BANGKOK: Thailand zieht mit seinen Traumstränden, paradiesischen Inseln, wunderschöner Natur und schneller Internetanbindung immer mehr digitale Nomaden an, die ihre Aufenthaltsorte rund um den Globus nach anderen Kriterien auswählen, als Auswanderer oder Urlauber.
Eine neue Form des Arbeitslebens außerhalb des traditionellen Büroumfelds hat im Zuge der Pandemie an Popularität gewonnen. Covid-19 hat den Trend der digitalen Nomaden beschleunigt, die Arbeit und Reisen flexibler miteinander verbinden können.
Die von MBO Partners durchgeführte Studie „2021 State of Independence“ hat zum Ergebnis, dass die Zahl der digitalen Nomaden in den USA im Vergleich zum Vorjahr um 42 Prozent auf 15,5 Millionen gestiegen ist, was einem Anstieg von 112 Prozent gegenüber den 7,3 Millionen entspricht, die vor dem Ausbruch der Pandemie im Jahr 2019 verzeichnet wurden.
Mit dem Bestreben, dieses boomende Segment zu bedienen, hat die thailändische Regierung im vergangenen Jahr neue Fördermaßnahmen im Rahmen eines Programms für Langzeitvisa beschlossen, die auf vier Gruppen wohlhabender Ausländer und hochqualifizierter Fachkräfte abzielen, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Im Rahmen des Programms wurden digitale Nomaden als Fachleute eingestuft, die von Thailand aus online arbeiten. Im Rahmen des neuen 10-Jahres-Visums sollen sie Privilegien wie Arbeitserlaubnis, Einkommenssteuererleichterungen sowie begrenztes Eigentum an Land und Immobilien erhalten.
Da erwartet wird, dass der Trend über die Pandemie hinaus anhalten wird, müsste jedoch noch deutlich mehr getan werden, sowohl von der Regierung als auch von den Tourismusunternehmen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Landes für digitale Nomaden aufrechtzuerhalten. Für sie hat die Schaffung eines Gemeinschaftsgefühls weitaus größere Priorität als Visabestimmungen, wie die Studie aufzeigt.
Touristische Möglichkeiten
„Digitale Nomaden und Telearbeiter verfügen nicht nur über ein hohes verfügbares Einkommen, sondern sind auch reisefreudig und lassen sich von den durch die Pandemie verursachten Unwägbarkeiten nicht beirren. Dies stellt eine Chance für den thailändischen Tourismus dar“, erklärt der TAT-Gouverneur Yuthasak Supasorn gegenüber der Presse.
Khun Yuthasak führt fort, dass diese Gruppe von Reisenden länger im Land bleibt als Touristen, im Durchschnitt drei bis neun Monate. Ihre Ausgaben übersteigen zwar nicht das Niveau von Freizeittouristen, aber sie bescheren örtlichen Geschäften, Restaurants und Unterkünften ein kontinuierliches Einkommen.
Laut der Studie der Adventure Travel Trade Association – „Work and Wander: Meet Today's Digital Nomads“ – liegt das durchschnittliche Monatsgehalt amerikanischer digitaler Nomaden bei 4.500 US-Dollar, wovon 36 Prozent für alltägliche Ausgaben, einschließlich Unterkunft, Transport und Lebensmittel, aufgewendet werden.
Laut Khun Yuthasak sei das Einkommen digitaler Nomaden aus China – dem größten Herkunftsland – im Vergleich zu den amerikanischen digitalen Nomaden relativ niedrig, weil die strengen Devisenvorschriften den Bürgern der Volksrepublik internationale Transaktionen erschweren würden.
Die Agentur wirbt seit dem ersten Quartal 2021 im Rahmen einer Kampagne mit dem Titel „Amazing Thailand Unlimited“ für Thailand als Reiseziel für digitale Nomaden in den USA, und das Programm soll bis zum vierten Quartal dieses Jahres fortgesetzt werden.
Im Rahmen der Kampagne wurden verschiedene Partnerschaften mit digitalen Dienstleistern geschlossen, um das Interesse digitaler Nomaden für Thailand zu wecken. Unter anderem wurden auch Social Media Influencer engagiert und Produktaktualisierungen für Reiseziele in diesem Segment vorangetrieben – u.a. in Surat Thani und Chiang Mai. Dennoch gehört die Schaffung von Co-Working-Spaces und -Communies für digitale Nomaden zu den entscheidenden Anreizen.
Gesetzliche Rückschläge
Trotz der Bemühungen der Regierung, digitale Nomaden anzuziehen, bleibt ein großer Schwachpunkt die fehlende Rechtssicherheit für diesen Lebensstil, wodurch digitale Nomaden dazu gezwungen sind, betreffend Visa- und Steuerbelange in einer rechtlichen Grauzone zu leben. Während der Pandemie ist ein grauer Markt für Visa entstanden, und obwohl viele Ausländer es vorziehen, sich an das Gesetz zu halten, gibt es nach wie vor einige Unsicherheiten. „Die bestehenden Richtlinien werden nicht gut umgesetzt“, beklagt Lily Bruns, eine in Chiang Mai ansässige, selbstständige Startup-Beraterin und Partnership-Managerin bei Plumia, einer Gemeinschaft globaler digitaler Nomaden.
Einige digitale Nomaden zahlten 70.000 Baht, um ein thailändisches Visum zu erhalten, aber sie könnten Probleme bekommen, wenn die Behörden beschließen, diese Visa zu überprüfen, erläutert Lily Bruns. Sie fordert deshalb die Regierung auf, eine Lösung für digitale Nomaden zu finden, anstatt sie in eine Schublade mit wohlhabenden Touristen, Expats und Startup-Unternehmern zu stecken, da nicht jeder digitale Nomade diesen Ansprüchen entspricht.
Das jüngste Angebot eines 10-Jahres-Visums wird laut Lily Bruns nicht den Bedürfnissen digitaler Nomaden gerecht, sondern zeige das mangelnde Verständnis der Regierung für ihren Lebensstil auf, der durch flexible, kurzfristige Lösungen ohne Verpflichtungen und ohne viel Papierkram geprägt ist. Digitale Nomaden können nur ins Land gelockt werden, wenn eine neue Visa-Kategorie geschaffen und die Visa-Vorschriften vereinfacht werden, so Lily Bruns.
Die Wiedereinführung des sechsmonatigen Touristenvisums für die mehrfache Einreise, das von Ausländern bei jeder thailändischen Botschaft beantragt werden kann, ohne dass sie dafür in ihr Heimatland zurückkehren müssen, ist deshalb von entscheidender Bedeutung, erklärt Lily Bruns.
Mit offiziellen Erklärungen der Einwanderungsbehörde, des Arbeitsministeriums und des Finanzministeriums könnte sichergestellt werden, dass digitalen Nomaden die Einreise nicht verweigert wird und sie auch nicht abgeschoben oder für ihre Arbeit bestraft werden, solange sie ihr Einkommen im Ausland verdienen.
„Nur mit einer einfachen Visa-Politik kann das Land für digitale Nomaden attraktiver werden, besonders auch, weil Thailand bereits seit Jahren gegenüber Vietnam und Malaysia einen schlechten Ruf hat in Bezug auf Visa und saisonaler hoher Feinstaubbelastung“, verdeutlicht Lily Bruns. Die Anziehung digitaler Nomaden, die ständig unterwegs sind, sollte eine Priorität für ganz Südostasien als Region sein, anstatt dass die einzelnen Länder gegeneinander in Konkurrenz treten, erläutert sie.
Ohnehin ist es nach Aussage von Lily Bruns eine große He-rausforderung, mit Osteuropa und Mittelamerika in Konkurrenz zu treten. Beide Regionen haben während der Pandemie als Ziele für digitale Nomaden an Beliebtheit gewonnen, weil es insbesondere Telearbeiter vorziehen, in der gleichen Zeitzone wie ihre Arbeitgeber zu arbeiten.
Auch Marisa Sukosol Nunbhakdi, Präsidentin des thailändischen Hotelverbands, betont, dass digitale Nomaden meist auf ihren Reisen viele Ziele in der gesamten Region besuchen möchten, weshalb die Einführung eines gemeinsamen Visums für kombinierte Reisen in Thailand und in den Nachbarländern ein wichtiger Anreiz darstellen würde. Es würde digitalen Nomaden den Grenzübertritt immens erleichtern, so Khun Marisa.
Sinn für Gemeinschaft
Neben einer vernünftigen Visa-Politik wird eine Community, die ein Umfeld für Co-Working und Co-Living bereitstellt, als wesentlich betrachtet, um die Beliebtheit des Landes als bevorzugtes Reiseziel zu steigern.
„Orte, an denen die Co-Working-Community zusammenkommt, sind so wertvoll, viel wertvoller sogar als Visa, weshalb wir trotz der rechtlichen Grauzonen immer noch in der Lage sind, digitale Nomaden nach Thailand anzuziehen“, betont Lily Bruns.
Digitale Nomaden können laut der Expertin durch die Initiativen staatlicher Stellen mit lokalen Start-ups und Unternehmen in Kontakt treten, um Wissen – z.B. über Kryptowährungen oder die boomenden Cannabismärkte und die Unterschiede zwischen den Ländern – auszutauschen.
Um die Gemeinschaft wachsen zu lassen, sollte die Regierung Co-Working-Spaces und Co-Living-Unterkünfte unterstützen, die von der Pandemie betroffen sind, und den lokalen Betreibern dabei helfen, Dienstleistungen zu entwickeln, die den Erwartungen von digitalen Nomaden entsprechen, findet Lily Bruns.
„Co-Working-Spaces und Communities sind es, die digitale Nomaden anziehen und sie wiederkommen lassen, was sich jedoch nicht in Zahlen messen lässt“, verdeutlicht Elie Assuied, Gründer und Geschäftsführer von Remote & Digital. Das Unternehmen betreibt drei Co-Working-Spaces auf Koh Phangan – La Casa Tropicana, Sunset Hill Resort und Signature Seafood and Grill – um die Ansprüche von digitalen Nomaden zu bedienen, die aus den Großstädten flüchten und sich auf der wellnessorientierte Insel temporär niederlassen.
Dass das Konzept des Unternehmens Früchte trägt, verdeutlichen die Buchungszahlen: Bis Ende Februar dieses Jahres war der Co-Living-Space im La Casa Tropicana komplett ausgebucht. Allerdings wurden laut Eli Assuied viele Reservierungen aufgrund der Aussetzung des „Test & Go“-Programms Ende Dezember und im Januar storniert.
Einige Touristen würden zwar auf „Sandbox“-Gebiete ausweichen, aber die Zahl der Gäste sei durch den erneuten Covid-19-Ausbruch stark beeinträchtigt worden, sagt Eli Assuied. Er führt fort, dass sein Unternehmen die Preisstrategie überdenken müsse, nachdem es von Mai 2020 bis März letzten Jahres kostenlosen Zugang zu Co-Working-Spaces angeboten habe, um die finanziellen Auswirkungen der geringeren Gästezahlen abzufedern.
Co-Working-Spaces ein Mehrwert
Laut Elie Assuied stellen digitale Nomaden zwar eine Möglichkeit dar, einige der Verluste aus dem regulären Tourismusgeschäft schnell auszugleichen, jedoch ist ein Co-Working-Space lediglich ein Mehrwert der Unterkunft. Remote & Digital hat sich darüber hinaus auf maßgeschneiderte Dienstleistungen spezialisiert, indem das Unternehmen z.B. auf Wunsch auch Unterkünfte in private Büros umwandelt.
Was die Hoteliers betrifft, so sagt Marisa Sukosol Nunbhakdi, dass die Branche vielleicht nicht so sehr von den digitalen Nomaden profitiert, weil sie sich normalerweise für günstige Unterkünfte entscheiden, um ihre Lebenshaltungskosten in der Ferne niedrig zu halten. Dennoch seien Hotels nach wie vor eine der wichtigsten Unterkunftsoptionen, wenn digitale Nomaden in andere Provinzen reisen.
Multinationale Unternehmen oder Firmen würden wiederum weiterhin nach Hotels in Thailand suchen, die es ihren Mitarbeitern ermöglichen, aus der Ferne zu arbeiten, informiert Khun Marisa. Sie weist deshalb darauf hin, dass Hoteliers, die diesen Markt erschließen wollen, ihren Geschäftsplan anpassen müssen, um die Nachfrage zu bedienen. Dazu gehören u.a. die Bereitstellung von Tagungsräumen für virtuelle oder hybride Meetings, von Videokonferenzräumen oder Investitionen in Co-Working-Spaces, was von ihrem Budget und ihrer Markenpositionierung abhängig ist.
[... landet direkt bei der Bevölkerung Thailands.]
ist meiner Meinung genau das Problem.
Das Geld der Nomaden, wie aber auch viel mehr der zig tausenden Rentner landet eben nur direkt bei der Bevoelkerung. Sei es der Car-workshop, Handwerker fuer das Haus, die kleinen Restaurants im Dorf oder die MopedMcDonalds, Massagen und von mir aus auch die Barmaedchen.
Die meisten zahlen keine Steuern, existieren fuer die Obrigkeit nicht und interessiert diese deshalb auch nicht.
Genau deshalb sind die hier dauerhaft lebenden Farang auch nur geduldet.
Nur die Touristen, die in den ueberteuerten SchickiMicki Laeden einkaufen, dessen Besitzer im Hintergrund das Geld fuer so einen Laden irgendwo her bekamen, selten aber wohl von der Bank Weiter auch die Luxushotels und andere Tourismusbetriebe und wiederum deren Besitzer und stillen Teilhaber haben scheinbar gute Verbindungen zu den 'richtigen' Leuten.
So laesst sich wohl auch erklaeren wenn es wieder heisst Touristen anzulocken um Fantastrillionen daran zu verdienen.
Die Nomaden haben aber gegenueber den fest und laengerfristig hier lebenden Auslaender einen Nachteil fuer Thailand. Bevor die Steuern zahlen muessen nomadieren die schon laengst im naechstem Land rum