Sechs Tote in zwei Jahren: Film zu Koh Tao rüttelt auf

Foto der polizeilichen Vernehmung des Tatverdächtigen 2, Wai Phyo (re.) in der Polizeistation Phunpin bei Surat Thani am 2. Oktober 2014. Polizisten leiten ihn an und schießen belustigt Erinnerungsvideos.
Foto der polizeilichen Vernehmung des Tatverdächtigen 2, Wai Phyo (re.) in der Polizeistation Phunpin bei Surat Thani am 2. Oktober 2014. Polizisten leiten ihn an und schießen belustigt Erinnerungsvideos.

KOH TAO: Der Doppelmord von Koh Tao sorgt in einem aktuellen Filmbeitrag des Senders ‚Channel NewsAsia‘ für Furore in sozialen Netzwerken – und wühlt in einem 45 minütigen Rückblick zur Tat und umstrittenen Aufklärung von Thailands Polizei und Justiz die Gemüter auf.

Zwei burmesische Gastarbeiter, Zaw Lin und Wai Phyo (heute 22), sind am Weihnachtstag 2015 vom Provinzgericht Koh Samui wegen gemeinschaftlichen Doppelmordes und Vergewaltigung der britischen Rucksacktouristin Hannah Witheridge sowie ihrer Urlaubsbekanntschaft David Miller zum Tode verurteilt worden (wir berichteten ausführlich). Dagegen läuft seit dem Urteilsspruch ein Berufungsverfahren der Verteidigung. Bis heute streiten Befürworter und Gegner des Urteils über die Rechtmäßigkeit der Ermittlungen und die Glaubwürdigkeit der gerichtsmedizinischen Untersuchung vom Tatort – dem weltbekannten Sairee Strand auf Koh Tao.

Dort waren am 15. September 2014 die Leichen von Hannah Witheridge und David Miller aus Großbritannien gefunden worden. Nach zweiwöchiger turbulenter Ermittlungsarbeit der Royal Thai Police und mehreren falschen Tatverdächtigen wurden Anfang Oktober die Gastarbeiter Zaw Lin und Wai Phyo aus Myanmar verhaftet. Sie hatten auf Koh Tao als Hilfsarbeiter in der Gastronomie gearbeitet und sollen in der Tatnacht zufällig auf die britischen Touristen gestoßen sein und sie missbraucht und erschlagen haben.

Der Beitrag von ‚Channel NewsAsia‘ in englischer Sprache beleuchtet nicht nur die Umstände auf Koh Tao und die Folgen des grausamen Doppelmordes. Er beschäftigt sich auch mit der Methodik thailändischer Polizeiermittlung und wirft Fragen hinsichtlich der Objektivität der Beweismittel auf. Zu Wort kommen erstmals auch ehemalige Tatverdächtige von einflussreichen Familien auf Koh Tao. Sie bestreiten bis heute – teils mit gerichtlichen Androhungen – etwas mit der Gewalttat am Sairee Beach zu tun gehabt zu haben. Auch Vorwürfe von mafiösen Zuständen auf Koh Tao weisen sie kategorisch von sich.

Wer der englischen Sprache mächtig ist und den Koh Tao Doppelmordfall in den vergangenen 18 Monaten mit verfolgt hat, findet in dem Beitrag interessante neue Informationen. Offen bleibt die tatsächliche Schuldfrage. Das Provinzgericht Koh Samui war trotz massiver Kritik an der forensischen Aufarbeitung von Tatortspuren der Staatsanwaltschaft gefolgt und hatte Wai Phyo und Zaw Lin zum Tode verurteilt. Die Verteidigung und viele thailändische und europäische Prozessbeobachter zweifeln an der Schuld der beiden Burmesen. Diese sollen unter Todesdrohungen und mit Schlägen zu ihren später widerrufenen Geständnissen gezwungen worden sein.

Beleuchtet werden in dem Report auch weitere fünf Todesfälle auf Koh Tao der vergangenen beiden Jahre. Angehörige von dort gefundenen Selbstmord-, Unfall- oder Krankheitsopfern kommen zu Wort und äußern Bedenken zur Ermittlungsarbeit von Koh Taos Polizeibehörden. Die personelle Stärke der Polizei ist nach dem Doppelmord vom 15. September 2014 verdreifacht worden, um die Sicherheit der Touristen auch medienwirksam zu unterstreichen. Dennoch starben seither weitere Touristen unter strittigen Umständen.

Hier der Link zu dem Filmbeitrag: http://video.toggle.sg/en/series/undercover-asia-s3/ep7/377702

Quelle: Fotos: Channel NewsAsia

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Jack N.Kurt Leupi 22.12.16 18:13
Zukunft /Herr Michael Meier
Wenn Sie nach dem folgenden Grundsatz streben :im Leben lernt der Mensch zuerst gehen , dann sprechen.Später lernt er dann noch still zu sitzen und das "Maul" zu halten ", da unterstützen Sie wahrscheinlich auch, dass der, der sich den Gesetzen nicht fügen will, die Gegend verlassen muss, wo sie gelten ! So nicht, das tönt nach "Privat-Scharia", wo Ihr Mut keine Zunge mehr hat und somit bleibt der Verstand stumm ! Noch gilt Rede-und Meinungsfreiheit, dazu gehört auch "sich einmischen " ! N`oubliez pas !
Johann Riedlberger 04.03.16 14:58
@interressiert keine Sau
Diese ganze Gerichtsverhandlung war eine schlecht gelungene Theatervorstellung um zu zeigen dass man fähig und willens ist die Morde aufzuklären. Gerade die Farangs im In und Ausland sollten mit der Show beeindruckt werden. Gerade wegen der guten Berichte von Sam Gruber ist es nicht geglückt.
Jürgen Franke 03.03.16 17:38
Danke Sam Gruber
für den Bericht und den Film, der da dranhängt. Es wäre zu schön, wenn daraus für zukünftige Ermittlungen Lehren gezogen werden.