Der sogenannte „Lockdown“ hat mir wieder einmal deutlich gemacht, unsere Thai Gastgeber sind typische Vertreter einer heißen Kultur, wir Farangs hingegen kommen aus einer kalten Kultur.
Ich habe kürzlich wieder einmal Konfitüre produziert, und zwar aus reifen, sehr süßen Mangos und sauren Passionsfrüchten. Das Einkochen von Früchten ist eine alte europäische Antwort mit Überschüssen umzugehen, sie nämlich zu konservieren. Als Kind habe ich jeweils meiner Großmutter beim Einkochen der Brombeeren zugeschaut, und war fasziniert.
Verderbliche Ware haltbarer machen
Einerseits reagiert der Konfitüre-Koch auf große, saisonale Überschüsse, indem er sie haltbar macht. Anderseits sieht er sich vor, plant für die Zeit, wenn im Winter nichts wächst. Das ist ein typisches Verhalten von jemandem aus einer kalten Kultur. Wir Farangs wurden sozialisiert in Landstrichen, wo manchmal gar nichts Beißbares wächst, wir müssen uns – kulturell gesprochen – für diese Zeit des Mangels vorsehen oder – anders ausgedrückt – planen.
Anders Brasilianer, Thais und andere Tropenbewohner, sie müssen sich nicht im gleichen Sinn vorsehen oder planen, können eher in den Tag hineinleben und improvisieren, denn irgendetwas, das man essen kann, wächst schließlich immer nach.
Weil ich mich stets informiere, habe ich den Lockdown von Thailand lange im Voraus kommen gesehen und entsprechend darauf reagiert. Ich habe Vorräte angelegt, gewissermaßen für den „Winter“ geplant. Teigwaren, Dosentomaten, Mehl, Zucker, Eier, Mama Fertignudeln, Öl und Fleischbrühwürfel in großen Mengen kamen in den Vorratsschrank. Die Tiefkühltruhe war randvoll mit Gänsen, Schinken und Fleisch. Und ich habe natürlich auch ans „flüssige Brot“ gedacht, ans Bier.
Belächelt wie Noah vor der Sintflut
Meine lieben Thais haben meine Handlungsweise zunächst gar nicht verstanden, fanden mich mindestens so lächerlich wie Noah, bevor der ganz starke Regen schließlich anfing. Und dann kam – für die meisten Thais wie der Blitz aus heiterem Himmel – das landesweite Verbot, Alkohol zu verkaufen. Da waren meine Vorräte plötzlich sehr beliebt.
Als dann das Verbot, Alkohol zu verkaufen, um einen Monat bis Ende Mai verlängert wurde, war hier in der Umgebung der Teufel los. Die noch vorhandenen Biervorräte bei den kleinen Händlern wurden zu Schwarzmarktpreisen unter der Hand gehamstert, „Lao Khao“ war schon vorher überall „ausverkauft“ gewesen. Wäre die Regierung nicht über Nacht umgeschwenkt, hätte sich wohl in kürzester Zeit ein riesiger Schwarzmarkt gebildet wie während der Prohibition in Amerika.
Nach einigen wüsten Szenen am ersten Tag, als Alkohol offiziell wieder verkauft werden durfte, hat sich die Lage nun ja beruhigt. Und ich denke auch nicht, dass sich dieses ziemlich unnütze, eher kontraproduktive Verkaufsverbot in absehbarer Zukunft wiederholen wird. Als Vertreter einer „kalten Kultur“ habe ich aber dennoch meine Biervorräte wieder aufgestockt, für alle Fälle… Und das finden meine lieben Thais nun nicht mehr ganz so lächerlich.
Hingegen habe ich angefangen, meine anderweitigen Reserven abzubauen, da die meisten Lieferketten ja intakt geblieben sind. Ein großer Schweinshals hat den Tiefkühler bereits verlassen und wurde vollends verspeist und verdaut. Mehr saisonale Mangos können da nun rein.
Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an oder besuchen Sie die Dicovery Garden Webseite oder Facebook. Für unterhaltsame und interessante Gartengeschichten in Bild und Ton besuchen Sie Hans Fritschis YouTube-Kanal – Teilen, Liken & Abonnieren erwünscht!
Für mich kommt dies in Thailand allerdings in einer anderen Form in Frage. Hier bin ich ja nur sehr eingeschränkt vom Wetter abhängig und kann mit der entsprechenden Planung das ganze Jahr meinen Bedarf aus Garten und Teich decken. Gut ich trinke keinen Alkohol und lebe mit wenigen Ausnahmen vegetarisch. Bin gerade dabei auszuprobieren ob eine Kaffeeproduktion für den Eigenbedarf möglich ist. Kenne den Tabakanbau aus Deutschland noch, Opa hat den im Garten kultiviert, an Schnüren und im Backofen getrocknet, mit Messer geschnitten und mit Deckblatt zur Zigarre verarbeitet. War bis weit in die Siebziger ein begehrtes Tauschobjekt.
Wir haben zudem das Glück das unsere Familie Land verpachtet und die Pacht in Naturalien kassiert wird