zyprischen Süden und türkisch-zyprischen Norden zeigten ein Video, auf dem schwere Baufahrzeuge zu sehen sind, die UN-Fahrzeuge beiseite schieben und Tumulte zwischen türkisch-zyprischen Sicherheitsleuten und UN-Blauhelmen.

Der Vorfall ereignete sich UN-Angaben zufolge innerhalb der Pufferzone in der Nähe von Pyla (türkisch: Pile), als Friedenssicherungskräfte nicht genehmigte Bauarbeiten der türkischen Zyprer in diesem Gebiet blockierten. Dabei geht es um den Bau einer Verbindungsstraße, die zwei türkisch-zyprische Dörfer miteinander verbinden soll. Diese neue Straße verläuft aber innerhalb der Pufferzone, in der nichts ohne die Genehmigung beider Seiten geändert werden darf, berichteten zyprische Medien am Freitag.

Die Führung der UN-Friedenstruppe und die Europäische Union verurteilten den Vorfall. Die Bedrohung der Sicherheit der UN-Friedenstruppen und die Beschädigung von UN-Eigentum seien inakzeptabel und stellten nach internationalem Recht «ein schweres Verbrechen dar, das mit allen Mitteln des Gesetzes verfolgt werden wird», hieß es in einer Erklärung der UN auf Zypern.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell forderte die türkisch-zyprische Seite auf, die Befugnisse der UN-Mission innerhalb der Pufferzone uneingeschränkt zu respektieren. Die jüngsten einseitigen Schritte hinsichtlich der unautorisierten Bauarbeiten stellten einen Verstoß gegen den Status quo dar, der zu Eskalation führe, erklärt der Spanier. Die EU rufe zu Ruhe und Stabilität sowie zur Wiederaufnahme von Verständigungsbemühungen in der Region auf.

Auch die Botschaften Großbritanniens, der USA und Frankreichs in Nikosia verurteilten die Ereignisse in Pyla. Der Außenminister der nur von der Türkei anerkannten Türkischen Republik Nordzypern (KKTC), Tahsin Ertugruloglu, erklärte im türkisch-zyprischen Fernsehen (BRT), der Bau der Straße sei ein Projekt, das das Leben der türkisch-zyprischen Bevölkerung erleichtern werde. Auf Facebook schrieb er zudem, dass man nicht zurückweichen und das Straßenprojekt umsetzen werde.

Die Mittelmeerinsel Zypern ist nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention seit 1974 geteilt. Die Pufferzone zwischen den beiden Teilen der Insel wird von Blauhelm-Soldaten der Vereinten Nationen überwacht. Die Republik Zypern ist seit 2004 Mitglied der EU. Das EU-Recht und Regelwerk gelten, so lange es keine Lösung gibt, nur im Südteil der Inselrepublik.

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