Toller Baum und guter Schattenspender

Tiefgefrorene Aprikosen sind hier wesentlich billiger als im guten, alten Europa

Diese eingetopften Kadambas sind vielleicht ein Jahr alt und über 2,50 Meter groß, wachsen im Boden rasant. Fotos: Fritschi
Diese eingetopften Kadambas sind vielleicht ein Jahr alt und über 2,50 Meter groß, wachsen im Boden rasant. Fotos: Fritschi

Der Kadamba-Baum ist eine Riese und wächst geradezu unheimlich rasch. Er ist einer der am meisten gepflanzten Bäume in Südostasien, doch in Thailand ist er relativ unbekannt und schwer zu finden. Mit der Klimaerwärmung ändert das vielleicht.

Die Thai-Schwägerin in Nong Khai hatte in der diesjährigen Hitzeperiode die höchste Stromrechnung aller Zeiten, weil sie – wie wir alle – sehr oft auch tagsüber die Klimageräte in Anspruch nahm. Die Bruthitze wird Jahr für Jahr übler, gerade in ihrem Haus, das voll in der prallen Sonne steht. Da würde es schon merklich helfen, wenn sie einen großen Kadamba-Baum als Schattenspender pflanzen würde. Doch dem stehen andere Überlegungen und schwerwiegende Bedenken im Weg.

Geister versammeln sich auf Bäumen

Auf Bäumen – und vorzugsweise auf hohen Bäumen – versammeln sich, wie allgemein in Thailand bekannt ist, die Geister. Deshalb werden große Bäume, gerade in der Nähe von Häusern, gerne umgehauen, brutal abgehackt. Zwar wird allgemein behauptet, sie würden wegen der Sturzgefahr entfernt, doch das ist nur ein Vorwand. Wirklich geht es um die Schattenwesen, die eine ernst zu nehmende Gefahr darstellen. Da ist es allemal viel sicherer die Klimageräte laufen zu lassen…

Offiziell heißt der Kadamba-Baum Neolamrackis cadamba oder auch Burflower tree. Momentan blühen unsere Kadambas gerade, bringen wohlriechende, kuglige, orange Blüten hervor. Später werden daraus Früchte, die ich noch nie gegessen habe, sie sollen aber essbar sein. Eine einzige Frucht mit einem Durchmesser von gut 5 Zentimetern enthält bis 8.000 Samen, doch ist es uns bis jetzt seltsamerweise noch nicht gelungen, daraus neue Pflanzen zu ziehen. Wir finden ab und zu kleine Setzlinge im Garten, die wir dann eintopfen, doch die Nachfrage können wir so bei weitem nicht abdecken. Es gibt hierzulande auch keinen mir bekannten Produzenten, wo wir Setzlinge beziehen könnten. Meine ersten Exemplare habe ich zufällig auf einem Markt gekauft, irgendwie von der Regierung gefördert, ich hatte damals keine Ahnung, was für ein „Wunderkraut“ ich da in den Garten gepflanzt habe.

Wohl der schnellst wachsende Baum

Der Kadamba ist mit Abstand der schnellst wachsenste Baum, der mir bekannt ist. Er kann mühelos bis 45 Meter hoch werden und überragt alle anderen Gewächse im Garten um Längen. Innert der ersten sechs Jahre wächst er – auch auf miserablen Böden – rasend schnell, übersteht auch lange Trockenperioden und spendet mit seinen riesigen Blättern und der weit ausladenden Krone rasch und nachhaltig Schatten. Deshalb wird der Kadamba gerne bei Wiederaufforstungen eingesetzt.

Der Thai-Schwager hat aus dem Holz massive Gartenmöbel gefertigt, dank einer guten Lackierung sehr haltbar.
Der Thai-Schwager hat aus dem Holz massive Gartenmöbel gefertigt, dank einer guten Lackierung sehr haltbar.

Doch nicht nur das: Seine riesigen Blätter können dem Vieh verfüttert werden. Ich werde bald einmal versuchen, ob Hühner und Gänse an ihnen auch Gefallen finden. Und das Holz ist zwar ein wenig weich, aber der Thai Schwager hat daraus massive Gartenmöbel gebaut, die sich – dank Lackierung – als sehr haltbar erwiesen haben.

Da müssten wir nur noch die Vermehrung schaffen. Vielleicht funktioniert sie über Stecklinge besser als über Samen? Das habe ich gerade irgendwo gelesen, werde es demnächst ausprobieren.

Da ich gerne Aprikosen-Joghurt esse, es hier in den Läden aber nicht finde, habe ich es nun für mich selber gemacht. Das Kilo tiefgefrorene Aprikosen kostet bei Makro ganz 75 Baht, also wesentlich weniger als die frischen in der Schweiz. 2 Kilo Naturjoghurt ebendort 112 Baht. Total also viel billiger als die ewigen kleinen Joghurt Becher, sicher mehr Fruchtanteil und weniger Zucker.


Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an oder besuchen Sie die Dicovery Garden Webseite oder Facebook. Für unterhaltsame und interessante Gartengeschichten in Bild und Ton besuchen Sie Hans Fritschis YouTube-Kanal – Teilen, Liken & Abonnieren erwünscht!

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