Taliban halten sich Reaktion auf Truppenabzug offen

Afghanische Sicherheitsbeamte inspizieren den Schauplatz einer Bombenexplosion, die ein Fahrzeug der afghanischen Nationalarmee in Jalalabad traf. Foto: epa/Ghulamullah Habibi
Afghanische Sicherheitsbeamte inspizieren den Schauplatz einer Bombenexplosion, die ein Fahrzeug der afghanischen Nationalarmee in Jalalabad traf. Foto: epa/Ghulamullah Habibi

KABUL: Die militant-islamistischen Taliban halten sich eine Reaktion auf den verspäteten Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan offen. Da der Abzug der ausländischer Streitkräfte nicht wie im USA-Taliban-Abkommen zum 1. Mai abgeschlossen worden sei, habe dieser «Verstoß» den Taliban «im Prinzip den Weg geebnet, jegliche Gegenmaßnahme» gegen die internationalen Truppen zu ergreifen, die man für angemessen halte, schrieb der Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid am Samstag auf Twitter.

Nach fast 20 Jahren Einsatz begann am Samstag offiziell der Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan. Rund 10.000 Nato-Soldaten der Ausbildungsmission «Resolute Support», darunter 2500 Soldaten aus den USA und rund 1100 aus Deutschland, sollen bis spätestens September das Land verlassen haben.

Die Kämpfer der Taliban würden nun eine Entscheidung ihrer Führung abwarten, die diese im Lichte der höheren Interessen des Landes treffen wolle, und dann entsprechend handeln, schrieb Mudschahid weiter.

Für Samstag waren Angriffe auf die internationalen Truppen in Afghanistan befürchtet worden. Die USA und die militant-islamistischen Taliban hatten im Vorjahr - noch unter Präsident Donald Trump - im Golfemirat Katar ein Abkommen unterzeichnet und einen Abzug aller US- und Nato-Truppen bis 1. Mai vereinbart.

Allerdings hat der neue US-Präsident Joe Biden den Abzug verschoben - dieser soll nun bis spätestens 11. September abgeschlossen sein. Dafür setzte Biden den offiziellen Beginn des endgültigen Truppenabzugs auf den 1. Mai.

Die Taliban hatten in den vergangenen Wochen die USA davor gewarnt, sich nicht an das Abkommen zu halten. Einen späteren Abzug würden sie als Vertragsbruch werten und sich Gegenmaßnahmen vorbehalten.


Mit Abzugsbeginn: Unruhe und Sorge innerhalb der afghanischen Armee

KABUL: Afghanische Soldaten haben zu Beginn des Abzugs der internationalen Truppen von Unruhe innerhalb der eigenen Reihen berichtet. Man habe «kein sonderlich gutes Gefühl», sagte ein Soldat am Samstag der Deutschen Presse-Agentur, der in Kabul stationiert ist und namentlich nicht genannt werden wollte. Lediglich die Spezialkräfte seien wirklich in der Lage, das Land zu verteidigen.

Seine Einheit verharre seit der Ankündigung des Abzugs der US- und Nato-Truppen in Schockstarre, sagte der Soldat weiter. Man habe bis zuletzt nicht geglaubt, dass die USA wirklich abziehen würden. Man wisse aber, man müsse für das Land kämpfen - «sei es jetzt mit oder ohne Amerikaner».

Nun mache sich auch Reue breit, sagte der Soldat. Man habe von den USA in den vergangenen Jahren alles bekommen. «Aber wir konnten es uns nicht zunutze machen», sagte er. Viel zu viel sei durch Korruption verloren gegangen. Er habe auch Sorge, dass nun Munitions- und Waffenbestände der Armee zunehmend «verschwinden». Manche Kameraden würden sich offenbar schon auf einen Bürgerkrieg vorbereiten, sagte er.

Ein Bataillonskommandeur erklärte, es fehle vor allem in den ländlichen Gebieten an adäquater Ausrüstung und gut trainierten Soldaten. Wenn eine Truppe, die einen jahrelang mit Logistik, Treibstoff, Fahrzeugen, Waffen, Ausrüstung und Schulungen unterstützt, plötzlich das Land verlasse, habe dies natürlich negative Auswirkungen. Zudem könne ja niemand garantieren, dass nun auch die Taliban keine Unterstützung aus dem Ausland mehr bekämen.

Nach fast 20 Jahren Einsatz hat am Samstag offiziell der Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan begonnen. Rund 10.000 Nato-Soldaten der Ausbildungsmission «Resolute Support», darunter 2500 Soldaten aus den USA und rund 1100 aus Deutschland, sollen bis spätestens September das Land verlassen haben.


Zwei Tote nach Explosion auf afghanischer Militärbasis Bagram

KABUL: Bei der Explosion einer Bombe in einer Moschee am afghanischen Luftwaffenstützpunkt Bagram sind mindestens zwei Soldaten getötet worden. Mindestens 18 weitere Soldaten seien verletzt worden, teilte der stellvertretende Polizeichef der Provinz Parwan am Samstag mit. Demnach war eine Bombe in der Decke einer Moschee platziert worden und in der Nacht zu Samstag detoniert, als die Soldaten beteten.

Die Militärbasis, auf der die Explosion stattfand, bewache das Gefängnis von Bagram und sei Teil des Luftwaffenstützpunkts Bagrams, sagte der Bezirksgouverneur von Bagram, Abdul Schukur Kudosi. Dem Vizepolizeichef zufolge sei die Basis durch eine «Wand» von internationalen Soldaten getrennt, die in Bagram stationiert sind. Die beiden Seiten seien rund 500 Meter voneinander entfernt.

US- und Nato-Soldaten in Afghanistan sind schon lange in schwer bewachten separaten Camps von den afghanischen Kräften abgeschottet. Ein derartiger Angriff innerhalb des Luftwaffenstützpunkts Bagram ist allerdings selten. Sicherheitskreise vermuteten die Beteiligung von Insidern.

Für Samstag waren Angriffe auf die internationalen Truppen in Afghanistan befürchtet worden. Die USA und die militant-islamistischen Taliban hatten im Vorjahr noch unter Präsident Donald Trump in einem Abkommen den Abzug aller US- und Nato-Truppen bis 1. Mai vereinbart. Allerdings hat der US-Präsident Joe Biden den Abzug verschoben - dieser soll nun bis spätestens 11. September abgeschlossen sein. Dafür setzte Biden den Beginn des endgültigen Truppenabzugs auf den 1. Mai.

Die Taliban hatten in den vergangenen Wochen die USA davor gewarnt, sich nicht an das USA-Taliban-Abkommen zu halten. Einen späteren Abzug würden sie als Vertragsbruch werten und sich jegliche notwendige Gegenmaßnahme vorbehalten.

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