Unsere eine Katze namens „Suei“ ist nach der Knallerei der Silvesternacht spurlos verschwunden. Da sie wegen einer schlecht heilenden Wunde am rechten Ohr eine Plastik Halskrause trug, fürchte ich am 4. Januar, dass sie bei ihrer panischen Flucht vor den Böllern damit irgendwo hängengeblieben und inzwischen kläglich verdurstet ist.

Von der Wiege bis zur Bahre ist es nur ein Schritt: Während ich am 4. Januar noch um unsere Katze trauere, verzeichnen wir gleichzeitig 8 neue Gänseeier, so viele hatten wir noch nie an einem Tag. Sie wandern alle in den Inkubator, wo 10 bis 30 Prozent von ihnen zwischen dem Tag 28 und 30 schlüpfen. Danach kommen sie zwei Tage in einen Käfig mit Wärmelampe und dann in weitere altersgerechte Gehege. 8 Stück sind gerade so weit, dass wir sie ins Gehege mit einem größeren Wasserbecken verlagern könnten, aber aufgepasst!

Schlange oder Waran killt unsere Babys

Auch unsere fleißigen Legehennen sind ganz scharf auf Heu, wir erneuern es nun täglich.

Wir hatten dort vorher eine Gruppe bis plötzlich – am helllichten Tag – ein Gänslein verschwand, ein anderes gleichzeitig getötet wurde. Lange wussten wir nicht, durch wen? Schlange oder Waran kommen eigentlich nur für diese Schandtat in Frage. Dann hat der Thai-Schwager einen Waran gesehen, der sich in einer Entwässerungsröhre ganz in der Nähe eingenistet hat. Leider miss­lang der Versuch, die Echse einzufangen und weit weg von hier wieder auszusetzen. Ohne hier in die Details zu gehen, das Problem wurde in der Zwischenzeit – abschließend – gelöst. Die Gänslein sind umgezogen und wurden nicht weiter angegriffen…

Dann hat der Gärtner beim Ausmisten eines anderen Geheges – es dient unseren freilaufenden Gänsen als sicheres Nachtquartier – eine Schlange gesehen, die sich im Heu oder Stroh versteckt hat. Bereits hat die Schlange eine unserer ausgewachsenen (und teuren) Toulouse-Zuchtgänsen gebissen, und sie ist kläglich krepiert. Der Thai-Schwager und der Gärtner erschlagen sie schließlich, es ist eine Kobra, mit denen ist wirklich nicht zu spaßen.

Fang heißt zugleich Heu und Stroh…

Farblich unterscheiden sich Heu und Stroh ein wenig, das hier – mit Grünstich – ist eindeutig Heu.

Das Reisstroh oder auf Thai „Fang“, mit dem wir sowohl Gänse- als auch Hühnerställe belegen, um sie mit Ausmis­ten sauber zu halten, ist uns ausgegangen. Unser üblicher Lieferant hat keines. Der Thai-Schwager findet einen anderen, der auch „Fang“ liefern kann.

Am 1. Januar arbeitet der Gärtner nie, da pflegt er seinen erheblichen Kater. Ich miste deshalb die Gänse- und Hühnerställe aus, spare nicht am neuen, frischen „Fang“. Doch am nächsten Tag ist mehr als die Hälfte des „Fang“ verschwunden. Jetzt erst merke ich, dass es sich bei diesem vermeintlichen Stroh tatsächlich um Heu handelt. Stroh gewinnt man aus Getreidehalmen, hierzulande also vor allem aus Reis. Heu hingegen ist getrocknetes Gras. Einmal mehr erweist sich die Thai-Sprache als relativ ungenau und bezeichnet sowohl Stroh als auch Heu als „Fang“.

Nun geben wir unseren Hühnern und Gänsen neben dem normalen Futter auch täglich Heu, das sie augenscheinlich sehr schätzen.

Und am Morgen des 5. Januar ist die verschwundene Katze „Suei“ plötzlich wieder da, tut so, als wäre sie nie weggewesen, als sei nie etwas gewesen. Ein total tierischer Jahresanfang!

Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an oder besuchen Sie die Dicovery Garden Webseite oder Facebook. Für unterhaltsame und interessante Gartengeschichten in Bild und Ton besuchen Sie Hans Fritschis YouTube-Kanal – Teilen, Liken & Abonnieren erwünscht!