Terroranschläge in Brüssel

Mehrere Angeklagte schuldig gesprochen

Die Angeklagten sitzen in einem speziell entworfenen Glaskasten vor Sicherheitsbeamten während des Beginns des Prozesses um die Brüsseler Terroranschläge vom 22. März 2016. Foto: Olivier Matthys/Pool epa/ap/dpa
Die Angeklagten sitzen in einem speziell entworfenen Glaskasten vor Sicherheitsbeamten während des Beginns des Prozesses um die Brüsseler Terroranschläge vom 22. März 2016. Foto: Olivier Matthys/Pool epa/ap/dpa

BRÜSSEL: Die Erinnerung an die islamistischen Terroranschläge in Brüssel sitzt tief. Dutzende Menschen kamen 2016 ums Leben, mehrere Hundert wurden verletzt. Nun stehen die Schuldigen nach einem Urteil fest - und eine höhere Opferzahl.

Im Prozess um die islamistischen Anschläge 2016 in Brüssel haben die Geschworenen mehrere der zehn Angeklagten des terroristischen Mordes schuldig gesprochen. Das verkündete Gerichtspräsidentin Laurence Massart am Dienstagabend in der belgischen Hauptstadt. Sechs Angeklagte wurden für terroristischen Mord verurteilt, wie die belgische Nachrichtenagentur Belga berichtete. Drei wurden demnach von diesem Vorwurf freigesprochen. Über die Strafen soll ab September entschieden werden.

Bei den Terroranschlägen vom 22. März 2016 am Flughafen Zaventem und in einer Metrostation in der belgischen Hauptstadt starben 32 Menschen, 340 wurden verletzt. Das Urteil wurde von zwölf Geschworenen nach 18-tägigen Beratungen gefällt. Die Jury war währenddessen an einem unbekannten Ort untergebracht und von der Außenwelt völlig abgeschottet.

Ihrem Urteil nach sind die gleichen sechs Angeklagten auch des versuchten terroristischen Mordes schuldig, wie Belga berichtete. Acht der zehn Angeklagten wurden demnach der Beteiligung an Aktivitäten einer terroristischen Vereinigung schuldig gesprochen.

Die Geschworenen entschieden Belga zufolge auch, die Angeklagten für drei weitere Todesopfer zur Rechenschaft zu ziehen, die nach den Anschlägen gestorben waren - etwa nach langer Krankheit oder durch Suizid. Die offizielle Zahl der Todesopfer erhöht sich damit von 32 auf 35.

Insgesamt waren wegen der Anschläge in Brüssel zehn Männer angeklagt. Einer fehlte jedoch vor Gericht: Es wird davon ausgegangen, dass er mittlerweile wohl in Syrien gestorben ist. Acht Angeklagten wurde 32-facher terroristischer Mord, versuchter terroristischer Mord an fast 700 Menschen sowie die Beteiligung an Aktivitäten einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Dem neunten hatte die Staatsanwaltschaft lediglich den dritten Punkt zur Last gelegt.

Vor den Anschlägen in Brüssel hatten Extremisten bei einer Anschlagsserie am 13. November 2015 in Paris 130 Menschen getötet und 350 weitere verletzt. Die Anschläge in Paris und Brüssel wurden wohl von derselben Terrorzelle eingefädelt, daher standen von den in Paris Verurteilten auch sechs in Brüssel vor Gericht - unter anderem der Hauptangeklagte im Pariser Prozess, Salah Abdeslam.

Abdeslam wurde nach Belga-Angaben in Brüssel wegen Beteiligung an Aktivitäten einer terroristischen Vereinigung, terroristischen Mordes und versuchten terroristischen Mordes schuldig gesprochen - und das, obwohl er sich am Tag des Anschlags im Gefängnis befand. Er wurde bereits im Prozess um die Anschläge in der französischen Hauptstadt zu lebenslanger Haft verurteilt und in einem separaten Verfahren zu 20 Jahren Gefängnis, weil er kurz vor seiner Festnahme in Brüssel 2016 auf Polizisten geschossen hatte.

Der Angeklagte Mohamed Abrini wurde Belga zufolge ebenfalls wegen aller drei Vorwürfe schuldig gesprochen. Er sollte am Flughafen Zaventem eigentlich eine weitere Bombe zünden, flüchtete aber und wurde durch Überwachungsbilder als «Mann mit Hut» bekannt. Auch er wurde bereits in Paris zu lebenslanger Haft verurteilt.

Das öffentliche Interesse an dem Prozess mit mehr als 900 Nebenklägerinnen und -klägern war riesig - deshalb wurde der Prozess in umgebauten Räumlichkeiten des früheren Nato-Hauptquartiers im Nordosten der Stadt geführt.

Um das Strafmaß für die Verurteilten wird es ab September gehen: Dann werden die Geschworenen sich erneut beraten, wie Belga berichtete.

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